Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882.Das Gespräch bewegte sich während des langen Mahles auf den verschiedensten Gebieten. Der Wirth, der seines Aufenthaltes in Portugal gern gedachte, brachte die Rede auch auf den Ritter von Wolfegg, unter dem er eine Zeit lang gedient hatte, und sagte dann, zur Prinzessin gewendet, sehr lebhaft: "Eure hochfürstliche Gnaden werden sich vielleicht an den ehemaligen Edelknaben Arbogast erinnern? Er ist vor einiger Zeit aus seiner Gefangenschaft glücklich entflohen." "Gott Lob!" hauchte die Prinzessin, von tausend Erinnerungen durchstürmt, dahin. "Wo hält er sich auf?" fügte sie mit mühsam unterdrückter Neugierde hinzu. "Hier," gab der Ritter zur Antwort, "hier in Jerusalem." "Hier?" wiederholte die Prinzessin tonlos und konnte nicht weiter sprechen. "Was macht er hier? Bleibt er hier?" ergriff Graf Albrecht das Wort. "Er hat bei seinem Entkommen aus Aegypten, wo er zuletzt gefangen war," sprach Ritter Langenbruck, "eine Das Gespräch bewegte sich während des langen Mahles auf den verschiedensten Gebieten. Der Wirth, der seines Aufenthaltes in Portugal gern gedachte, brachte die Rede auch auf den Ritter von Wolfegg, unter dem er eine Zeit lang gedient hatte, und sagte dann, zur Prinzessin gewendet, sehr lebhaft: „Eure hochfürstliche Gnaden werden sich vielleicht an den ehemaligen Edelknaben Arbogast erinnern? Er ist vor einiger Zeit aus seiner Gefangenschaft glücklich entflohen.“ „Gott Lob!“ hauchte die Prinzessin, von tausend Erinnerungen durchstürmt, dahin. „Wo hält er sich auf?“ fügte sie mit mühsam unterdrückter Neugierde hinzu. „Hier,“ gab der Ritter zur Antwort, „hier in Jerusalem.“ „Hier?“ wiederholte die Prinzessin tonlos und konnte nicht weiter sprechen. „Was macht er hier? Bleibt er hier?“ ergriff Graf Albrecht das Wort. „Er hat bei seinem Entkommen aus Aegypten, wo er zuletzt gefangen war,“ sprach Ritter Langenbruck, „eine <TEI> <text> <body> <div n="2"> <pb facs="#f0170" n="162"/> <p>Das Gespräch bewegte sich während des langen Mahles auf den verschiedensten Gebieten. Der Wirth, der seines Aufenthaltes in Portugal gern gedachte, brachte die Rede auch auf den Ritter von Wolfegg, unter dem er eine Zeit lang gedient hatte, und sagte dann, zur Prinzessin gewendet, sehr lebhaft:</p> <p>„Eure hochfürstliche Gnaden werden sich vielleicht an den ehemaligen Edelknaben Arbogast erinnern? Er ist vor einiger Zeit aus seiner Gefangenschaft glücklich entflohen.“</p> <p>„Gott Lob!“ hauchte die Prinzessin, von tausend Erinnerungen durchstürmt, dahin. „Wo hält er sich auf?“ fügte sie mit mühsam unterdrückter Neugierde hinzu.</p> <p>„Hier,“ gab der Ritter zur Antwort, „hier in Jerusalem.“</p> <p>„Hier?“ wiederholte die Prinzessin tonlos und konnte nicht weiter sprechen.</p> <p>„Was macht er hier? Bleibt er hier?“ ergriff Graf Albrecht das Wort.</p> <p>„Er hat bei seinem Entkommen aus Aegypten, wo er zuletzt gefangen war,“ sprach Ritter Langenbruck, „eine </p> </div> </body> </text> </TEI> [162/0170]
Das Gespräch bewegte sich während des langen Mahles auf den verschiedensten Gebieten. Der Wirth, der seines Aufenthaltes in Portugal gern gedachte, brachte die Rede auch auf den Ritter von Wolfegg, unter dem er eine Zeit lang gedient hatte, und sagte dann, zur Prinzessin gewendet, sehr lebhaft:
„Eure hochfürstliche Gnaden werden sich vielleicht an den ehemaligen Edelknaben Arbogast erinnern? Er ist vor einiger Zeit aus seiner Gefangenschaft glücklich entflohen.“
„Gott Lob!“ hauchte die Prinzessin, von tausend Erinnerungen durchstürmt, dahin. „Wo hält er sich auf?“ fügte sie mit mühsam unterdrückter Neugierde hinzu.
„Hier,“ gab der Ritter zur Antwort, „hier in Jerusalem.“
„Hier?“ wiederholte die Prinzessin tonlos und konnte nicht weiter sprechen.
„Was macht er hier? Bleibt er hier?“ ergriff Graf Albrecht das Wort.
„Er hat bei seinem Entkommen aus Aegypten, wo er zuletzt gefangen war,“ sprach Ritter Langenbruck, „eine
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