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Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882.

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"Ich brauche einen Strauß Rosen," sagte sie. "Dort - von jener Hecke - Brich sie für mich, aber vorsichtig, vorsichtig - die Dornen stechen gar scharf -"

"Erlauchte Prinzessin," erwiderte Argobast, "Euch wollte ich Rosen brechen, wenn sie mich auch zu Tode verletzen würden ..."

Er eilte fort, während Diafanta ihm gedankenvoll nachsah und kam bald mit einem großen Strauße zurück, den er ihr gebeugten Kniees überreichte. In die Mitte der Rosen hatte er eine hohe Königslilie gestellt und vor diese ein blaues Blümlein, das gleichsam sehnsüchtig zur hohen Blume emporschaute.

"Was soll dies Blümlein?" fragte die Prinzessin. "Hat es etwa seine Gedanken auf die Königslilie gestellt?"

"In aller Treue und Demuth," erwiderte der Jüngling.

"Dies Blümlein, das sich für bescheiden hält, ist in der That sehr kühn," sagte Diafanta, während sie den vor ihr noch immer Knieenden mit seltsamen Blicken betrachtete. "Ich habe Dich nur um Rosen gebeten, Arbogast!"

„Ich brauche einen Strauß Rosen,“ sagte sie. „Dort – von jener Hecke – Brich sie für mich, aber vorsichtig, vorsichtig – die Dornen stechen gar scharf –“

„Erlauchte Prinzessin,“ erwiderte Argobast, „Euch wollte ich Rosen brechen, wenn sie mich auch zu Tode verletzen würden ...“

Er eilte fort, während Diafanta ihm gedankenvoll nachsah und kam bald mit einem großen Strauße zurück, den er ihr gebeugten Kniees überreichte. In die Mitte der Rosen hatte er eine hohe Königslilie gestellt und vor diese ein blaues Blümlein, das gleichsam sehnsüchtig zur hohen Blume emporschaute.

„Was soll dies Blümlein?“ fragte die Prinzessin. „Hat es etwa seine Gedanken auf die Königslilie gestellt?“

„In aller Treue und Demuth,“ erwiderte der Jüngling.

„Dies Blümlein, das sich für bescheiden hält, ist in der That sehr kühn,“ sagte Diafanta, während sie den vor ihr noch immer Knieenden mit seltsamen Blicken betrachtete. „Ich habe Dich nur um Rosen gebeten, Arbogast!“

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[16/0024] „Ich brauche einen Strauß Rosen,“ sagte sie. „Dort – von jener Hecke – Brich sie für mich, aber vorsichtig, vorsichtig – die Dornen stechen gar scharf –“ „Erlauchte Prinzessin,“ erwiderte Argobast, „Euch wollte ich Rosen brechen, wenn sie mich auch zu Tode verletzen würden ...“ Er eilte fort, während Diafanta ihm gedankenvoll nachsah und kam bald mit einem großen Strauße zurück, den er ihr gebeugten Kniees überreichte. In die Mitte der Rosen hatte er eine hohe Königslilie gestellt und vor diese ein blaues Blümlein, das gleichsam sehnsüchtig zur hohen Blume emporschaute. „Was soll dies Blümlein?“ fragte die Prinzessin. „Hat es etwa seine Gedanken auf die Königslilie gestellt?“ „In aller Treue und Demuth,“ erwiderte der Jüngling. „Dies Blümlein, das sich für bescheiden hält, ist in der That sehr kühn,“ sagte Diafanta, während sie den vor ihr noch immer Knieenden mit seltsamen Blicken betrachtete. „Ich habe Dich nur um Rosen gebeten, Arbogast!“

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Zitationshilfe: Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_prinzessin_1882/24>, abgerufen am 28.04.2024.