Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882.

Bild:
<< vorherige Seite

mehr, als wenn ich plötzlich von Seeräubern umringt und mein Schiff gekapert worden wäre. Daß ich Euch von einem so gefahrvollen, folgenreichen Schritte abrieth, sollte mir nicht zum Vorwurf gereichen! Ich hatte dabei nicht mich, nicht mein Herz, nicht mein eigenes Wohl im Auge, sondern nur Euren Vater, Euch, Euren guten Namen!"

"Jetzt bin ich einmal da," erwiderte die Prinzessin, "und hatte Zeit, mich zu fassen und mit meiner Lage vertraut zu machen. Der erste Schritt ist gethan, und ich darf nicht zaudern und zagen, den letzten zu machen. Alle Reue hilft nichts mehr."

"Auch ich bin inzwischen mit der Lage vertraut geworden," rief der Graf und fuhr im Tone der höchsten Betheuerung fort: "Ich will Euer Beschützer, Euer Knecht und Diener sein! Mein ganzes Schicksal hängt von dem Eurigen ab! Gebietet über mich! Ihr seid nicht in meinen Händen und meiner Gewalt, - ich bin in der Eurigen."

"Schwört nicht voreilig," fiel ihm Dona Diafanta in's Wort, "ehe Ihr alle Aufschlüsse und Aufklärungen vernommen habt!"

mehr, als wenn ich plötzlich von Seeräubern umringt und mein Schiff gekapert worden wäre. Daß ich Euch von einem so gefahrvollen, folgenreichen Schritte abrieth, sollte mir nicht zum Vorwurf gereichen! Ich hatte dabei nicht mich, nicht mein Herz, nicht mein eigenes Wohl im Auge, sondern nur Euren Vater, Euch, Euren guten Namen!“

„Jetzt bin ich einmal da,“ erwiderte die Prinzessin, „und hatte Zeit, mich zu fassen und mit meiner Lage vertraut zu machen. Der erste Schritt ist gethan, und ich darf nicht zaudern und zagen, den letzten zu machen. Alle Reue hilft nichts mehr.“

„Auch ich bin inzwischen mit der Lage vertraut geworden,“ rief der Graf und fuhr im Tone der höchsten Betheuerung fort: „Ich will Euer Beschützer, Euer Knecht und Diener sein! Mein ganzes Schicksal hängt von dem Eurigen ab! Gebietet über mich! Ihr seid nicht in meinen Händen und meiner Gewalt, – ich bin in der Eurigen.“

„Schwört nicht voreilig,“ fiel ihm Dona Diafanta in’s Wort, „ehe Ihr alle Aufschlüsse und Aufklärungen vernommen habt!“

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0093" n="85"/>
mehr, als wenn ich plötzlich von Seeräubern umringt und mein Schiff gekapert worden wäre. Daß ich Euch von einem so gefahrvollen, folgenreichen Schritte abrieth, sollte mir nicht zum Vorwurf gereichen! Ich hatte dabei nicht mich, nicht mein Herz, nicht mein eigenes Wohl im Auge, sondern nur Euren Vater, Euch, Euren guten Namen!&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Jetzt bin ich einmal da,&#x201C; erwiderte die Prinzessin, &#x201E;und hatte Zeit, mich zu fassen und mit meiner Lage vertraut zu machen. Der erste Schritt ist gethan, und ich darf nicht zaudern und zagen, den letzten zu machen. Alle Reue hilft nichts mehr.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Auch ich bin inzwischen mit der Lage vertraut geworden,&#x201C; rief der Graf und fuhr im Tone der höchsten Betheuerung fort: &#x201E;Ich will Euer Beschützer, Euer Knecht und Diener sein! Mein ganzes Schicksal hängt von dem Eurigen ab! Gebietet über mich! Ihr seid nicht in meinen Händen und meiner Gewalt, &#x2013; ich bin in der Eurigen.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Schwört nicht voreilig,&#x201C; fiel ihm Dona Diafanta in&#x2019;s Wort, &#x201E;ehe Ihr alle Aufschlüsse und Aufklärungen vernommen habt!&#x201C;</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[85/0093] mehr, als wenn ich plötzlich von Seeräubern umringt und mein Schiff gekapert worden wäre. Daß ich Euch von einem so gefahrvollen, folgenreichen Schritte abrieth, sollte mir nicht zum Vorwurf gereichen! Ich hatte dabei nicht mich, nicht mein Herz, nicht mein eigenes Wohl im Auge, sondern nur Euren Vater, Euch, Euren guten Namen!“ „Jetzt bin ich einmal da,“ erwiderte die Prinzessin, „und hatte Zeit, mich zu fassen und mit meiner Lage vertraut zu machen. Der erste Schritt ist gethan, und ich darf nicht zaudern und zagen, den letzten zu machen. Alle Reue hilft nichts mehr.“ „Auch ich bin inzwischen mit der Lage vertraut geworden,“ rief der Graf und fuhr im Tone der höchsten Betheuerung fort: „Ich will Euer Beschützer, Euer Knecht und Diener sein! Mein ganzes Schicksal hängt von dem Eurigen ab! Gebietet über mich! Ihr seid nicht in meinen Händen und meiner Gewalt, – ich bin in der Eurigen.“ „Schwört nicht voreilig,“ fiel ihm Dona Diafanta in’s Wort, „ehe Ihr alle Aufschlüsse und Aufklärungen vernommen habt!“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt von Wikisource.

Quelle der Scans: Wikimedia Commons.

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_prinzessin_1882
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_prinzessin_1882/93
Zitationshilfe: Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_prinzessin_1882/93>, abgerufen am 15.05.2024.