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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796.

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II.

Jn der Neumark lebte vor einigen Jahren
ein Schäfer; ein Mann, der bei allen, die
ihn kanten, den Ruf eines ehrlichen, stillen,
frommen Mannes hatte, und ihn auch
würklich verdiente; vielleicht ein wenig alzu-
still, alzufromm, denn er war ein Herrn-
huter.

Einst, als er auf dem Felde hinter seiner
Heerde ging, geselte sich zu ihm der Schul-
meister des Dorfs, sein Freund und Glau-
bensgenosse. Jhre Gespräche lenkten sich bald
von häuslichen Gegenständen auf Angelegen-
heiten der Religion und des Herzens; und
der Schäfer konte nicht Worte genug finden:
wie glücklich er sich jezt in diesem Punkte
fühle.

"Endlich, sprach er mit innigem Ton, hat
Gott mein Gebet erhört; hat mir nach man-
chem harten Kampf seinen Frieden geschenkt;

II.

Jn der Neumark lebte vor einigen Jahren
ein Schaͤfer; ein Mann, der bei allen, die
ihn kanten, den Ruf eines ehrlichen, ſtillen,
frommen Mannes hatte, und ihn auch
wuͤrklich verdiente; vielleicht ein wenig alzu-
ſtill, alzufromm, denn er war ein Herrn-
huter.

Einſt, als er auf dem Felde hinter ſeiner
Heerde ging, geſelte ſich zu ihm der Schul-
meiſter des Dorfs, ſein Freund und Glau-
bensgenoſſe. Jhre Geſpraͤche lenkten ſich bald
von haͤuslichen Gegenſtaͤnden auf Angelegen-
heiten der Religion und des Herzens; und
der Schaͤfer konte nicht Worte genug finden:
wie gluͤcklich er ſich jezt in dieſem Punkte
fuͤhle.

„Endlich, ſprach er mit innigem Ton, hat
Gott mein Gebet erhoͤrt; hat mir nach man-
chem harten Kampf ſeinen Frieden geſchenkt;

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[484/0492] II. Jn der Neumark lebte vor einigen Jahren ein Schaͤfer; ein Mann, der bei allen, die ihn kanten, den Ruf eines ehrlichen, ſtillen, frommen Mannes hatte, und ihn auch wuͤrklich verdiente; vielleicht ein wenig alzu- ſtill, alzufromm, denn er war ein Herrn- huter. Einſt, als er auf dem Felde hinter ſeiner Heerde ging, geſelte ſich zu ihm der Schul- meiſter des Dorfs, ſein Freund und Glau- bensgenoſſe. Jhre Geſpraͤche lenkten ſich bald von haͤuslichen Gegenſtaͤnden auf Angelegen- heiten der Religion und des Herzens; und der Schaͤfer konte nicht Worte genug finden: wie gluͤcklich er ſich jezt in dieſem Punkte fuͤhle. „Endlich, ſprach er mit innigem Ton, hat Gott mein Gebet erhoͤrt; hat mir nach man- chem harten Kampf ſeinen Frieden geſchenkt;

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Zitationshilfe: Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 484. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/492>, abgerufen am 23.11.2024.