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Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882.

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Natur gemäß, auch nicht ohne eine leise dazwischen gleitende Befriedigung. "Höre ich recht, ist das wahr?"

"Morgen wird man es überall hören," erwiderte der Flüchtling düster. "Ihr könnt Euch denken, daß ich schneller gegangen, als alle Boten, welche die Nachricht jetzt in alle Weltgegenden tragen."

"Ihr, Ritter Walther, Ihr," rief der Graf, "des Schwaben Lehensmann! Sein Vogt! Sein bester Heerführer! Der Mann, der soviel Gnaden und Ehren von ihm empfangen! Wie könnt Ihr die schreckliche That verantworten?"

"Er hat meine Schwester verführt - entehrt - beschimpft - verschmäht! Wir sind an einander gerathen. Als er gegen mich ausholen wollte, traf ihn meine Hand -"

"So ist es!" rief der Graf. "Privatrache, Ehrensache? Da hat das Ding ein ander Gesicht. So habt Ihr den Makel an Eurer Familienehre mit Blut abgewaschen! Das ist etwas Anderes. Was wollt ihr nun bei mir?"

"Sehr wenig, und doch sehr viel," erwiderte der von Wolfegg. "Gebt mir eine Rüstung, ein Roß und die

Natur gemäß, auch nicht ohne eine leise dazwischen gleitende Befriedigung. „Höre ich recht, ist das wahr?“

„Morgen wird man es überall hören,“ erwiderte der Flüchtling düster. „Ihr könnt Euch denken, daß ich schneller gegangen, als alle Boten, welche die Nachricht jetzt in alle Weltgegenden tragen.“

„Ihr, Ritter Walther, Ihr,“ rief der Graf, „des Schwaben Lehensmann! Sein Vogt! Sein bester Heerführer! Der Mann, der soviel Gnaden und Ehren von ihm empfangen! Wie könnt Ihr die schreckliche That verantworten?“

„Er hat meine Schwester verführt – entehrt – beschimpft – verschmäht! Wir sind an einander gerathen. Als er gegen mich ausholen wollte, traf ihn meine Hand –“

„So ist es!“ rief der Graf. „Privatrache, Ehrensache? Da hat das Ding ein ander Gesicht. So habt Ihr den Makel an Eurer Familienehre mit Blut abgewaschen! Das ist etwas Anderes. Was wollt ihr nun bei mir?“

„Sehr wenig, und doch sehr viel,“ erwiderte der von Wolfegg. „Gebt mir eine Rüstung, ein Roß und die

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[7/0015] Natur gemäß, auch nicht ohne eine leise dazwischen gleitende Befriedigung. „Höre ich recht, ist das wahr?“ „Morgen wird man es überall hören,“ erwiderte der Flüchtling düster. „Ihr könnt Euch denken, daß ich schneller gegangen, als alle Boten, welche die Nachricht jetzt in alle Weltgegenden tragen.“ „Ihr, Ritter Walther, Ihr,“ rief der Graf, „des Schwaben Lehensmann! Sein Vogt! Sein bester Heerführer! Der Mann, der soviel Gnaden und Ehren von ihm empfangen! Wie könnt Ihr die schreckliche That verantworten?“ „Er hat meine Schwester verführt – entehrt – beschimpft – verschmäht! Wir sind an einander gerathen. Als er gegen mich ausholen wollte, traf ihn meine Hand –“ „So ist es!“ rief der Graf. „Privatrache, Ehrensache? Da hat das Ding ein ander Gesicht. So habt Ihr den Makel an Eurer Familienehre mit Blut abgewaschen! Das ist etwas Anderes. Was wollt ihr nun bei mir?“ „Sehr wenig, und doch sehr viel,“ erwiderte der von Wolfegg. „Gebt mir eine Rüstung, ein Roß und die

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Zitationshilfe: Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_prinzessin_1882/15>, abgerufen am 29.04.2024.