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Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605.

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von sich wandern. Gleichfals beurlaubet der
Juncker den Knecht. Diß wunderlich geschicht
hat sich warhafftig also gegeben.

CXCIII. Von eines Schäffers
Weib.

EJn Schäffer hat ein Weib/ welche je-
derman für ein Hetzin hielte. Dieselb
hielt in jhrem Hauß ein grosse Katz/
die nehret sie köstlich/ streichlet sie/ se-
tzet sie auff den Schoß/ vnnd legt sie bey sich
ins Bett/ es were gleich der man einheimisch
oder nicht. Als sie auff ein zeit nit so balt ge-
schefft halben mit dem mann konnt schlaffen
gehen/ vnd er sich allein zu Bett legen/ wolte/
find er die Katz darinn ligen/ welche ihm so
balt vnder das gesicht springt/ greifft ihn
mit den Klaen an die Gurgeln/ vnnd thut/ als
ob sie ihm dieselb wolt zutrucken. Der Schef-
fer will sie dem Fenster hinauß werffen/ vnnd
trifft einen Balcken mit jhr. Sie aber helt sich
daran/ vnnd nimpt den Balcken mit sich hin-
weg. Wer den Balcken sahe/ der konnt leicht-
lich erachten/ das diß nit ein Katz/ sondern
der Teuffel selbst gethan hatte. Deßwegen
wird das Weib in hafften gezogen/ vnd Pein-
lich gefragt. Da bekennt sie/ daß sie den Teufel
nicht allein in jhrem Hauß gehalten/ vnd die
Zauberkunst von ihm gelernet/ sondern auch
viel Jar lang geübet hatte. Darauff sie dann
beneben einem Jungen Weib/ welche es von
jhr gelernet hatte/ verbrant
worden.

Von
N v

von ſich wandern. Gleichfals beurlaubet der
Juncker den Knecht. Diß wunderlich geſchicht
hat ſich warhafftig alſo gegeben.

CXCIII. Von eines Schaͤffers
Weib.

EJn Schaͤffer hat ein Weib/ welche je-
derman fuͤr ein Hetzin hielte. Dieſelb
hielt in jhrem Hauß ein groſſe Katz/
die nehret ſie koͤſtlich/ ſtreichlet ſie/ ſe-
tzet ſie auff den Schoß/ vnnd legt ſie bey ſich
ins Bett/ es were gleich der man einheimiſch
oder nicht. Als ſie auff ein zeit nit ſo balt ge-
ſchefft halben mit dem mann konnt ſchlaffen
gehen/ vnd er ſich allein zu Bett legen/ wolte/
find er die Katz darinn ligen/ welche ihm ſo
balt vnder das geſicht ſpringt/ greifft ihn
mit den Klaen an die Gurgeln/ vnnd thut/ als
ob ſie ihm dieſelb wolt zutrucken. Der Schef-
fer will ſie dem Fenſter hinauß werffen/ vnnd
trifft einen Balcken mit jhr. Sie aber helt ſich
daran/ vnnd nimpt den Balcken mit ſich hin-
weg. Wer den Balcken ſahe/ der konnt leicht-
lich erachten/ das diß nit ein Katz/ ſondern
der Teuffel ſelbſt gethan hatte. Deßwegen
wird das Weib in hafften gezogen/ vnd Pein-
lich gefragt. Da bekennt ſie/ daß ſie den Teufel
nicht allein in jhrem Hauß gehalten/ vnd die
Zauberkunſt von ihm gelernet/ ſondern auch
viel Jar lang geuͤbet hatte. Darauff ſie dann
beneben einem Jungen Weib/ welche es von
jhr gelernet hatte/ verbrant
worden.

Von
N v
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[185/0193] von ſich wandern. Gleichfals beurlaubet der Juncker den Knecht. Diß wunderlich geſchicht hat ſich warhafftig alſo gegeben. CXCIII. Von eines Schaͤffers Weib. EJn Schaͤffer hat ein Weib/ welche je- derman fuͤr ein Hetzin hielte. Dieſelb hielt in jhrem Hauß ein groſſe Katz/ die nehret ſie koͤſtlich/ ſtreichlet ſie/ ſe- tzet ſie auff den Schoß/ vnnd legt ſie bey ſich ins Bett/ es were gleich der man einheimiſch oder nicht. Als ſie auff ein zeit nit ſo balt ge- ſchefft halben mit dem mann konnt ſchlaffen gehen/ vnd er ſich allein zu Bett legen/ wolte/ find er die Katz darinn ligen/ welche ihm ſo balt vnder das geſicht ſpringt/ greifft ihn mit den Klaen an die Gurgeln/ vnnd thut/ als ob ſie ihm dieſelb wolt zutrucken. Der Schef- fer will ſie dem Fenſter hinauß werffen/ vnnd trifft einen Balcken mit jhr. Sie aber helt ſich daran/ vnnd nimpt den Balcken mit ſich hin- weg. Wer den Balcken ſahe/ der konnt leicht- lich erachten/ das diß nit ein Katz/ ſondern der Teuffel ſelbſt gethan hatte. Deßwegen wird das Weib in hafften gezogen/ vnd Pein- lich gefragt. Da bekennt ſie/ daß ſie den Teufel nicht allein in jhrem Hauß gehalten/ vnd die Zauberkunſt von ihm gelernet/ ſondern auch viel Jar lang geuͤbet hatte. Darauff ſie dann beneben einem Jungen Weib/ welche es von jhr gelernet hatte/ verbrant worden. Von N v

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Zitationshilfe: Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria01_1605/193>, abgerufen am 21.11.2024.