Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882.

Bild:
<< vorherige Seite

"Jetzt weißt Du mein Geheimniß," fuhr der Graf fort "Bewahre es wohl! Laß aber auch die Prinzessin nicht merken, daß Du weißt, wer sie ist."

Er hatte die Worte kaum ausgesprochen, als er die Aufforderung, in die Kajüte hinab zu kommen, erhielt. Er fand die Prinzessin am Fenster sitzend, ganz allein. Sie sah noch immer leidend, aber dennoch berückend schön aus.

"Setzt Euch neben mich," sagte sie lächelnd, mit eigenthümlicher Erregung, indem sie ihm die Rechte entgegen streckte.

Graf Albrecht drückte einen glühenden Kuß auf die dargebotene Hand und setzte sich, von Gefühlen des Glückes durchwogt, dem wunderbaren Mädchen gegenüber.

"Ich bin jetzt schon so viele Tage auf dem Schiffe," hob die Prinzessin an, "aber ich habe bisher nicht die Kraft gehabt, mich gegen Euch auszusprechen, wie sehr, wie dringend ich es auch wünschte. Ihr habt mich, als ich das Schiff betrat, gar barsch empfangen, und Gott weiß, wie Ihr noch jetzt über mich denken mögt!"

"Verzeiht," erwiderte Graf Albrecht. "Ich gestehe, daß ich bei Eurem Erscheinen sehr erschrak, mehr, weit

„Jetzt weißt Du mein Geheimniß,“ fuhr der Graf fort „Bewahre es wohl! Laß aber auch die Prinzessin nicht merken, daß Du weißt, wer sie ist.“

Er hatte die Worte kaum ausgesprochen, als er die Aufforderung, in die Kajüte hinab zu kommen, erhielt. Er fand die Prinzessin am Fenster sitzend, ganz allein. Sie sah noch immer leidend, aber dennoch berückend schön aus.

„Setzt Euch neben mich,“ sagte sie lächelnd, mit eigenthümlicher Erregung, indem sie ihm die Rechte entgegen streckte.

Graf Albrecht drückte einen glühenden Kuß auf die dargebotene Hand und setzte sich, von Gefühlen des Glückes durchwogt, dem wunderbaren Mädchen gegenüber.

„Ich bin jetzt schon so viele Tage auf dem Schiffe,“ hob die Prinzessin an, „aber ich habe bisher nicht die Kraft gehabt, mich gegen Euch auszusprechen, wie sehr, wie dringend ich es auch wünschte. Ihr habt mich, als ich das Schiff betrat, gar barsch empfangen, und Gott weiß, wie Ihr noch jetzt über mich denken mögt!“

„Verzeiht,“ erwiderte Graf Albrecht. „Ich gestehe, daß ich bei Eurem Erscheinen sehr erschrak, mehr, weit

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <pb facs="#f0092" n="84"/>
        <p>&#x201E;Jetzt weißt Du mein Geheimniß,&#x201C; fuhr der Graf fort &#x201E;Bewahre es wohl! Laß aber auch die Prinzessin nicht merken, daß Du weißt, wer sie ist.&#x201C;</p>
        <p>Er hatte die Worte kaum ausgesprochen, als er die Aufforderung, in die Kajüte hinab zu kommen, erhielt. Er fand die Prinzessin am Fenster sitzend, ganz allein. Sie sah noch immer leidend, aber dennoch berückend schön aus.</p>
        <p>&#x201E;Setzt Euch neben mich,&#x201C; sagte sie lächelnd, mit eigenthümlicher Erregung, indem sie ihm die Rechte entgegen streckte.</p>
        <p>Graf Albrecht drückte einen glühenden Kuß auf die dargebotene Hand und setzte sich, von Gefühlen des Glückes durchwogt, dem wunderbaren Mädchen gegenüber.</p>
        <p>&#x201E;Ich bin jetzt schon so viele Tage auf dem Schiffe,&#x201C; hob die Prinzessin an, &#x201E;aber ich habe bisher nicht die Kraft gehabt, mich gegen Euch auszusprechen, wie sehr, wie dringend ich es auch wünschte. Ihr habt mich, als ich das Schiff betrat, gar barsch empfangen, und Gott weiß, wie Ihr noch jetzt über mich denken mögt!&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Verzeiht,&#x201C; erwiderte Graf Albrecht. &#x201E;Ich gestehe, daß ich bei Eurem Erscheinen sehr erschrak, mehr, weit
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[84/0092] „Jetzt weißt Du mein Geheimniß,“ fuhr der Graf fort „Bewahre es wohl! Laß aber auch die Prinzessin nicht merken, daß Du weißt, wer sie ist.“ Er hatte die Worte kaum ausgesprochen, als er die Aufforderung, in die Kajüte hinab zu kommen, erhielt. Er fand die Prinzessin am Fenster sitzend, ganz allein. Sie sah noch immer leidend, aber dennoch berückend schön aus. „Setzt Euch neben mich,“ sagte sie lächelnd, mit eigenthümlicher Erregung, indem sie ihm die Rechte entgegen streckte. Graf Albrecht drückte einen glühenden Kuß auf die dargebotene Hand und setzte sich, von Gefühlen des Glückes durchwogt, dem wunderbaren Mädchen gegenüber. „Ich bin jetzt schon so viele Tage auf dem Schiffe,“ hob die Prinzessin an, „aber ich habe bisher nicht die Kraft gehabt, mich gegen Euch auszusprechen, wie sehr, wie dringend ich es auch wünschte. Ihr habt mich, als ich das Schiff betrat, gar barsch empfangen, und Gott weiß, wie Ihr noch jetzt über mich denken mögt!“ „Verzeiht,“ erwiderte Graf Albrecht. „Ich gestehe, daß ich bei Eurem Erscheinen sehr erschrak, mehr, weit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt von Wikisource.

Quelle der Scans: Wikimedia Commons.

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_prinzessin_1882
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_prinzessin_1882/92
Zitationshilfe: Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_prinzessin_1882/92>, abgerufen am 15.05.2024.