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Melander, Otto: [Joco-seria] Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Bd. 2. Lich, 1605.

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Basilius.

Das gewissen ist gleichsamb ein Naturlich er-
[k]entnus/ ob etwas zu thun oder zu lasen sey.

Georg. super Ezech. Hom. 9.

Jn allem dem/ was gesagt wird/ sollen wir all-
weg still schweigendt zu rück zu vnserin sinn vnnd
gemüth lauffen vud den innerlichen zeugen rath-
fragen. Dann was hilffts/ wann jederman lobet/
vnd das gewissen anklagt? Oder was wird es kön-
nen schaden/ wen gleich alle abred thun/ vnnd allein
das gewissen solches verthediget.
XLI. Von einem Rauber.

JN Teutschland kehret ein Rauber in einer
Herberg ein/ vnnd setzet sich vnder andere
Gäste: Es war aber weder dem wirth/
noch auch den Gästen seiner miß handlung
etwas bewust: Vnder dem essen begab sichs/ daß
ein stückleins fadens von der wiechen herunder
hing/ vnd das vnschlet am Liecht zerschmeltzte/ das
sahe der wirth vnd rieff/ Ein Rauber/ ein Rauber/
greifft zu: Damit wolt er die Gäst vermahnen/ daß
sie solten den schedlichen faden außleschen/ auff daß
er nicht das Liecht gantz vnd gar verderben möch-
te. Was geschihet aber? Der Rauber meinet/ er sey
verrathen worden/ deßwegen ängstigen jhn die ge-
wissen dermassen/ daß er davon laufft/ so geschwind
er mag.

D. Georg. Serigenitius Homel. de Conscient.
10. pag.
76.

Von

Baſilius.

Das gewiſſen iſt gleichſamb ein Naturlich er-
[k]entnus/ ob etwas zu thun oder zu laſen ſey.

Georg. ſuper Ezech. Hom. 9.

Jn allem dem/ was geſagt wird/ ſollen wir all-
weg ſtill ſchweigendt zu ruͤck zu vnſerin ſinn vnnd
gemuͤth lauffen vud den innerlichen zeugen rath-
fragen. Dann was hilffts/ wann jederman lobet/
vnd das gewiſſen anklagt? Oder was wird es koͤn-
nen ſchaden/ wen gleich alle abred thun/ vnnd allein
das gewiſſen ſolches verthediget.
XLI. Von einem Rauber.

JN Teutſchland kehret ein Rauber in einer
Herberg ein/ vnnd ſetzet ſich vnder andere
Gaͤſte: Es war aber weder dem wirth/
noch auch den Gaͤſten ſeiner miß handlung
etwas bewuſt: Vnder dem eſſen begab ſichs/ daß
ein ſtuͤckleins fadens von der wiechen herunder
hing/ vnd das vnſchlet am Liecht zerſchmeltzte/ das
ſahe der wirth vnd rieff/ Ein Rauber/ ein Rauber/
greifft zu: Damit wolt er die Gaͤſt vermahnen/ daß
ſie ſolten den ſchedlichen faden außleſchen/ auff daß
er nicht das Liecht gantz vnd gar verderben moͤch-
te. Was geſchihet aber? Der Rauber meinet/ er ſey
verꝛathen worden/ deßwegen aͤngſtigen jhn die ge-
wiſſen dermaſſen/ daß er davon laufft/ ſo geſchwind
er mag.

D. Georg. Serigenitius Homel. de Conſcient.
10. pag.
76.

Von
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[48/0052] Baſilius. Das gewiſſen iſt gleichſamb ein Naturlich er- kentnus/ ob etwas zu thun oder zu laſen ſey. Georg. ſuper Ezech. Hom. 9. Jn allem dem/ was geſagt wird/ ſollen wir all- weg ſtill ſchweigendt zu ruͤck zu vnſerin ſinn vnnd gemuͤth lauffen vud den innerlichen zeugen rath- fragen. Dann was hilffts/ wann jederman lobet/ vnd das gewiſſen anklagt? Oder was wird es koͤn- nen ſchaden/ wen gleich alle abred thun/ vnnd allein das gewiſſen ſolches verthediget. XLI. Von einem Rauber. JN Teutſchland kehret ein Rauber in einer Herberg ein/ vnnd ſetzet ſich vnder andere Gaͤſte: Es war aber weder dem wirth/ noch auch den Gaͤſten ſeiner miß handlung etwas bewuſt: Vnder dem eſſen begab ſichs/ daß ein ſtuͤckleins fadens von der wiechen herunder hing/ vnd das vnſchlet am Liecht zerſchmeltzte/ das ſahe der wirth vnd rieff/ Ein Rauber/ ein Rauber/ greifft zu: Damit wolt er die Gaͤſt vermahnen/ daß ſie ſolten den ſchedlichen faden außleſchen/ auff daß er nicht das Liecht gantz vnd gar verderben moͤch- te. Was geſchihet aber? Der Rauber meinet/ er ſey verꝛathen worden/ deßwegen aͤngſtigen jhn die ge- wiſſen dermaſſen/ daß er davon laufft/ ſo geſchwind er mag. D. Georg. Serigenitius Homel. de Conſcient. 10. pag. 76. Von

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Zitationshilfe: Melander, Otto: [Joco-seria] Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Bd. 2. Lich, 1605, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria02_1605/52>, abgerufen am 22.11.2024.