Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882.

Bild:
<< vorherige Seite

Anbau trat. Nachdem er dort lange auf- und abgehend verweilt hatte, sagte er zu sich:

"So geht's! Den Einfaltspinsel, den Langenbruck, habe ich bei meinem Eintritt gefürchtet, - die Portugiesen, Alles gefürchtet, - nur an Arbogast habe ich nicht gedacht! Daß die Nachricht von seinem Wiedererscheinen auf Dona Diafanta den tiefsten Eindruck macht, machen muß, ist klar. O, wäre ich nie nach Jerusalem gekommen! Das hätte ich mir und ihr ersparen können ... Alle Dinge sind in letzter Zeit so sonderbar gekommen, daß ich in Todesangst schwebe, welchen Verlauf die Geschichte nimmt ..."

Als er sich in seine Stube begab, war es Abend geworden. Die Seitenthür that sich auf, und die Prinzessin trat ein.

"Wunderbar," sagte sie mit großer Bewegung, schwer Athem holend. "Als ich Arbogast suchte, fand ich ihn nicht, und nun, da er vor mir steht, ist er mir nicht erwünscht! Ich habe Dir, Albrecht, bei Tische wohl angesehen, was in Dir vorgeht, Du aber hast mein Stillschweigen mißverstanden. Das Schicksal kann, wenn

Anbau trat. Nachdem er dort lange auf- und abgehend verweilt hatte, sagte er zu sich:

„So geht’s! Den Einfaltspinsel, den Langenbruck, habe ich bei meinem Eintritt gefürchtet, – die Portugiesen, Alles gefürchtet, – nur an Arbogast habe ich nicht gedacht! Daß die Nachricht von seinem Wiedererscheinen auf Dona Diafanta den tiefsten Eindruck macht, machen muß, ist klar. O, wäre ich nie nach Jerusalem gekommen! Das hätte ich mir und ihr ersparen können … Alle Dinge sind in letzter Zeit so sonderbar gekommen, daß ich in Todesangst schwebe, welchen Verlauf die Geschichte nimmt …“

Als er sich in seine Stube begab, war es Abend geworden. Die Seitenthür that sich auf, und die Prinzessin trat ein.

„Wunderbar,“ sagte sie mit großer Bewegung, schwer Athem holend. „Als ich Arbogast suchte, fand ich ihn nicht, und nun, da er vor mir steht, ist er mir nicht erwünscht! Ich habe Dir, Albrecht, bei Tische wohl angesehen, was in Dir vorgeht, Du aber hast mein Stillschweigen mißverstanden. Das Schicksal kann, wenn

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0172" n="164"/>
Anbau trat. Nachdem er dort lange auf- und abgehend verweilt hatte, sagte er zu sich:</p>
        <p>&#x201E;So geht&#x2019;s! Den Einfaltspinsel, den Langenbruck, habe ich bei meinem Eintritt gefürchtet, &#x2013; die Portugiesen, Alles gefürchtet, &#x2013; nur an Arbogast habe ich nicht gedacht! Daß die Nachricht von seinem Wiedererscheinen auf Dona Diafanta den tiefsten Eindruck macht, machen muß, ist klar. O, wäre ich nie nach Jerusalem gekommen! Das hätte ich mir und ihr ersparen können &#x2026; Alle Dinge sind in letzter Zeit so sonderbar gekommen, daß ich in Todesangst schwebe, welchen Verlauf die Geschichte nimmt &#x2026;&#x201C;</p>
        <p>Als er sich in seine Stube begab, war es Abend geworden. Die Seitenthür that sich auf, und die Prinzessin trat ein.</p>
        <p>&#x201E;Wunderbar,&#x201C; sagte sie mit großer Bewegung, schwer Athem holend. &#x201E;Als ich Arbogast suchte, fand ich ihn nicht, und nun, da er vor mir steht, ist er mir nicht erwünscht! Ich habe Dir, Albrecht, bei Tische wohl angesehen, was in Dir vorgeht, Du aber hast mein Stillschweigen mißverstanden. Das Schicksal kann, wenn
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[164/0172] Anbau trat. Nachdem er dort lange auf- und abgehend verweilt hatte, sagte er zu sich: „So geht’s! Den Einfaltspinsel, den Langenbruck, habe ich bei meinem Eintritt gefürchtet, – die Portugiesen, Alles gefürchtet, – nur an Arbogast habe ich nicht gedacht! Daß die Nachricht von seinem Wiedererscheinen auf Dona Diafanta den tiefsten Eindruck macht, machen muß, ist klar. O, wäre ich nie nach Jerusalem gekommen! Das hätte ich mir und ihr ersparen können … Alle Dinge sind in letzter Zeit so sonderbar gekommen, daß ich in Todesangst schwebe, welchen Verlauf die Geschichte nimmt …“ Als er sich in seine Stube begab, war es Abend geworden. Die Seitenthür that sich auf, und die Prinzessin trat ein. „Wunderbar,“ sagte sie mit großer Bewegung, schwer Athem holend. „Als ich Arbogast suchte, fand ich ihn nicht, und nun, da er vor mir steht, ist er mir nicht erwünscht! Ich habe Dir, Albrecht, bei Tische wohl angesehen, was in Dir vorgeht, Du aber hast mein Stillschweigen mißverstanden. Das Schicksal kann, wenn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt von Wikisource.

Quelle der Scans: Wikimedia Commons.

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_prinzessin_1882
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_prinzessin_1882/172
Zitationshilfe: Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_prinzessin_1882/172>, abgerufen am 23.11.2024.