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Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882.

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Wunde erhalten und lag seit seiner Ankunft hier im Hospital. Seit Kurzem soll er aber wieder hergestellt sein und an die Abreise denken."

"Und wohin wendet er sich?" fragte der Graf mit größter Spannung.

"Nach Portugal, wie man sagt," erwiderte der Ritter. "Das ist auch begreiflich. Er hat dort Ländereien, die ihm sein Oheim hinterlassen; auch besitzt er an dem König, Euerem edlen Vater, einen hohen Gönner."

Ritter Langenbruck, der keine Ahnung hatte, welchen ungeheueren Eindruck er durch seine Mittheilung erregt, lenkte das Gespräch ohne allen Uebergang gleich wieder auf andere fern liegende Dinge, aber die vorherige gute Laune und Plauderlust waren von der Tafel verschwunden. Dona Diafanta war stumm geworden; in sich versunken saß sie da, ohne sich aufraffen zu können, und die Stirn des Grafen Albrecht legte sich, so oft er sie anblickte, in finstere, sorgenvolle Falten.

Als die Tafel aufgehoben war, begab sich die Prinzessin mit ihrer Begleiterin in die ihr angewiesenen Gemächer, während der Graf in den pavillonartigen

Wunde erhalten und lag seit seiner Ankunft hier im Hospital. Seit Kurzem soll er aber wieder hergestellt sein und an die Abreise denken.“

„Und wohin wendet er sich?“ fragte der Graf mit größter Spannung.

„Nach Portugal, wie man sagt,“ erwiderte der Ritter. „Das ist auch begreiflich. Er hat dort Ländereien, die ihm sein Oheim hinterlassen; auch besitzt er an dem König, Euerem edlen Vater, einen hohen Gönner.“

Ritter Langenbruck, der keine Ahnung hatte, welchen ungeheueren Eindruck er durch seine Mittheilung erregt, lenkte das Gespräch ohne allen Uebergang gleich wieder auf andere fern liegende Dinge, aber die vorherige gute Laune und Plauderlust waren von der Tafel verschwunden. Dona Diafanta war stumm geworden; in sich versunken saß sie da, ohne sich aufraffen zu können, und die Stirn des Grafen Albrecht legte sich, so oft er sie anblickte, in finstere, sorgenvolle Falten.

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[163/0171] Wunde erhalten und lag seit seiner Ankunft hier im Hospital. Seit Kurzem soll er aber wieder hergestellt sein und an die Abreise denken.“ „Und wohin wendet er sich?“ fragte der Graf mit größter Spannung. „Nach Portugal, wie man sagt,“ erwiderte der Ritter. „Das ist auch begreiflich. Er hat dort Ländereien, die ihm sein Oheim hinterlassen; auch besitzt er an dem König, Euerem edlen Vater, einen hohen Gönner.“ Ritter Langenbruck, der keine Ahnung hatte, welchen ungeheueren Eindruck er durch seine Mittheilung erregt, lenkte das Gespräch ohne allen Uebergang gleich wieder auf andere fern liegende Dinge, aber die vorherige gute Laune und Plauderlust waren von der Tafel verschwunden. Dona Diafanta war stumm geworden; in sich versunken saß sie da, ohne sich aufraffen zu können, und die Stirn des Grafen Albrecht legte sich, so oft er sie anblickte, in finstere, sorgenvolle Falten. Als die Tafel aufgehoben war, begab sich die Prinzessin mit ihrer Begleiterin in die ihr angewiesenen Gemächer, während der Graf in den pavillonartigen

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Zitationshilfe: Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_prinzessin_1882/171>, abgerufen am 23.11.2024.