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Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882.

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an ihn herangetreten war. "Wer sendet Dich, und was bringst Du für geheime Kunde?"

Statt jeder Antwort warf der Klosterbruder in größter Hast die Kopfbedeckung und das lange Haar, das sich als eben so falsch erwies, wie der Patriarchen-Bart, bei Seite und fing aus der Kutte herauszuschlüpfen an.

"Was sehe ich?" rief der Graf ganz verdutzt. "Ihr seid es, Ritter Walther von Wolfegg? Ich erkenne Euch wohl, - Ihr kommt aus dem Lager meines Feindes! Was muß da vorgefallen sein, daß Ihr es verlassen habt und mit diesem heiligen Kleide Mummenschanz treibt!"

"Ich komme von Ulm und bin auf der Flucht," erwiderte der so Genannte. "Mein Leben ist auf dem Spiele -"

"Ihr seid bekannt als ein tüchtiger Mann und tapferer Ritter," sprach der Graf. "Was habt Ihr gethan? Was ist Euch begegnet?"

"Ich habe den Schwabenherzog erschlagen."

"Was? Den Schwabenherzog erschlagen!" rief der Graf, vor Erstaunen zusammenfahrend, aber, seiner rauhen

an ihn herangetreten war. „Wer sendet Dich, und was bringst Du für geheime Kunde?“

Statt jeder Antwort warf der Klosterbruder in größter Hast die Kopfbedeckung und das lange Haar, das sich als eben so falsch erwies, wie der Patriarchen-Bart, bei Seite und fing aus der Kutte herauszuschlüpfen an.

„Was sehe ich?“ rief der Graf ganz verdutzt. „Ihr seid es, Ritter Walther von Wolfegg? Ich erkenne Euch wohl, – Ihr kommt aus dem Lager meines Feindes! Was muß da vorgefallen sein, daß Ihr es verlassen habt und mit diesem heiligen Kleide Mummenschanz treibt!“

„Ich komme von Ulm und bin auf der Flucht,“ erwiderte der so Genannte. „Mein Leben ist auf dem Spiele –“

„Ihr seid bekannt als ein tüchtiger Mann und tapferer Ritter,“ sprach der Graf. „Was habt Ihr gethan? Was ist Euch begegnet?“

„Ich habe den Schwabenherzog erschlagen.“

„Was? Den Schwabenherzog erschlagen!“ rief der Graf, vor Erstaunen zusammenfahrend, aber, seiner rauhen

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[6/0014] an ihn herangetreten war. „Wer sendet Dich, und was bringst Du für geheime Kunde?“ Statt jeder Antwort warf der Klosterbruder in größter Hast die Kopfbedeckung und das lange Haar, das sich als eben so falsch erwies, wie der Patriarchen-Bart, bei Seite und fing aus der Kutte herauszuschlüpfen an. „Was sehe ich?“ rief der Graf ganz verdutzt. „Ihr seid es, Ritter Walther von Wolfegg? Ich erkenne Euch wohl, – Ihr kommt aus dem Lager meines Feindes! Was muß da vorgefallen sein, daß Ihr es verlassen habt und mit diesem heiligen Kleide Mummenschanz treibt!“ „Ich komme von Ulm und bin auf der Flucht,“ erwiderte der so Genannte. „Mein Leben ist auf dem Spiele –“ „Ihr seid bekannt als ein tüchtiger Mann und tapferer Ritter,“ sprach der Graf. „Was habt Ihr gethan? Was ist Euch begegnet?“ „Ich habe den Schwabenherzog erschlagen.“ „Was? Den Schwabenherzog erschlagen!“ rief der Graf, vor Erstaunen zusammenfahrend, aber, seiner rauhen

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Zitationshilfe: Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_prinzessin_1882/14>, abgerufen am 29.04.2024.