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Mendelssohn, Moses: Jerusalem oder über religiöse Macht und Judenthum. Berlin, 1783.

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kleine Schwingungen machen, und es that nie
einige Schritte vorwärts, ohne bald nachher,
mit gedoppelter Geschwindigkeit, in seinen vo-
rigen Stand zurück zu gleiten. Die mehresten
Nationen der Erde leben viele Jahrhunderte auf
derselben Stufe von Cultur, in demselben däm-
mernden Lichte, das unseren verwöhnten Augen
viel zu schwach scheint. Je zuweilen entzündet
sich ein Punkt in der großen Masse, wird zum
glänzenden Gestirne, und durchwandelt eine
Laufbahn, die ihn nach einer bald kurzen bald
längern Periode zurückführet, und wiederum
an seinen Ort des Stillstandes, oder nicht weit
davon, absetzet. Der Mensch gehet weiter;
aber die Menschheit schwankt beständig zwischen
festgesetzten Schranken, auf und nieder, behält
aber im Ganzen betrachtet, in allen Perioden
der Zeit ungefähr dieselbe Stufe der Sittlichkeit,
dasselbe Maaß von Religion und Irreligion,
von Tugend und Laster, von Glückseligkeit und
Elend; dasselbe Resultat, wenn Gleiches mit
Gleichem in Berechnung gebracht wird; von
allen diesen Gütern und Uebeln so viel, als zum
Durchgange der einzelnen Menschen erforderlich

war,

kleine Schwingungen machen, und es that nie
einige Schritte vorwaͤrts, ohne bald nachher,
mit gedoppelter Geſchwindigkeit, in ſeinen vo-
rigen Stand zuruͤck zu gleiten. Die mehreſten
Nationen der Erde leben viele Jahrhunderte auf
derſelben Stufe von Cultur, in demſelben daͤm-
mernden Lichte, das unſeren verwoͤhnten Augen
viel zu ſchwach ſcheint. Je zuweilen entzuͤndet
ſich ein Punkt in der großen Maſſe, wird zum
glaͤnzenden Geſtirne, und durchwandelt eine
Laufbahn, die ihn nach einer bald kurzen bald
laͤngern Periode zuruͤckfuͤhret, und wiederum
an ſeinen Ort des Stillſtandes, oder nicht weit
davon, abſetzet. Der Menſch gehet weiter;
aber die Menſchheit ſchwankt beſtaͤndig zwiſchen
feſtgeſetzten Schranken, auf und nieder, behaͤlt
aber im Ganzen betrachtet, in allen Perioden
der Zeit ungefaͤhr dieſelbe Stufe der Sittlichkeit,
daſſelbe Maaß von Religion und Irreligion,
von Tugend und Laſter, von Gluͤckſeligkeit und
Elend; daſſelbe Reſultat, wenn Gleiches mit
Gleichem in Berechnung gebracht wird; von
allen dieſen Guͤtern und Uebeln ſo viel, als zum
Durchgange der einzelnen Menſchen erforderlich

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[47/0149] kleine Schwingungen machen, und es that nie einige Schritte vorwaͤrts, ohne bald nachher, mit gedoppelter Geſchwindigkeit, in ſeinen vo- rigen Stand zuruͤck zu gleiten. Die mehreſten Nationen der Erde leben viele Jahrhunderte auf derſelben Stufe von Cultur, in demſelben daͤm- mernden Lichte, das unſeren verwoͤhnten Augen viel zu ſchwach ſcheint. Je zuweilen entzuͤndet ſich ein Punkt in der großen Maſſe, wird zum glaͤnzenden Geſtirne, und durchwandelt eine Laufbahn, die ihn nach einer bald kurzen bald laͤngern Periode zuruͤckfuͤhret, und wiederum an ſeinen Ort des Stillſtandes, oder nicht weit davon, abſetzet. Der Menſch gehet weiter; aber die Menſchheit ſchwankt beſtaͤndig zwiſchen feſtgeſetzten Schranken, auf und nieder, behaͤlt aber im Ganzen betrachtet, in allen Perioden der Zeit ungefaͤhr dieſelbe Stufe der Sittlichkeit, daſſelbe Maaß von Religion und Irreligion, von Tugend und Laſter, von Gluͤckſeligkeit und Elend; daſſelbe Reſultat, wenn Gleiches mit Gleichem in Berechnung gebracht wird; von allen dieſen Guͤtern und Uebeln ſo viel, als zum Durchgange der einzelnen Menſchen erforderlich war,

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Zitationshilfe: Mendelssohn, Moses: Jerusalem oder über religiöse Macht und Judenthum. Berlin, 1783, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mendelssohn_jerusalem_1783/149>, abgerufen am 22.11.2024.