war, damit diese hienieden erzogen werden, und sich der Vollkommenheit so viel nähern mögen, als einem jeden beschieden und zugetheilt worden.
Ich komme wieder zu meiner vorigen Be- merkung. Das Judentum rühmet sich keiner ausschließenden Offenbarung ewiger Wahrhei- ten, die zur Seligkeit unentbehrlich sind; kei- ner geoffenbarten Religion, in dem Verstande, in welchem man dieses Wort zu nehmen ge- wohnt ist. Ein anderes ist geoffenbarte Reli- gion; ein anderes geoffenbarte Gesetzgebung. Die Stimme, die sich an jenem großen Tage, auf Sinai hören ließ, rief nicht; "ich bin der "Ewige, dein Gott! das nothwendige, selbst- "ständige Wesen, das allmächtig ist und allwis- "send, das den Menschen in einem zukünftigen "Leben vergilt, nach ihrem Thun." Dieses ist allgemeine Menschenreligion, nicht Juden- tum; und allgemeine Menschenreligion, ohne welche die Menschen weder tugendhaft sind, noch glückselig werden können, sollte hier nicht geof- fenbart werden. Kennte im Grunde nicht; denn wen sollte die Donnerstimme und der Po- saunenklang von jenen ewigen Heilslehren über-
führen?
war, damit dieſe hienieden erzogen werden, und ſich der Vollkommenheit ſo viel naͤhern moͤgen, als einem jeden beſchieden und zugetheilt worden.
Ich komme wieder zu meiner vorigen Be- merkung. Das Judentum ruͤhmet ſich keiner ausſchließenden Offenbarung ewiger Wahrhei- ten, die zur Seligkeit unentbehrlich ſind; kei- ner geoffenbarten Religion, in dem Verſtande, in welchem man dieſes Wort zu nehmen ge- wohnt iſt. Ein anderes iſt geoffenbarte Reli- gion; ein anderes geoffenbarte Geſetzgebung. Die Stimme, die ſich an jenem großen Tage, auf Sinai hoͤren ließ, rief nicht; „ich bin der „Ewige, dein Gott! das nothwendige, ſelbſt- „ſtaͤndige Weſen, das allmaͤchtig iſt und allwiſ- „ſend, das den Menſchen in einem zukuͤnftigen „Leben vergilt, nach ihrem Thun.“ Dieſes iſt allgemeine Menſchenreligion, nicht Juden- tum; und allgemeine Menſchenreligion, ohne welche die Menſchen weder tugendhaft ſind, noch gluͤckſelig werden koͤnnen, ſollte hier nicht geof- fenbart werden. Kennte im Grunde nicht; denn wen ſollte die Donnerſtimme und der Po- ſaunenklang von jenen ewigen Heilslehren uͤber-
fuͤhren?
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war, damit dieſe hienieden erzogen werden, und ſich
der Vollkommenheit ſo viel naͤhern moͤgen, als
einem jeden beſchieden und zugetheilt worden.
Ich komme wieder zu meiner vorigen Be-
merkung. Das Judentum ruͤhmet ſich keiner
ausſchließenden Offenbarung ewiger Wahrhei-
ten, die zur Seligkeit unentbehrlich ſind; kei-
ner geoffenbarten Religion, in dem Verſtande,
in welchem man dieſes Wort zu nehmen ge-
wohnt iſt. Ein anderes iſt geoffenbarte Reli-
gion; ein anderes geoffenbarte Geſetzgebung.
Die Stimme, die ſich an jenem großen Tage,
auf Sinai hoͤren ließ, rief nicht; „ich bin der
„Ewige, dein Gott! das nothwendige, ſelbſt-
„ſtaͤndige Weſen, das allmaͤchtig iſt und allwiſ-
„ſend, das den Menſchen in einem zukuͤnftigen
„Leben vergilt, nach ihrem Thun.“ Dieſes
iſt allgemeine Menſchenreligion, nicht Juden-
tum; und allgemeine Menſchenreligion, ohne
welche die Menſchen weder tugendhaft ſind, noch
gluͤckſelig werden koͤnnen, ſollte hier nicht geof-
fenbart werden. Kennte im Grunde nicht;
denn wen ſollte die Donnerſtimme und der Po-
ſaunenklang von jenen ewigen Heilslehren uͤber-
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Mendelssohn, Moses: Jerusalem oder über religiöse Macht und Judenthum. Berlin, 1783, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mendelssohn_jerusalem_1783/150>, abgerufen am 16.07.2024.
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