Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605.

Bild:
<< vorherige Seite

ren an/ daß sie an den Graffen Suppliciren
solten das er das Gebott ab thun/ vnd ihnen
des Sontags zu dantzen widerume gnadig
gestatten wolte. Hierauff halten sie in nahinen
ihrer Söhne vnd Töchter/ Mägd vnd Knech-
tes nicht allein beim Graffen/ sondern auch
bey den Räthen an/ das ihnen hierin möchte
wilfahret werden. Aber sie erhalten nichts:
Dann der Graff weiset sie mit diesen worten
ab: Denn Sonntag hat ihm GOTT allein
geheiliget vnnd geweihet/ derwegen hab ich
nichts darauff zu ordnen/ kann auch nichts
ewert wegen hierin ab oder zu thun. Da aber
je daß Jung Volck so hefftigen lusten zum
dantzen hat/ so will ichs nicht hindern/ es
soll nicht allein einen tag nach dem Sonntag
in der wochen/ sondern die gantze woch vber
an einen stuck zu dantzen macht haben/ daß
sie also dessen wol mögen saat werden. Die
Bawern aber wenden für/ auff diese weiß
wurde das Volck von der arbeit abgehal-
ten. Vnd musten also die Güter wüst ligen
pleiben. Der Graff gab nichts hierauff/ son-
dern repetiret vnnd widerholet sein vorigen
befehl/ mit betröwung harter Straff/ wer
dergegen handeln wurde. Also hat die-
ser Graff des Sontags tantzen bey den
Bawers Volck gantz vnnd gar auff-
gehoben vnnd abge-
schaffet.

Von

ren an/ daß ſie an den Graffen Suppliciren
ſolten das er das Gebott ab thun/ vnd ihnen
des Sontags zu dantzen widerume gnadig
geſtatten wolte. Hierauff halten ſie in nahinen
ihrer Soͤhne vnd Toͤchter/ Maͤgd vnd Knech-
tes nicht allein beim Graffen/ ſondern auch
bey den Raͤthen an/ das ihnen hierin moͤchte
wilfahret werden. Aber ſie erhalten nichts:
Dann der Graff weiſet ſie mit dieſen worten
ab: Denn Sonntag hat ihm GOTT allein
geheiliget vnnd geweihet/ derwegen hab ich
nichts darauff zu ordnen/ kann auch nichts
ewert wegen hierin ab oder zu thun. Da aber
je daß Jung Volck ſo hefftigen luſten zum
dantzen hat/ ſo will ichs nicht hindern/ es
ſoll nicht allein einen tag nach dem Sonntag
in der wochen/ ſondern die gantze woch vber
an einen ſtuck zu dantzen macht haben/ daß
ſie alſo deſſen wol moͤgen ſaat werden. Die
Bawern aber wenden fuͤr/ auff dieſe weiß
wurde das Volck von der arbeit abgehal-
ten. Vnd muſten alſo die Guͤter wuͤſt ligen
pleiben. Der Graff gab nichts hierauff/ ſon-
dern repetiret vnnd widerholet ſein vorigen
befehl/ mit betroͤwung harter Straff/ wer
dergegen handeln wurde. Alſo hat die-
ſer Graff des Sontags tantzen bey den
Bawers Volck gantz vnnd gar auff-
gehoben vnnd abge-
ſchaffet.

