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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796.

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andre. -- "Unglücklichen muß man einigen
Unmuth zu gute halten!" -- Mit diesen Wor-
ten stand er auf und sezte sich an des Tisches
entgegen gesezte Seite. Doch eben diese Gelas-
senheit und dieser an sich so schuldlose Ausruf
erhizten den Spieler noch stärker. Seine Re-
den wurden immer lauter und beleidigender.
Der Hauptmann konnte, als Offizier und als
Mann von Ehre, sich einer Antwort nicht län-
ger entbrechen. Zwar ermahnte er auch jezt den
Zürnenden blos mit aller möglichen anstän-
digen Kälte zur Mäßigung seiner Hizze Doch
der Wortwechsel grif bald weiter um sich; und
schon bei der dritten oder vierten Rede rückte
der junge Brausekopf mit dem Vorschlag
heraus: Der Herr Hauptmann möchte die
Güte haben, entweder gleich jezt mit ihm in
ein Seiten-Gemach zu gehn, oder ihm mor-
gen früh eine Stunde zu bestimmen, wo er
sprechbar sey.

Der Aeltere schwieg bei diesem Antrag ein
paar Augenblicke stille; und nicht mit verleg-

andre. — „Ungluͤcklichen muß man einigen
Unmuth zu gute halten!“ — Mit dieſen Wor-
ten ſtand er auf und ſezte ſich an des Tiſches
entgegen geſezte Seite. Doch eben dieſe Gelaſ-
ſenheit und dieſer an ſich ſo ſchuldloſe Ausruf
erhizten den Spieler noch ſtaͤrker. Seine Re-
den wurden immer lauter und beleidigender.
Der Hauptmann konnte, als Offizier und als
Mann von Ehre, ſich einer Antwort nicht laͤn-
ger entbrechen. Zwar ermahnte er auch jezt den
Zuͤrnenden blos mit aller moͤglichen anſtaͤn-
digen Kaͤlte zur Maͤßigung ſeiner Hizze Doch
der Wortwechſel grif bald weiter um ſich; und
ſchon bei der dritten oder vierten Rede ruͤckte
der junge Brauſekopf mit dem Vorſchlag
heraus: Der Herr Hauptmann moͤchte die
Guͤte haben, entweder gleich jezt mit ihm in
ein Seiten-Gemach zu gehn, oder ihm mor-
gen fruͤh eine Stunde zu beſtimmen, wo er
ſprechbar ſey.

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[463/0471] andre. — „Ungluͤcklichen muß man einigen Unmuth zu gute halten!“ — Mit dieſen Wor- ten ſtand er auf und ſezte ſich an des Tiſches entgegen geſezte Seite. Doch eben dieſe Gelaſ- ſenheit und dieſer an ſich ſo ſchuldloſe Ausruf erhizten den Spieler noch ſtaͤrker. Seine Re- den wurden immer lauter und beleidigender. Der Hauptmann konnte, als Offizier und als Mann von Ehre, ſich einer Antwort nicht laͤn- ger entbrechen. Zwar ermahnte er auch jezt den Zuͤrnenden blos mit aller moͤglichen anſtaͤn- digen Kaͤlte zur Maͤßigung ſeiner Hizze Doch der Wortwechſel grif bald weiter um ſich; und ſchon bei der dritten oder vierten Rede ruͤckte der junge Brauſekopf mit dem Vorſchlag heraus: Der Herr Hauptmann moͤchte die Guͤte haben, entweder gleich jezt mit ihm in ein Seiten-Gemach zu gehn, oder ihm mor- gen fruͤh eine Stunde zu beſtimmen, wo er ſprechbar ſey. Der Aeltere ſchwieg bei dieſem Antrag ein paar Augenblicke ſtille; und nicht mit verleg-

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Zitationshilfe: Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 463. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/471>, abgerufen am 23.11.2024.