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Melander, Otto: [Joco-seria] Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Bd. 2. Lich, 1605.

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Hertz schliessen/ wie manches Vnglück vnnd Be-
schwerung ich habe müssen außstehen/ dieweil ich
auß meinem Vatterland gewesen bin/ wie offt hab
ich gedacht/ was doch meinem Mann Vrsach
vnd Anleitung gegeben habe. Darumbo mein Kö-
nig vnd Herr/ felle ein billich Vrtheil diesem Böß-
wicht/ daß ein Diebstahl vnnd böses stück erhei-
schet.

Der König sprach/ nach dem er gestrebt vnd ge-
lebt/ darnach soll jm gelohnet werden/ vnd gleich wie
er duppelt gesündiget/ also soll er duppelt gestrafft
werden. Erstlich so ist er ein Dieb/ darumb soll er
auch gehencket werden/ darnach so ist er ein Mör-
der/ darumb soll er gerädert werden.

Nach diesem Vrtheil ist er auch stracks außge-
führet worden/ vnnd sind jhm erstlich alle Glieder
zerstossen worden/ darnach ist er an den liechten
Galgen gehenckt worden

Ambrosius aber bleib noch eine gute weil zeits
in dem Königlichen Hoff/ lebte mit seiner Frawen
in frewden. Darnach sind sie beyde/ reichlich von
dem Soldan begabet wider mit einander nach Ge-
nua gezogen/ haben noch lange zeit bey einander
gewohnet/ vnd haben noch vier Kinder mit einan-
der gezeuget. Also belohnet Gott alle/ vnd gibt eim
jeden nach dem er verdienet.

CCXXXII. Von einem
Schaaffresser.

ES war ein Rector an einer Schuel/ der
pflegte die Jungen vnderweilen nach ge-
haltenem Examine mit Lateinischen fra-
gen zu exerciren/ sagt deßwegen zu einem:

Tu vero videris mihi esse insigne edax, ac multi
cibi homo, cedo mihi igitur, quot tu putas die te

vno

Hertz ſchlieſſen/ wie manches Vngluͤck vnnd Be-
ſchwerung ich habe muͤſſen außſtehen/ dieweil ich
auß meinem Vatterland geweſen bin/ wie offt hab
ich gedacht/ was doch meinem Mann Vrſach
vnd Anleitung gegeben habe. Darumbo mein Koͤ-
nig vnd Herr/ felle ein billich Vrtheil dieſem Boͤß-
wicht/ daß ein Diebſtahl vnnd boͤſes ſtuͤck erhei-
ſchet.

Der Koͤnig ſprach/ nach dem er geſtrebt vnd ge-
lebt/ darnach ſoll jm gelohnet werden/ vñ gleich wie
er duppelt geſuͤndiget/ alſo ſoll er duppelt geſtrafft
werden. Erſtlich ſo iſt er ein Dieb/ darumb ſoll er
auch gehencket werden/ darnach ſo iſt er ein Moͤr-
der/ darumb ſoll er geraͤdert werden.

Nach dieſem Vrtheil iſt er auch ſtracks außge-
fuͤhret worden/ vnnd ſind jhm erſtlich alle Glieder
zerſtoſſen worden/ darnach iſt er an den liechten
Galgen gehenckt worden

Ambroſius aber bleib noch eine gute weil zeits
in dem Koͤniglichen Hoff/ lebte mit ſeiner Frawen
in frewden. Darnach ſind ſie beyde/ reichlich von
dem Soldan begabet wider mit einander nach Ge-
nua gezogen/ haben noch lange zeit bey einander
gewohnet/ vnd haben noch vier Kinder mit einan-
der gezeuget. Alſo belohnet Gott alle/ vnd gibt eim
jeden nach dem er verdienet.

CCXXXII. Von einem
Schaaffreſſer.

ES war ein Rector an einer Schuel/ der
pflegte die Jungen vnderweilen nach ge-
haltenem Examine mit Lateiniſchen fra-
gen zu exerciren/ ſagt deßwegen zu einem:

Tu vero videris mihi eſſe inſigne edax, ac multi
cibi homo, cedo mihi igitur, quot tu putas die te

vno
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[238/0262] Hertz ſchlieſſen/ wie manches Vngluͤck vnnd Be- ſchwerung ich habe muͤſſen außſtehen/ dieweil ich auß meinem Vatterland geweſen bin/ wie offt hab ich gedacht/ was doch meinem Mann Vrſach vnd Anleitung gegeben habe. Darumbo mein Koͤ- nig vnd Herr/ felle ein billich Vrtheil dieſem Boͤß- wicht/ daß ein Diebſtahl vnnd boͤſes ſtuͤck erhei- ſchet. Der Koͤnig ſprach/ nach dem er geſtrebt vnd ge- lebt/ darnach ſoll jm gelohnet werden/ vñ gleich wie er duppelt geſuͤndiget/ alſo ſoll er duppelt geſtrafft werden. Erſtlich ſo iſt er ein Dieb/ darumb ſoll er auch gehencket werden/ darnach ſo iſt er ein Moͤr- der/ darumb ſoll er geraͤdert werden. Nach dieſem Vrtheil iſt er auch ſtracks außge- fuͤhret worden/ vnnd ſind jhm erſtlich alle Glieder zerſtoſſen worden/ darnach iſt er an den liechten Galgen gehenckt worden Ambroſius aber bleib noch eine gute weil zeits in dem Koͤniglichen Hoff/ lebte mit ſeiner Frawen in frewden. Darnach ſind ſie beyde/ reichlich von dem Soldan begabet wider mit einander nach Ge- nua gezogen/ haben noch lange zeit bey einander gewohnet/ vnd haben noch vier Kinder mit einan- der gezeuget. Alſo belohnet Gott alle/ vnd gibt eim jeden nach dem er verdienet. CCXXXII. Von einem Schaaffreſſer. ES war ein Rector an einer Schuel/ der pflegte die Jungen vnderweilen nach ge- haltenem Examine mit Lateiniſchen fra- gen zu exerciren/ ſagt deßwegen zu einem: Tu vero videris mihi eſſe inſigne edax, ac multi cibi homo, cedo mihi igitur, quot tu putas die te vno

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Zitationshilfe: Melander, Otto: [Joco-seria] Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Bd. 2. Lich, 1605, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria02_1605/262>, abgerufen am 24.11.2024.