Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Melander, Otto: [Joco-seria] Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Bd. 2. Lich, 1605.

Bild:
<< vorherige Seite
der Geyer aß/ die Hand zu rück zu ziehen. Solcher
Lucullus pflegte seinem Knecht lieber zu folgen/
als jhm selbsten.

Hermannus Schopperus in Speculo vi-
tae aulicae pag.
352.

Nicht füll dich also mit speiß auß/ daß man nicht
darfür halte/ du seyest vnder den Schweinen erzo-
gen worden. Dann also sagt ein Poet: Ne viuas vt
edas, sed edas vt viuere possis.
Du solt nicht leben
das du jssest/ sondern du solt essen/ das du leben kön-
nest. Dann es ist ein schand den Leib also erfüllen/
daß man dauon gleichsam auffgeblasen gehet. Jn
einem Kloster (deren man heutiges tags wenig
findet) hab ich gesehen/ daß die Geistliche Brüder
vast auff ein jede Kanten geschrieben haben:

Sume vinum modice, modico natura fouetur,

Das ist/

Brauch den Wein mässig/ dann die Natur wirt
durch messigkeit erhalten.

Ambros. in Hexaemero.

Du meydest das Fasten/ vnnd suchest Artzney/
gleich als ob jrgend ein grösser Artzney möcht ge-
funden werden.

Cornel. Celsus.

Vielmals werden grosse schwachheiten durch
ruhe vnd messigkeit geheilet.

Idem.

Vnmessigkeit ist ein Vrsacherin der schwach-
heiten/ vnd erhalterin der Artzte.

Philip. Melanch.

Dem viertägigen Fieber soll man kein Artzney
brauchen/ ohn allein messiges leben.

Idem.
der Geyer aß/ die Hand zu ruͤck zu ziehen. Solcher
Lucullus pflegte ſeinem Knecht lieber zu folgen/
als jhm ſelbſten.

Hermannus Schopperus in Speculo vi-
tæ aulicæ pag.
352.

Nicht fuͤll dich alſo mit ſpeiß auß/ daß man nicht
darfuͤr halte/ du ſeyeſt vnder den Schweinen erzo-
gen worden. Dann alſo ſagt ein Poet: Ne viuas vt
edas, ſed edas vt viuere poſſis.
Du ſolt nicht leben
das du jſſeſt/ ſondern du ſolt eſſen/ das du lebẽ koͤn-
neſt. Dann es iſt ein ſchand den Leib alſo erfuͤllen/
daß man dauon gleichſam auffgeblaſen gehet. Jn
einem Kloſter (deren man heutiges tags wenig
findet) hab ich geſehen/ daß die Geiſtliche Bruͤder
vaſt auff ein jede Kanten geſchrieben haben:

Sume vinum modice, modico natura fouetur,

Das iſt/

Brauch den Wein maͤſſig/ dann die Natur wirt
durch meſſigkeit erhalten.

Ambroſ. in Hexaemero.

Du meydeſt das Faſten/ vnnd ſucheſt Artzney/
gleich als ob jrgend ein groͤſſer Artzney moͤcht ge-
funden werden.

Cornel. Celſus.

Vielmals werden groſſe ſchwachheiten durch
ruhe vnd meſſigkeit geheilet.

Idem.

Vnmeſſigkeit iſt ein Vrſacherin der ſchwach-
heiten/ vnd erhalterin der Artzte.

Philip. Melanch.

Dem viertaͤgigen Fieber ſoll man kein Artzney
brauchen/ ohn allein meſſiges leben.

