te beim Uebermaas seines Unglücks nun sich selbst nicht mehr, und sein Gefühl brach endlich im heftigsten bewußtlosesten Zorn aus. "Elen- de, rief er zu seinem Weibe, bin ich nicht erst durch dich um alles, was mir lieb ist, gekom- men? Und nun willst du noch selbst gegen mich den Teufel spielen, und mich bei Gott und Menschen verklagen? Er hob den Stock, den er so eben in der Hand hatte, hier über dem Haupte seiner Frau auf, und von einem gräßlichen Schlage getroffen, sank die Arme augenblicklich todt zur Erde. Wahrscheinlich hatte sich der Arme selbst nicht klar gedacht, was er verübe. Aber die That war geschehen. Nun konnte keine Reue die Getödtete wieder retten; ihn eben so wenig. Gerechtigkeit der Gesetze verfuhr bald nachher gegen ihn, wie sie -- mußte.
C 5
te beim Uebermaas ſeines Ungluͤcks nun ſich ſelbſt nicht mehr, und ſein Gefuͤhl brach endlich im heftigſten bewußtloſeſten Zorn aus. „Elen- de, rief er zu ſeinem Weibe, bin ich nicht erſt durch dich um alles, was mir lieb iſt, gekom- men? Und nun willſt du noch ſelbſt gegen mich den Teufel ſpielen, und mich bei Gott und Menſchen verklagen? Er hob den Stock, den er ſo eben in der Hand hatte, hier uͤber dem Haupte ſeiner Frau auf, und von einem graͤßlichen Schlage getroffen, ſank die Arme augenblicklich todt zur Erde. Wahrſcheinlich hatte ſich der Arme ſelbſt nicht klar gedacht, was er veruͤbe. Aber die That war geſchehen. Nun konnte keine Reue die Getoͤdtete wieder retten; ihn eben ſo wenig. Gerechtigkeit der Geſetze verfuhr bald nachher gegen ihn, wie ſie — mußte.
C 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0049"n="41"/>
te beim Uebermaas ſeines Ungluͤcks nun ſich<lb/>ſelbſt nicht mehr, und ſein Gefuͤhl brach endlich<lb/>
im heftigſten bewußtloſeſten Zorn aus. „Elen-<lb/>
de, rief er zu ſeinem Weibe, bin ich nicht erſt<lb/>
durch dich um alles, was mir lieb iſt, gekom-<lb/>
men? Und nun willſt du noch ſelbſt gegen<lb/>
mich den Teufel ſpielen, und mich bei Gott<lb/>
und Menſchen verklagen? Er hob den Stock,<lb/>
den er ſo eben in der Hand hatte, hier uͤber<lb/>
dem Haupte ſeiner Frau auf, und von einem<lb/>
graͤßlichen Schlage getroffen, ſank die Arme<lb/>
augenblicklich todt zur Erde. Wahrſcheinlich<lb/>
hatte ſich der Arme ſelbſt nicht klar gedacht,<lb/>
was er veruͤbe. Aber die That war geſchehen.<lb/>
Nun konnte keine Reue die Getoͤdtete wieder<lb/>
retten; ihn eben ſo wenig. Gerechtigkeit der<lb/>
Geſetze verfuhr bald nachher gegen ihn, wie<lb/>ſie — mußte.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><fwplace="bottom"type="sig">C 5</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[41/0049]
te beim Uebermaas ſeines Ungluͤcks nun ſich
ſelbſt nicht mehr, und ſein Gefuͤhl brach endlich
im heftigſten bewußtloſeſten Zorn aus. „Elen-
de, rief er zu ſeinem Weibe, bin ich nicht erſt
durch dich um alles, was mir lieb iſt, gekom-
men? Und nun willſt du noch ſelbſt gegen
mich den Teufel ſpielen, und mich bei Gott
und Menſchen verklagen? Er hob den Stock,
den er ſo eben in der Hand hatte, hier uͤber
dem Haupte ſeiner Frau auf, und von einem
graͤßlichen Schlage getroffen, ſank die Arme
augenblicklich todt zur Erde. Wahrſcheinlich
hatte ſich der Arme ſelbſt nicht klar gedacht,
was er veruͤbe. Aber die That war geſchehen.
Nun konnte keine Reue die Getoͤdtete wieder
retten; ihn eben ſo wenig. Gerechtigkeit der
Geſetze verfuhr bald nachher gegen ihn, wie
ſie — mußte.
C 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/49>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.