als sie nur immer konnte, herbei; überhäuf- te ihren Gatten mit den bittersten Vorwür- fen; belegte seine Geliebte mit den aller- schimpflichsten Beinamen; beschuldigte ihn ei- nes offenbaren Ehebruchs, und schwur: "daß sie sofort zu Pfarrer und Edelmann, um ihn zu verklagen, hingehn wolle."
Eine solche, gleichsam verabredete Zusam- mentreffung mannichfaltiger Unfälle, deren je- der einzeln schwer genug zu tragen war, über- wog die Fassung unsers armen Bauers weit. Gemißhandelt ohne Schuld von seinem Edel- mann, bedroht vom Ausbruch einer allgemei- nen Schmach; seine Geliebte in Bereitschaft Hand an sich selbst und an das Kind unter ihren Herzen zu legen; seine Habe in Abnah- me, seine Hauswirthschaft in Verwirrung -- und auch eben diejenige Person, deren Krank- heit von allen diesen Unfällen die erste, ob- schon unschuldige Ursache war, im Begriff, seine Schmach und sein Elend zu vollenden. -- Wahrlich, der Bedaurungswürdige kann-
als ſie nur immer konnte, herbei; uͤberhaͤuf- te ihren Gatten mit den bitterſten Vorwuͤr- fen; belegte ſeine Geliebte mit den aller- ſchimpflichſten Beinamen; beſchuldigte ihn ei- nes offenbaren Ehebruchs, und ſchwur: „daß ſie ſofort zu Pfarrer und Edelmann, um ihn zu verklagen, hingehn wolle.“
Eine ſolche, gleichſam verabredete Zuſam- mentreffung mannichfaltiger Unfaͤlle, deren je- der einzeln ſchwer genug zu tragen war, uͤber- wog die Faſſung unſers armen Bauers weit. Gemißhandelt ohne Schuld von ſeinem Edel- mann, bedroht vom Ausbruch einer allgemei- nen Schmach; ſeine Geliebte in Bereitſchaft Hand an ſich ſelbſt und an das Kind unter ihren Herzen zu legen; ſeine Habe in Abnah- me, ſeine Hauswirthſchaft in Verwirrung — und auch eben diejenige Perſon, deren Krank- heit von allen dieſen Unfaͤllen die erſte, ob- ſchon unſchuldige Urſache war, im Begriff, ſeine Schmach und ſein Elend zu vollenden. — Wahrlich, der Bedaurungswuͤrdige kann-
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als ſie nur immer konnte, herbei; uͤberhaͤuf-
te ihren Gatten mit den bitterſten Vorwuͤr-
fen; belegte ſeine Geliebte mit den aller-
ſchimpflichſten Beinamen; beſchuldigte ihn ei-
nes offenbaren Ehebruchs, und ſchwur: „daß
ſie ſofort zu Pfarrer und Edelmann, um ihn
zu verklagen, hingehn wolle.“
Eine ſolche, gleichſam verabredete Zuſam-
mentreffung mannichfaltiger Unfaͤlle, deren je-
der einzeln ſchwer genug zu tragen war, uͤber-
wog die Faſſung unſers armen Bauers weit.
Gemißhandelt ohne Schuld von ſeinem Edel-
mann, bedroht vom Ausbruch einer allgemei-
nen Schmach; ſeine Geliebte in Bereitſchaft
Hand an ſich ſelbſt und an das Kind unter
ihren Herzen zu legen; ſeine Habe in Abnah-
me, ſeine Hauswirthſchaft in Verwirrung —
und auch eben diejenige Perſon, deren Krank-
heit von allen dieſen Unfaͤllen die erſte, ob-
ſchon unſchuldige Urſache war, im Begriff,
ſeine Schmach und ſein Elend zu vollenden.
— Wahrlich, der Bedaurungswuͤrdige kann-
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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/48>, abgerufen am 23.11.2024.
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