Idem.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <cit>
          <quote><pb facs="#f0264" n="240"/>
der Geyer aß/ die Hand zu ru&#x0364;ck zu ziehen. Solcher<lb/>
Lucullus pflegte &#x017F;einem Knecht lieber zu folgen/<lb/>
als jhm &#x017F;elb&#x017F;ten.</quote>
        </cit><lb/>
        <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">Hermannus Schopperus in Speculo vi-<lb/>
tæ aulicæ pag.</hi> 352.</hi> </p><lb/>
        <p>Nicht fu&#x0364;ll dich al&#x017F;o mit &#x017F;peiß auß/ daß man nicht<lb/>
darfu&#x0364;r halte/ du &#x017F;eye&#x017F;t vnder den Schweinen erzo-<lb/>
gen worden. Dann al&#x017F;o &#x017F;agt ein Poet: <hi rendition="#aq">Ne viuas vt<lb/>
edas, &#x017F;ed edas vt viuere po&#x017F;&#x017F;is.</hi> Du &#x017F;olt nicht leben<lb/>
das du j&#x017F;&#x017F;e&#x017F;t/ &#x017F;ondern du &#x017F;olt e&#x017F;&#x017F;en/ das du lebe&#x0303; ko&#x0364;n-<lb/>
ne&#x017F;t. Dann es i&#x017F;t ein &#x017F;chand den Leib al&#x017F;o erfu&#x0364;llen/<lb/>
daß man dauon gleich&#x017F;am auffgebla&#x017F;en gehet. Jn<lb/>
einem Klo&#x017F;ter (deren man heutiges tags wenig<lb/>
findet) hab ich ge&#x017F;ehen/ daß die Gei&#x017F;tliche Bru&#x0364;der<lb/>
va&#x017F;t auff ein jede Kanten ge&#x017F;chrieben haben:</p><lb/>
        <cit>
          <quote> <hi rendition="#aq">Sume vinum modice, modico natura fouetur,</hi> </quote>
        </cit><lb/>
        <p> <hi rendition="#c">Das i&#x017F;t/</hi> </p><lb/>
        <cit>
          <quote>Brauch den Wein ma&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig/ dann die Natur wirt<lb/>
durch me&#x017F;&#x017F;igkeit erhalten.</quote>
        </cit><lb/>
        <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq">Ambro&#x017F;. in Hexaemero.</hi> </hi> </p><lb/>
        <cit>
          <quote>Du meyde&#x017F;t das Fa&#x017F;ten/ vnnd &#x017F;uche&#x017F;t Artzney/<lb/>
gleich als ob jrgend ein gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er Artzney mo&#x0364;cht ge-<lb/>
funden werden.</quote>
        </cit><lb/>
        <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq">Cornel. <hi rendition="#i">C</hi>el&#x017F;us.</hi> </hi> </p><lb/>
        <cit>
          <quote>Vielmals werden gro&#x017F;&#x017F;e &#x017F;chwachheiten durch<lb/>
ruhe vnd me&#x017F;&#x017F;igkeit geheilet.</quote>
        </cit><lb/>
        <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq">Idem.</hi> </hi> </p><lb/>
        <cit>
          <quote>Vnme&#x017F;&#x017F;igkeit i&#x017F;t ein Vr&#x017F;acherin der &#x017F;chwach-<lb/>
heiten/ vnd erhalterin der Artzte.</quote>
        </cit><lb/>
        <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq">Philip. Melanch.</hi> </hi> </p><lb/>
        <cit>
          <quote>Dem vierta&#x0364;gigen Fieber &#x017F;oll man kein Artzney<lb/>
brauchen/ ohn allein me&#x017F;&#x017F;iges leben.</quote>
        </cit><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Idem.</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[240/0264] der Geyer aß/ die Hand zu ruͤck zu ziehen. Solcher Lucullus pflegte ſeinem Knecht lieber zu folgen/ als jhm ſelbſten. Hermannus Schopperus in Speculo vi- tæ aulicæ pag. 352. Nicht fuͤll dich alſo mit ſpeiß auß/ daß man nicht darfuͤr halte/ du ſeyeſt vnder den Schweinen erzo- gen worden. Dann alſo ſagt ein Poet: Ne viuas vt edas, ſed edas vt viuere poſſis. Du ſolt nicht leben das du jſſeſt/ ſondern du ſolt eſſen/ das du lebẽ koͤn- neſt. Dann es iſt ein ſchand den Leib alſo erfuͤllen/ daß man dauon gleichſam auffgeblaſen gehet. Jn einem Kloſter (deren man heutiges tags wenig findet) hab ich geſehen/ daß die Geiſtliche Bruͤder vaſt auff ein jede Kanten geſchrieben haben: Sume vinum modice, modico natura fouetur, Das iſt/ Brauch den Wein maͤſſig/ dann die Natur wirt durch meſſigkeit erhalten. Ambroſ. in Hexaemero. Du meydeſt das Faſten/ vnnd ſucheſt Artzney/ gleich als ob jrgend ein groͤſſer Artzney moͤcht ge- funden werden. Cornel. Celſus. Vielmals werden groſſe ſchwachheiten durch ruhe vnd meſſigkeit geheilet. Idem. Vnmeſſigkeit iſt ein Vrſacherin der ſchwach- heiten/ vnd erhalterin der Artzte. Philip. Melanch. Dem viertaͤgigen Fieber ſoll man kein Artzney brauchen/ ohn allein meſſiges leben. Idem.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria02_1605
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria02_1605/264
Zitationshilfe: Melander, Otto: [Joco-seria] Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Bd. 2. Lich, 1605, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria02_1605/264>, abgerufen am 24.11.2024.