Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882.

Bild:
<< vorherige Seite

ziemlich weit vorgerückt. Graf Heinrich saß in seiner wohlbefestigten Burg Werdenberg, in einem engen und hohen Gemache, das nur ein prasselndes Feuer wohnlich machte, in Gedanken versunken, ganz allein.

Er war es nicht seit lange. Die Vögte der Schlösser von Hohen-Bregenz und Feldkirch, von Sargans, Jagdberg und Tosters waren bei ihm gewesen; denn es galt, Alles in Vertheidigungszustand zu bringen. Fort und fort wurden schadhafte Mauern ausgebessert, Thürme befestigt, Kriegswerkzeuge zum Angriff und zur Vertheidigung angefertigt. Auch mit seinem Sohne und Nachfolger, dem Grafen Albrecht, hatte der Graf eine lange Unterredung gehabt. Dieser war erst vor wenigen Stunden vom bayrischen Hoflager zurückgekommen. Der Vater hatte ihn mit dem heimlichen Auftrage dorthin gesandt, den Herzog von Bayern in diesem Streite zum Bundesgenossen zu werben und ihm die günstige Gelegenheit vor Augen zu führen, dem Schwaben, der nach der höchsten Gewalt im deutschen Reiche strebte, die Flügel für immer zu beschneiden. Der Bayernherzog verlachte die Warnung, die wahrlich rechtzeitig kam; denn schon nach wenigen

ziemlich weit vorgerückt. Graf Heinrich saß in seiner wohlbefestigten Burg Werdenberg, in einem engen und hohen Gemache, das nur ein prasselndes Feuer wohnlich machte, in Gedanken versunken, ganz allein.

Er war es nicht seit lange. Die Vögte der Schlösser von Hohen-Bregenz und Feldkirch, von Sargans, Jagdberg und Tosters waren bei ihm gewesen; denn es galt, Alles in Vertheidigungszustand zu bringen. Fort und fort wurden schadhafte Mauern ausgebessert, Thürme befestigt, Kriegswerkzeuge zum Angriff und zur Vertheidigung angefertigt. Auch mit seinem Sohne und Nachfolger, dem Grafen Albrecht, hatte der Graf eine lange Unterredung gehabt. Dieser war erst vor wenigen Stunden vom bayrischen Hoflager zurückgekommen. Der Vater hatte ihn mit dem heimlichen Auftrage dorthin gesandt, den Herzog von Bayern in diesem Streite zum Bundesgenossen zu werben und ihm die günstige Gelegenheit vor Augen zu führen, dem Schwaben, der nach der höchsten Gewalt im deutschen Reiche strebte, die Flügel für immer zu beschneiden. Der Bayernherzog verlachte die Warnung, die wahrlich rechtzeitig kam; denn schon nach wenigen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0012" n="4"/>
ziemlich weit vorgerückt. Graf Heinrich saß in seiner wohlbefestigten Burg Werdenberg, in einem engen und hohen Gemache, das nur ein prasselndes Feuer wohnlich machte, in Gedanken versunken, ganz allein.</p>
        <p>Er war es nicht seit lange. Die Vögte der Schlösser von Hohen-Bregenz und Feldkirch, von Sargans, Jagdberg und Tosters waren bei ihm gewesen; denn es galt, Alles in Vertheidigungszustand zu bringen. Fort und fort wurden schadhafte Mauern ausgebessert, Thürme befestigt, Kriegswerkzeuge zum Angriff und zur Vertheidigung angefertigt. Auch mit seinem Sohne und Nachfolger, dem Grafen Albrecht, hatte der Graf eine lange Unterredung gehabt. Dieser war erst vor wenigen Stunden vom bayrischen Hoflager zurückgekommen. Der Vater hatte ihn mit dem heimlichen Auftrage dorthin gesandt, den Herzog von Bayern in diesem Streite zum Bundesgenossen zu werben und ihm die günstige Gelegenheit vor Augen zu führen, dem Schwaben, der nach der höchsten Gewalt im deutschen Reiche strebte, die Flügel für immer zu beschneiden. Der Bayernherzog verlachte die Warnung, die wahrlich rechtzeitig kam; denn schon nach wenigen
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[4/0012] ziemlich weit vorgerückt. Graf Heinrich saß in seiner wohlbefestigten Burg Werdenberg, in einem engen und hohen Gemache, das nur ein prasselndes Feuer wohnlich machte, in Gedanken versunken, ganz allein. Er war es nicht seit lange. Die Vögte der Schlösser von Hohen-Bregenz und Feldkirch, von Sargans, Jagdberg und Tosters waren bei ihm gewesen; denn es galt, Alles in Vertheidigungszustand zu bringen. Fort und fort wurden schadhafte Mauern ausgebessert, Thürme befestigt, Kriegswerkzeuge zum Angriff und zur Vertheidigung angefertigt. Auch mit seinem Sohne und Nachfolger, dem Grafen Albrecht, hatte der Graf eine lange Unterredung gehabt. Dieser war erst vor wenigen Stunden vom bayrischen Hoflager zurückgekommen. Der Vater hatte ihn mit dem heimlichen Auftrage dorthin gesandt, den Herzog von Bayern in diesem Streite zum Bundesgenossen zu werben und ihm die günstige Gelegenheit vor Augen zu führen, dem Schwaben, der nach der höchsten Gewalt im deutschen Reiche strebte, die Flügel für immer zu beschneiden. Der Bayernherzog verlachte die Warnung, die wahrlich rechtzeitig kam; denn schon nach wenigen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt von Wikisource.

Quelle der Scans: Wikimedia Commons.

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_prinzessin_1882
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_prinzessin_1882/12
Zitationshilfe: Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_prinzessin_1882/12>, abgerufen am 23.11.2024.