Von
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0240" n="232"/>
ren an/ daß &#x017F;ie an den Graffen Suppliciren<lb/>
&#x017F;olten das er das Gebott ab thun/ vnd ihnen<lb/>
des Sontags zu dantzen widerume gnadig<lb/>
ge&#x017F;tatten wolte. Hierauff halten &#x017F;ie in nahinen<lb/>
ihrer So&#x0364;hne vnd To&#x0364;chter/ Ma&#x0364;gd vnd Knech-<lb/>
tes nicht allein beim Graffen/ &#x017F;ondern auch<lb/>
bey den Ra&#x0364;then an/ das ihnen hierin mo&#x0364;chte<lb/>
wilfahret werden. Aber &#x017F;ie erhalten nichts:<lb/>
Dann der Graff wei&#x017F;et &#x017F;ie mit die&#x017F;en worten<lb/>
ab: Denn Sonntag hat ihm <hi rendition="#g">GOTT</hi> allein<lb/>
geheiliget vnnd geweihet/ derwegen hab ich<lb/>
nichts darauff zu ordnen/ kann auch nichts<lb/>
ewert wegen hierin ab oder zu thun. Da aber<lb/>
je daß Jung Volck &#x017F;o hefftigen lu&#x017F;ten zum<lb/>
dantzen hat/ &#x017F;o will ichs nicht hindern/ es<lb/>
&#x017F;oll nicht allein einen tag nach dem Sonntag<lb/>
in der wochen/ &#x017F;ondern die gantze woch vber<lb/>
an einen &#x017F;tuck zu dantzen macht haben/ daß<lb/>
&#x017F;ie al&#x017F;o de&#x017F;&#x017F;en wol mo&#x0364;gen &#x017F;aat werden. Die<lb/>
Bawern aber wenden fu&#x0364;r/ auff die&#x017F;e weiß<lb/>
wurde das Volck von der arbeit abgehal-<lb/>
ten. Vnd mu&#x017F;ten al&#x017F;o die Gu&#x0364;ter wu&#x0364;&#x017F;t ligen<lb/>
pleiben. Der Graff gab nichts hierauff/ &#x017F;on-<lb/>
dern repetiret vnnd widerholet &#x017F;ein vorigen<lb/>
befehl/ mit betro&#x0364;wung harter Straff/ wer<lb/>
dergegen handeln wurde. Al&#x017F;o hat die-<lb/><hi rendition="#c">&#x017F;er Graff des Sontags tantzen bey den<lb/>
Bawers Volck gantz vnnd gar auff-<lb/>
gehoben vnnd abge-<lb/>
&#x017F;chaffet.</hi></p>
      </div><lb/>
      <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Von</hi> </fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[232/0240] ren an/ daß ſie an den Graffen Suppliciren ſolten das er das Gebott ab thun/ vnd ihnen des Sontags zu dantzen widerume gnadig geſtatten wolte. Hierauff halten ſie in nahinen ihrer Soͤhne vnd Toͤchter/ Maͤgd vnd Knech- tes nicht allein beim Graffen/ ſondern auch bey den Raͤthen an/ das ihnen hierin moͤchte wilfahret werden. Aber ſie erhalten nichts: Dann der Graff weiſet ſie mit dieſen worten ab: Denn Sonntag hat ihm GOTT allein geheiliget vnnd geweihet/ derwegen hab ich nichts darauff zu ordnen/ kann auch nichts ewert wegen hierin ab oder zu thun. Da aber je daß Jung Volck ſo hefftigen luſten zum dantzen hat/ ſo will ichs nicht hindern/ es ſoll nicht allein einen tag nach dem Sonntag in der wochen/ ſondern die gantze woch vber an einen ſtuck zu dantzen macht haben/ daß ſie alſo deſſen wol moͤgen ſaat werden. Die Bawern aber wenden fuͤr/ auff dieſe weiß wurde das Volck von der arbeit abgehal- ten. Vnd muſten alſo die Guͤter wuͤſt ligen pleiben. Der Graff gab nichts hierauff/ ſon- dern repetiret vnnd widerholet ſein vorigen befehl/ mit betroͤwung harter Straff/ wer dergegen handeln wurde. Alſo hat die- ſer Graff des Sontags tantzen bey den Bawers Volck gantz vnnd gar auff- gehoben vnnd abge- ſchaffet. Von

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria01_1605
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria01_1605/240
Zitationshilfe: Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria01_1605/240>, abgerufen am 21.11.2024.