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Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882.

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von Portugal nannte. Ohne ihren Rang jemals zu vergessen, war sie Arbogast gegenüber die gütige Herrin und zugleich die ehemalige Jugendgespielin geblieben.

Arbogast fühlte seine bevorzugte Stellung wohl, aber fern von jeder Selbstüberhebung war er immer der bescheidene und ehrerbietige Diener geblieben. Auch er war ein vollendet schöner Jüngling geworden, bei dem eine edle Männlichkeit sehr frühe hervorgetreten war. Kein Wunder, daß die Frauen des Südens für ihn schwärmten, ja, ihn nicht selten mit brennenden Liebesaugen anblickten. Auch unter den Schloßfrauen am Hofe hatte es mehr als eine verführerische Sirene gegeben, die ihn an sich locken und besitzen wollte; aber für Arbogast schienen diese Versuchungen keine Versuchungen zu sein. Ruhig und ohne jeden Kampf wußte er allen ihm gelegten Fallstricken auszuweichen.

Eines Abends war Arbogast nach den Strapazen einer Jagd spät in sein Schlafgemach gekommen. Er hatte den Tag über viel mit der Prinzessin ganz allein verkehrt und war der Gefahr, von einem angeschossenen Hirsch getödtet zu werden, wunderbar entgangen.

von Portugal nannte. Ohne ihren Rang jemals zu vergessen, war sie Arbogast gegenüber die gütige Herrin und zugleich die ehemalige Jugendgespielin geblieben.

Arbogast fühlte seine bevorzugte Stellung wohl, aber fern von jeder Selbstüberhebung war er immer der bescheidene und ehrerbietige Diener geblieben. Auch er war ein vollendet schöner Jüngling geworden, bei dem eine edle Männlichkeit sehr frühe hervorgetreten war. Kein Wunder, daß die Frauen des Südens für ihn schwärmten, ja, ihn nicht selten mit brennenden Liebesaugen anblickten. Auch unter den Schloßfrauen am Hofe hatte es mehr als eine verführerische Sirene gegeben, die ihn an sich locken und besitzen wollte; aber für Arbogast schienen diese Versuchungen keine Versuchungen zu sein. Ruhig und ohne jeden Kampf wußte er allen ihm gelegten Fallstricken auszuweichen.

Eines Abends war Arbogast nach den Strapazen einer Jagd spät in sein Schlafgemach gekommen. Er hatte den Tag über viel mit der Prinzessin ganz allein verkehrt und war der Gefahr, von einem angeschossenen Hirsch getödtet zu werden, wunderbar entgangen.

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[18/0026] von Portugal nannte. Ohne ihren Rang jemals zu vergessen, war sie Arbogast gegenüber die gütige Herrin und zugleich die ehemalige Jugendgespielin geblieben. Arbogast fühlte seine bevorzugte Stellung wohl, aber fern von jeder Selbstüberhebung war er immer der bescheidene und ehrerbietige Diener geblieben. Auch er war ein vollendet schöner Jüngling geworden, bei dem eine edle Männlichkeit sehr frühe hervorgetreten war. Kein Wunder, daß die Frauen des Südens für ihn schwärmten, ja, ihn nicht selten mit brennenden Liebesaugen anblickten. Auch unter den Schloßfrauen am Hofe hatte es mehr als eine verführerische Sirene gegeben, die ihn an sich locken und besitzen wollte; aber für Arbogast schienen diese Versuchungen keine Versuchungen zu sein. Ruhig und ohne jeden Kampf wußte er allen ihm gelegten Fallstricken auszuweichen. Eines Abends war Arbogast nach den Strapazen einer Jagd spät in sein Schlafgemach gekommen. Er hatte den Tag über viel mit der Prinzessin ganz allein verkehrt und war der Gefahr, von einem angeschossenen Hirsch getödtet zu werden, wunderbar entgangen.

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Zitationshilfe: Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_prinzessin_1882/26>, abgerufen am 28.04.2024.