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Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882.

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rechten Weg brachten, und wir erreichten, nicht ohne einige Irrgänge, das Schloß in völliger Finsterniß."

"Ihr habt wohl gethan," sagte der Graf mit erhobenem Finger sehr ernst, "vor den Männern zu fliehen! Sie hätten Euch gefangen und fortgeschleppt! Ihre Hände, die sich nach Euch ausstrecken wollten, sind eigentlich die Hände Eures ergrimmten Vaters, der die Männer abgesandt hat, Euch mit Gewalt nach Lissabon zurückzubringen."

"Wie kommt Ihr auf diese Gedanken? Warum glaubt Ihr das?" fragte die Prinzessin erbleichend.

"Dom Vedras", erwiderte der Graf, "ist mit einem Schiffe vorgestern auf Rhodus gelandet, und Ihr begreift, was das zu bedeuten hat! Zuerst versucht er Euch heimlich in seine Gewalt zu bekommen, und wenn das nicht geht, wird er vom Ordensmeister im Namen des Königs Eure Auslieferung verlangen!"

Die Prinzessin war wie niedergeschmettert. "Ich bin das unglücklichste Geschöpf!" rief sie. "Seit der Erschaffung der Welt war Niemand elender, als ich! Mein Vater, - mein Vater, ich hätte mir ihn so hart,

rechten Weg brachten, und wir erreichten, nicht ohne einige Irrgänge, das Schloß in völliger Finsterniß.“

„Ihr habt wohl gethan,“ sagte der Graf mit erhobenem Finger sehr ernst, „vor den Männern zu fliehen! Sie hätten Euch gefangen und fortgeschleppt! Ihre Hände, die sich nach Euch ausstrecken wollten, sind eigentlich die Hände Eures ergrimmten Vaters, der die Männer abgesandt hat, Euch mit Gewalt nach Lissabon zurückzubringen.“

„Wie kommt Ihr auf diese Gedanken? Warum glaubt Ihr das?“ fragte die Prinzessin erbleichend.

„Dom Vedras“, erwiderte der Graf, „ist mit einem Schiffe vorgestern auf Rhodus gelandet, und Ihr begreift, was das zu bedeuten hat! Zuerst versucht er Euch heimlich in seine Gewalt zu bekommen, und wenn das nicht geht, wird er vom Ordensmeister im Namen des Königs Eure Auslieferung verlangen!“

Die Prinzessin war wie niedergeschmettert. „Ich bin das unglücklichste Geschöpf!“ rief sie. „Seit der Erschaffung der Welt war Niemand elender, als ich! Mein Vater, – mein Vater, ich hätte mir ihn so hart,

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[133/0141] rechten Weg brachten, und wir erreichten, nicht ohne einige Irrgänge, das Schloß in völliger Finsterniß.“ „Ihr habt wohl gethan,“ sagte der Graf mit erhobenem Finger sehr ernst, „vor den Männern zu fliehen! Sie hätten Euch gefangen und fortgeschleppt! Ihre Hände, die sich nach Euch ausstrecken wollten, sind eigentlich die Hände Eures ergrimmten Vaters, der die Männer abgesandt hat, Euch mit Gewalt nach Lissabon zurückzubringen.“ „Wie kommt Ihr auf diese Gedanken? Warum glaubt Ihr das?“ fragte die Prinzessin erbleichend. „Dom Vedras“, erwiderte der Graf, „ist mit einem Schiffe vorgestern auf Rhodus gelandet, und Ihr begreift, was das zu bedeuten hat! Zuerst versucht er Euch heimlich in seine Gewalt zu bekommen, und wenn das nicht geht, wird er vom Ordensmeister im Namen des Königs Eure Auslieferung verlangen!“ Die Prinzessin war wie niedergeschmettert. „Ich bin das unglücklichste Geschöpf!“ rief sie. „Seit der Erschaffung der Welt war Niemand elender, als ich! Mein Vater, – mein Vater, ich hätte mir ihn so hart,

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Zitationshilfe: Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_prinzessin_1882/141>, abgerufen am 23.11.2024.