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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796.

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und freundlich betragen hatte, waren ihm im
ersten Wochenbette, und zwar beide sehr schnell
gestorben. Die dritte, die er jezt hatte, und
die er ganz vorzüglich zu lieben schien, war
ein junges, schönes, starkes und gesundes
Weib. Ein Kind, das sie ihm am Ende des
ersten Jahres ihrer Ehe gebohren hatte, war
wenig Stunden nach der Geburt wieder erbli-
chen; bald drauf ging sie mit dem zweiten
schwanger. Er selbst galt für einen braven,
sein Amt mit Einsicht und Redlichkeit verwal-
tenden Mann, der von seinen Mitbrüdern ge-
liebt und geachtet wurde. Als ihm sein Weib
diesmal einen gesunden, rüstigen Jungen --
die Kinder der vorigen Frauen waren Mäd-
chen -- zur Welt brachte, war er für Freu-
den fast außer sich. Das halbe Dorf ward
zum Kindtaufs-Schmause eingeladen. Die
Wöchnerin selbst befand sich nach der Geburt
so gut als immer möglich. Diesmal konte
der Schulze gewiß ohne Sorgen seyn die
Gattin zu verlieren!

und freundlich betragen hatte, waren ihm im
erſten Wochenbette, und zwar beide ſehr ſchnell
geſtorben. Die dritte, die er jezt hatte, und
die er ganz vorzuͤglich zu lieben ſchien, war
ein junges, ſchoͤnes, ſtarkes und geſundes
Weib. Ein Kind, das ſie ihm am Ende des
erſten Jahres ihrer Ehe gebohren hatte, war
wenig Stunden nach der Geburt wieder erbli-
chen; bald drauf ging ſie mit dem zweiten
ſchwanger. Er ſelbſt galt fuͤr einen braven,
ſein Amt mit Einſicht und Redlichkeit verwal-
tenden Mann, der von ſeinen Mitbruͤdern ge-
liebt und geachtet wurde. Als ihm ſein Weib
diesmal einen geſunden, ruͤſtigen Jungen —
die Kinder der vorigen Frauen waren Maͤd-
chen — zur Welt brachte, war er fuͤr Freu-
den faſt außer ſich. Das halbe Dorf ward
zum Kindtaufs-Schmauſe eingeladen. Die
Woͤchnerin ſelbſt befand ſich nach der Geburt
ſo gut als immer moͤglich. Diesmal konte
der Schulze gewiß ohne Sorgen ſeyn die
Gattin zu verlieren!

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[496/0504] und freundlich betragen hatte, waren ihm im erſten Wochenbette, und zwar beide ſehr ſchnell geſtorben. Die dritte, die er jezt hatte, und die er ganz vorzuͤglich zu lieben ſchien, war ein junges, ſchoͤnes, ſtarkes und geſundes Weib. Ein Kind, das ſie ihm am Ende des erſten Jahres ihrer Ehe gebohren hatte, war wenig Stunden nach der Geburt wieder erbli- chen; bald drauf ging ſie mit dem zweiten ſchwanger. Er ſelbſt galt fuͤr einen braven, ſein Amt mit Einſicht und Redlichkeit verwal- tenden Mann, der von ſeinen Mitbruͤdern ge- liebt und geachtet wurde. Als ihm ſein Weib diesmal einen geſunden, ruͤſtigen Jungen — die Kinder der vorigen Frauen waren Maͤd- chen — zur Welt brachte, war er fuͤr Freu- den faſt außer ſich. Das halbe Dorf ward zum Kindtaufs-Schmauſe eingeladen. Die Woͤchnerin ſelbſt befand ſich nach der Geburt ſo gut als immer moͤglich. Diesmal konte der Schulze gewiß ohne Sorgen ſeyn die Gattin zu verlieren!

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Zitationshilfe: Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 496. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/504>, abgerufen am 27.11.2024.