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Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882.

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da, mit der Federzier auf der Kappe, die Armbrust auf dem Rücken, den Falken auf der Faust. Er half ihr den Fuß in den Steigbügel setzen und folgte ihr, voran im Kreise der Stallmeister und Jäger, oft zur Seite.

Einmal, nur kurze Zeit nach dem Diensteintritte des Pagen, sagte die Prinzessin Diafanta: "Arbogast, wir wollen Dich im Wälschen unterrichten. Oder, ich weiß noch etwas Besseres als Kurzweil: Du lehrst uns Deutsch, - wir wollen Dich Wälsch lehren."

"Wie gern, gnädige Fürstin," sagte Arbogast. "Doch ich kann in Allem nur Euer Gnaden Schüler, nicht Euer Lehrer sein. Ich bin ein armer Diener. Euer Gnaden etwas thun oder sagen heißen, wäre gegen die schuldige Ehrerbietung."

"Wer hätte etwas dagegen einzuwenden," erwiderte die Prinzessin, "wenn ich mich daran erfreute?"

So gingen die Reden hin und her, und der Reden Ende war, daß die Beiden viel unter den Bäumen des Gartens zusammensaßen und Arbogast den Lehrer machte. Er ließ sich das Studium der Landessprache so angelegen sein, daß er jede freie Stunde bei Tag und Nacht nutzte,

da, mit der Federzier auf der Kappe, die Armbrust auf dem Rücken, den Falken auf der Faust. Er half ihr den Fuß in den Steigbügel setzen und folgte ihr, voran im Kreise der Stallmeister und Jäger, oft zur Seite.

Einmal, nur kurze Zeit nach dem Diensteintritte des Pagen, sagte die Prinzessin Diafanta: „Arbogast, wir wollen Dich im Wälschen unterrichten. Oder, ich weiß noch etwas Besseres als Kurzweil: Du lehrst uns Deutsch, – wir wollen Dich Wälsch lehren.“

„Wie gern, gnädige Fürstin,“ sagte Arbogast. „Doch ich kann in Allem nur Euer Gnaden Schüler, nicht Euer Lehrer sein. Ich bin ein armer Diener. Euer Gnaden etwas thun oder sagen heißen, wäre gegen die schuldige Ehrerbietung.“

„Wer hätte etwas dagegen einzuwenden,“ erwiderte die Prinzessin, „wenn ich mich daran erfreute?“

So gingen die Reden hin und her, und der Reden Ende war, daß die Beiden viel unter den Bäumen des Gartens zusammensaßen und Arbogast den Lehrer machte. Er ließ sich das Studium der Landessprache so angelegen sein, daß er jede freie Stunde bei Tag und Nacht nutzte,

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[14/0022] da, mit der Federzier auf der Kappe, die Armbrust auf dem Rücken, den Falken auf der Faust. Er half ihr den Fuß in den Steigbügel setzen und folgte ihr, voran im Kreise der Stallmeister und Jäger, oft zur Seite. Einmal, nur kurze Zeit nach dem Diensteintritte des Pagen, sagte die Prinzessin Diafanta: „Arbogast, wir wollen Dich im Wälschen unterrichten. Oder, ich weiß noch etwas Besseres als Kurzweil: Du lehrst uns Deutsch, – wir wollen Dich Wälsch lehren.“ „Wie gern, gnädige Fürstin,“ sagte Arbogast. „Doch ich kann in Allem nur Euer Gnaden Schüler, nicht Euer Lehrer sein. Ich bin ein armer Diener. Euer Gnaden etwas thun oder sagen heißen, wäre gegen die schuldige Ehrerbietung.“ „Wer hätte etwas dagegen einzuwenden,“ erwiderte die Prinzessin, „wenn ich mich daran erfreute?“ So gingen die Reden hin und her, und der Reden Ende war, daß die Beiden viel unter den Bäumen des Gartens zusammensaßen und Arbogast den Lehrer machte. Er ließ sich das Studium der Landessprache so angelegen sein, daß er jede freie Stunde bei Tag und Nacht nutzte,

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Zitationshilfe: Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_prinzessin_1882/22>, abgerufen am 29.04.2024.