ner, aber mit einer zweideutigen, fast lächelnden Miene sagte er endlich: Nein, beim Kerzenlichte schlag ich mich keineswegs. Das taugt für die Zweikämpfe auf Theatern nur; auf würkliche Heldenthaten muß die Sonne scheinen. Haben der Herr Lieutenant daher morgen Lust mich zu besuchen, so werd' ich nach eilf Uhr gewiß zu -- finden seyn. Früher hab' ich Ge- schäfte. Auch steht es noch ganz bei Jhnen sich dieseNacht über darauf zu besinuen, daßSie sich ereiferten, ohne beleidigt worden zu seyn." -- Er sagte ihm dann noch sein Quartier, nahm Hut und Stock und ging. Die Empfindun- gen der Anwesenden bei diesem Vorfall waren sehr getheilt. Daß der Ausforderer Unrecht habe, darüber gab es freilich nur eine Stim- me; doch auch das Betragen des Fremden gefiel nur halb. Er hätte, meinte man, doch rascher zugreifen, und die Sache sogleich aus- fechten sollen. Daß er es seinem Gegner sogar freistellte sich noch eines bessern zu be- sinnen, -- pfui, das war Unrecht! Was
ner, aber mit einer zweideutigen, faſt laͤchelnden Miene ſagte er endlich: Nein, beim Kerzenlichte ſchlag ich mich keineswegs. Das taugt fuͤr die Zweikaͤmpfe auf Theatern nur; auf wuͤrkliche Heldenthaten muß die Sonne ſcheinen. Haben der Herr Lieutenant daher morgen Luſt mich zu beſuchen, ſo werd' ich nach eilf Uhr gewiß zu — finden ſeyn. Fruͤher hab' ich Ge- ſchaͤfte. Auch ſteht es noch ganz bei Jhnen ſich dieſeNacht uͤber darauf zu beſinuen, daßSie ſich ereiferten, ohne beleidigt worden zu ſeyn.“ — Er ſagte ihm dann noch ſein Quartier, nahm Hut und Stock und ging. Die Empfindun- gen der Anweſenden bei dieſem Vorfall waren ſehr getheilt. Daß der Ausforderer Unrecht habe, daruͤber gab es freilich nur eine Stim- me; doch auch das Betragen des Fremden gefiel nur halb. Er haͤtte, meinte man, doch raſcher zugreifen, und die Sache ſogleich aus- fechten ſollen. Daß er es ſeinem Gegner ſogar freiſtellte ſich noch eines beſſern zu be- ſinnen, — pfui, das war Unrecht! Was
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0472"n="464"/>
ner, aber mit einer zweideutigen, faſt laͤchelnden<lb/>
Miene ſagte er endlich: Nein, beim Kerzenlichte<lb/>ſchlag ich mich keineswegs. Das taugt fuͤr die<lb/>
Zweikaͤmpfe auf Theatern nur; auf wuͤrkliche<lb/>
Heldenthaten muß die Sonne ſcheinen. Haben<lb/>
der Herr Lieutenant daher morgen Luſt mich<lb/>
zu beſuchen, ſo werd' ich nach eilf Uhr gewiß<lb/>
zu —<hirendition="#g">finden</hi>ſeyn. Fruͤher hab' ich Ge-<lb/>ſchaͤfte. Auch ſteht es noch ganz bei Jhnen ſich<lb/>
dieſeNacht uͤber darauf zu beſinuen, daßSie ſich<lb/>
ereiferten, ohne beleidigt worden zu ſeyn.“—<lb/>
Er ſagte ihm dann noch ſein Quartier, nahm<lb/>
Hut und Stock und ging. Die Empfindun-<lb/>
gen der Anweſenden bei dieſem Vorfall waren<lb/>ſehr getheilt. Daß der Ausforderer Unrecht<lb/>
habe, daruͤber gab es freilich nur <hirendition="#g">eine</hi> Stim-<lb/>
me; doch auch das Betragen des Fremden<lb/>
gefiel nur halb. Er haͤtte, meinte man, doch<lb/>
raſcher zugreifen, und die Sache ſogleich aus-<lb/>
fechten ſollen. Daß er es ſeinem Gegner ſogar<lb/>
freiſtellte ſich noch eines <hirendition="#g">beſſern zu be-<lb/>ſinnen</hi>, — pfui, das war Unrecht! Was<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[464/0472]
ner, aber mit einer zweideutigen, faſt laͤchelnden
Miene ſagte er endlich: Nein, beim Kerzenlichte
ſchlag ich mich keineswegs. Das taugt fuͤr die
Zweikaͤmpfe auf Theatern nur; auf wuͤrkliche
Heldenthaten muß die Sonne ſcheinen. Haben
der Herr Lieutenant daher morgen Luſt mich
zu beſuchen, ſo werd' ich nach eilf Uhr gewiß
zu — finden ſeyn. Fruͤher hab' ich Ge-
ſchaͤfte. Auch ſteht es noch ganz bei Jhnen ſich
dieſeNacht uͤber darauf zu beſinuen, daßSie ſich
ereiferten, ohne beleidigt worden zu ſeyn.“ —
Er ſagte ihm dann noch ſein Quartier, nahm
Hut und Stock und ging. Die Empfindun-
gen der Anweſenden bei dieſem Vorfall waren
ſehr getheilt. Daß der Ausforderer Unrecht
habe, daruͤber gab es freilich nur eine Stim-
me; doch auch das Betragen des Fremden
gefiel nur halb. Er haͤtte, meinte man, doch
raſcher zugreifen, und die Sache ſogleich aus-
fechten ſollen. Daß er es ſeinem Gegner ſogar
freiſtellte ſich noch eines beſſern zu be-
ſinnen, — pfui, das war Unrecht! Was
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 464. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/472>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.