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Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882.

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"Graf Albrecht, ich wünschte freilich, Euch hier so lange zu behalten, als es geht. Dennoch muß ich Euch fragen, wohin Ihr Eure Fahrt von hier zu lenken gedenkt?"

"Ich habe viel im Sinne," erwiderte Graf Albrecht. "Zunächst will ich nach dem heiligen Lande gehen, dem ich so nahe bin."

"Ihr kommt noch zur rechten Zeit," versetzte der Ordensmeister. "Denn Ihr müßt wissen, die neuen christlichen Königreiche von Jerusalem und Antiochia stehen auf einem so unsicheren, wankenden Boden, daß zu befürchten steht, sie werden bald wieder zu Grunde gehen. Leider sind es nicht sowohl die Heidenvölker, die den Bestand derselben bedrohen, als die geheimen Zwistigkeiten und Eifersüchteleien unter den christlichen Machthabern. Doch wir haben vollauf Gelegenheit, davon noch ausführlich zu sprechen. Laßt es Euch jetzt auf Rhodus wohl behagen und ruhet von Eurer langen Seereise gehörig aus. Ihr bleibt mein werther Gast; ich habe für Quartier gesorgt und Euch eine bequeme Wohnung im Schlosse Panagiri einräumen lassen."

"Ich würde Eure Gastfreundschaft ohne Bedenken

„Graf Albrecht, ich wünschte freilich, Euch hier so lange zu behalten, als es geht. Dennoch muß ich Euch fragen, wohin Ihr Eure Fahrt von hier zu lenken gedenkt?“

„Ich habe viel im Sinne,“ erwiderte Graf Albrecht. „Zunächst will ich nach dem heiligen Lande gehen, dem ich so nahe bin.“

„Ihr kommt noch zur rechten Zeit,“ versetzte der Ordensmeister. „Denn Ihr müßt wissen, die neuen christlichen Königreiche von Jerusalem und Antiochia stehen auf einem so unsicheren, wankenden Boden, daß zu befürchten steht, sie werden bald wieder zu Grunde gehen. Leider sind es nicht sowohl die Heidenvölker, die den Bestand derselben bedrohen, als die geheimen Zwistigkeiten und Eifersüchteleien unter den christlichen Machthabern. Doch wir haben vollauf Gelegenheit, davon noch ausführlich zu sprechen. Laßt es Euch jetzt auf Rhodus wohl behagen und ruhet von Eurer langen Seereise gehörig aus. Ihr bleibt mein werther Gast; ich habe für Quartier gesorgt und Euch eine bequeme Wohnung im Schlosse Panagiri einräumen lassen.“

„Ich würde Eure Gastfreundschaft ohne Bedenken

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[110/0118] „Graf Albrecht, ich wünschte freilich, Euch hier so lange zu behalten, als es geht. Dennoch muß ich Euch fragen, wohin Ihr Eure Fahrt von hier zu lenken gedenkt?“ „Ich habe viel im Sinne,“ erwiderte Graf Albrecht. „Zunächst will ich nach dem heiligen Lande gehen, dem ich so nahe bin.“ „Ihr kommt noch zur rechten Zeit,“ versetzte der Ordensmeister. „Denn Ihr müßt wissen, die neuen christlichen Königreiche von Jerusalem und Antiochia stehen auf einem so unsicheren, wankenden Boden, daß zu befürchten steht, sie werden bald wieder zu Grunde gehen. Leider sind es nicht sowohl die Heidenvölker, die den Bestand derselben bedrohen, als die geheimen Zwistigkeiten und Eifersüchteleien unter den christlichen Machthabern. Doch wir haben vollauf Gelegenheit, davon noch ausführlich zu sprechen. Laßt es Euch jetzt auf Rhodus wohl behagen und ruhet von Eurer langen Seereise gehörig aus. Ihr bleibt mein werther Gast; ich habe für Quartier gesorgt und Euch eine bequeme Wohnung im Schlosse Panagiri einräumen lassen.“ „Ich würde Eure Gastfreundschaft ohne Bedenken

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Zitationshilfe: Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_prinzessin_1882/118>, abgerufen am 15.05.2024.