der grade ins Gesträuche hinzuwerfen, ihres Weges fortzugehen, die Reiter vorbeizulassen, dann aber wieder umzukehren, und die Besiz- nehmung zu erneuern. Das Erstere geschah; aber leider, nicht so unbemerkt, als sie wohl gehoft und gewünscht hatte. Die Reuter wa- ren schon allzunahe, und bestanden in dem Kriminalrichter aus Bar* und seinem Be- dienten. Ersterer hatte deutlich gesehen, daß dieses Weibsbild etwas im Strauch werfe, und dann schnell sich entferne. Eben dieses halb hastige, halb ruhige Fortgehen war ihm verdächtig. Mit Vergehungen mancher Art in seinemAmte schon bekannt, war er vielleicht auch an sich selbst mistrauischer, als andre Personen an seinerStelle gewesen sein würden.Er spreng- te demWeibsbild daher nach;holte sie,wie leicht zu erachten, bald ein; und fragte: Was sie dort am Gesträuch vorgenommen hätte? Sie fuhr erschrocken zusammen,und antwortete: Nichts, gar nichts! Dieses Erschrecken und diese Un- wahrheit mehrten den Argwohn, daß es nichts
F 3
der grade ins Geſtraͤuche hinzuwerfen, ihres Weges fortzugehen, die Reiter vorbeizulaſſen, dann aber wieder umzukehren, und die Beſiz- nehmung zu erneuern. Das Erſtere geſchah; aber leider, nicht ſo unbemerkt, als ſie wohl gehoft und gewuͤnſcht hatte. Die Reuter wa- ren ſchon allzunahe, und beſtanden in dem Kriminalrichter aus Bar* und ſeinem Be- dienten. Erſterer hatte deutlich geſehen, daß dieſes Weibsbild etwas im Strauch werfe, und dann ſchnell ſich entferne. Eben dieſes halb haſtige, halb ruhige Fortgehen war ihm verdaͤchtig. Mit Vergehungen mancher Art in ſeinemAmte ſchon bekannt, war er vielleicht auch an ſich ſelbſt mistrauiſcher, als andre Perſonen an ſeinerStelle geweſen ſein wuͤrden.Er ſpreng- te demWeibsbild daher nach;holte ſie,wie leicht zu erachten, bald ein; und fragte: Was ſie dort am Geſtraͤuch vorgenommen haͤtte? Sie fuhr erſchrocken zuſammen,und antwortete: Nichts, gar nichts! Dieſes Erſchrecken und dieſe Un- wahrheit mehrten den Argwohn, daß es nichts
F 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0093"n="85"/>
der grade ins Geſtraͤuche hinzuwerfen, ihres<lb/>
Weges fortzugehen, die Reiter vorbeizulaſſen,<lb/>
dann aber wieder umzukehren, und die Beſiz-<lb/>
nehmung zu erneuern. Das Erſtere geſchah;<lb/>
aber leider, nicht ſo unbemerkt, als ſie wohl<lb/>
gehoft und gewuͤnſcht hatte. Die Reuter wa-<lb/>
ren ſchon allzunahe, und beſtanden in dem<lb/>
Kriminalrichter aus Bar* und ſeinem Be-<lb/>
dienten. Erſterer hatte deutlich geſehen, daß<lb/>
dieſes Weibsbild etwas im Strauch werfe,<lb/>
und dann ſchnell ſich entferne. Eben dieſes<lb/>
halb haſtige, halb ruhige Fortgehen war ihm<lb/>
verdaͤchtig. Mit Vergehungen mancher Art in<lb/>ſeinemAmte ſchon bekannt, war er vielleicht auch<lb/>
an ſich ſelbſt mistrauiſcher, als andre Perſonen<lb/>
an ſeinerStelle geweſen ſein wuͤrden.Er ſpreng-<lb/>
te demWeibsbild daher nach;holte ſie,wie leicht<lb/>
zu erachten, bald ein; und fragte: Was ſie dort<lb/>
am Geſtraͤuch vorgenommen haͤtte? Sie fuhr<lb/>
erſchrocken zuſammen,und antwortete: Nichts,<lb/>
gar nichts! Dieſes Erſchrecken und dieſe Un-<lb/>
wahrheit mehrten den Argwohn, daß es nichts<lb/><fwplace="bottom"type="sig">F 3</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[85/0093]
der grade ins Geſtraͤuche hinzuwerfen, ihres
Weges fortzugehen, die Reiter vorbeizulaſſen,
dann aber wieder umzukehren, und die Beſiz-
nehmung zu erneuern. Das Erſtere geſchah;
aber leider, nicht ſo unbemerkt, als ſie wohl
gehoft und gewuͤnſcht hatte. Die Reuter wa-
ren ſchon allzunahe, und beſtanden in dem
Kriminalrichter aus Bar* und ſeinem Be-
dienten. Erſterer hatte deutlich geſehen, daß
dieſes Weibsbild etwas im Strauch werfe,
und dann ſchnell ſich entferne. Eben dieſes
halb haſtige, halb ruhige Fortgehen war ihm
verdaͤchtig. Mit Vergehungen mancher Art in
ſeinemAmte ſchon bekannt, war er vielleicht auch
an ſich ſelbſt mistrauiſcher, als andre Perſonen
an ſeinerStelle geweſen ſein wuͤrden.Er ſpreng-
te demWeibsbild daher nach;holte ſie,wie leicht
zu erachten, bald ein; und fragte: Was ſie dort
am Geſtraͤuch vorgenommen haͤtte? Sie fuhr
erſchrocken zuſammen,und antwortete: Nichts,
gar nichts! Dieſes Erſchrecken und dieſe Un-
wahrheit mehrten den Argwohn, daß es nichts
F 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/93>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.