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Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882.

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sich ihrer Meister zu machen. Er brachte es auch in der That in unglaublich kurzer Zeit so weit, daß er sich im gewöhnlichen Umgange leicht und fließend ausdrücken konnte. Die Prinzessin dagegen hielt nicht gleichen Schritt im Deutschen; denn sobald Arbogast eine gewisse Stufe der Fertigkeit erreicht hatte, redete sie nur in der Muttersprache zu ihm, da ihr diese mehr vom Herzen ging.

Einmal hatte es Feste am Hofe gegeben, Fremde waren da, es war sehr lebendig im Schlosse, aber Dona Diafanta war wenig zu sehen. Arbogast schlich in den Garten; finster, die Arme übereinander geschlagen, saß er auf einer Bank und starrte vor sich hin.

"O warum," sagte er zu sich, "ist mir diese Liebe in's Herz gegeben! Wer bin ich, daß ich an sie zu denken wage! Wie lange wird es noch dauern, und einer dieser hohen Gäste führt Diafanta als Braut heim! Doch diesen Tag will ich nimmermehr erleben! ..."

Er vernahm Schritte und blickte auf. Dona Diafanta stand vor ihm. Er fuhr zusammen, es war ihm, als müßte sie seine geheimsten Gedanken ihm vom Gesicht lesen können.

sich ihrer Meister zu machen. Er brachte es auch in der That in unglaublich kurzer Zeit so weit, daß er sich im gewöhnlichen Umgange leicht und fließend ausdrücken konnte. Die Prinzessin dagegen hielt nicht gleichen Schritt im Deutschen; denn sobald Arbogast eine gewisse Stufe der Fertigkeit erreicht hatte, redete sie nur in der Muttersprache zu ihm, da ihr diese mehr vom Herzen ging.

Einmal hatte es Feste am Hofe gegeben, Fremde waren da, es war sehr lebendig im Schlosse, aber Dona Diafanta war wenig zu sehen. Arbogast schlich in den Garten; finster, die Arme übereinander geschlagen, saß er auf einer Bank und starrte vor sich hin.

„O warum,“ sagte er zu sich, „ist mir diese Liebe in’s Herz gegeben! Wer bin ich, daß ich an sie zu denken wage! Wie lange wird es noch dauern, und einer dieser hohen Gäste führt Diafanta als Braut heim! Doch diesen Tag will ich nimmermehr erleben! ...“

Er vernahm Schritte und blickte auf. Dona Diafanta stand vor ihm. Er fuhr zusammen, es war ihm, als müßte sie seine geheimsten Gedanken ihm vom Gesicht lesen können.

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[15/0023] sich ihrer Meister zu machen. Er brachte es auch in der That in unglaublich kurzer Zeit so weit, daß er sich im gewöhnlichen Umgange leicht und fließend ausdrücken konnte. Die Prinzessin dagegen hielt nicht gleichen Schritt im Deutschen; denn sobald Arbogast eine gewisse Stufe der Fertigkeit erreicht hatte, redete sie nur in der Muttersprache zu ihm, da ihr diese mehr vom Herzen ging. Einmal hatte es Feste am Hofe gegeben, Fremde waren da, es war sehr lebendig im Schlosse, aber Dona Diafanta war wenig zu sehen. Arbogast schlich in den Garten; finster, die Arme übereinander geschlagen, saß er auf einer Bank und starrte vor sich hin. „O warum,“ sagte er zu sich, „ist mir diese Liebe in’s Herz gegeben! Wer bin ich, daß ich an sie zu denken wage! Wie lange wird es noch dauern, und einer dieser hohen Gäste führt Diafanta als Braut heim! Doch diesen Tag will ich nimmermehr erleben! ...“ Er vernahm Schritte und blickte auf. Dona Diafanta stand vor ihm. Er fuhr zusammen, es war ihm, als müßte sie seine geheimsten Gedanken ihm vom Gesicht lesen können.

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Zitationshilfe: Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_prinzessin_1882/23>, abgerufen am 28.04.2024.