Mendelssohn, Moses: Jerusalem oder über religiöse Macht und Judenthum. Berlin, 1783.unterscheiden gelernt, und diese Unterscheidungen Hobbes selbst mußte die unstatthaften Fol- Ver-
unterſcheiden gelernt, und dieſe Unterſcheidungen Hobbes ſelbſt mußte die unſtatthaften Fol- Ver-
<TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0016" n="10"/> unterſcheiden gelernt, und dieſe Unterſcheidungen<lb/> ſo innigſt mit der Sprache verbunden, daß nun-<lb/> mehr die Widerlegung des hobbeſiſchen Syſtems<lb/> ſchon in dem geſunden Menſchverſtande, und<lb/> ſo zu ſagen, in der Sprache zu liegen ſcheinet.<lb/> Dieſes iſt die Eigenſchaft aller ſittlichen Wahr-<lb/> heiten. Sobald ſie ins Licht geſetzt ſind, ver-<lb/> einigen ſie ſich ſo ſehr mit der Sprache des Um-<lb/> gangs und verbinden ſich mit den alltaͤglichen<lb/> Begriffen der Menſchen, daß ſie dem gemeinen<lb/> Menſchenverſtande einleuchten, und nunmehr<lb/> wundern wir uns, wie man vormals auf einem<lb/> ſo ebnen Wege habe ſtraucheln koͤnnen. Wir<lb/> bedenken aber den Aufwand nicht, den es ge-<lb/> koſtet, dieſen Steig durch die Wildniß ſo<lb/> zu ebnen.</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Hobbes</hi> ſelbſt mußte die unſtatthaften Fol-<lb/> gen auf mehr als eine Weiſe empfinden, zu<lb/> welchen ſeine uͤbertriebenen Saͤtze unmittelbar<lb/> fuͤhren. Sind die Menſchen von Natur an<lb/> keine Pflicht gebunden, ſo liegt ihnen auch nicht<lb/> einmal die Pflicht ob, ihre Vertraͤge zu halten.<lb/> Findet im Stande der Natur keine andre Ver-<lb/> bindlichkeit Statt, als die ſich auf Furcht und<lb/> Ohnmacht gruͤndet; ſo dauert die Guͤltigkeit der<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Ver-</fw><lb/></p> </body> </text> </TEI> [10/0016]
unterſcheiden gelernt, und dieſe Unterſcheidungen
ſo innigſt mit der Sprache verbunden, daß nun-
mehr die Widerlegung des hobbeſiſchen Syſtems
ſchon in dem geſunden Menſchverſtande, und
ſo zu ſagen, in der Sprache zu liegen ſcheinet.
Dieſes iſt die Eigenſchaft aller ſittlichen Wahr-
heiten. Sobald ſie ins Licht geſetzt ſind, ver-
einigen ſie ſich ſo ſehr mit der Sprache des Um-
gangs und verbinden ſich mit den alltaͤglichen
Begriffen der Menſchen, daß ſie dem gemeinen
Menſchenverſtande einleuchten, und nunmehr
wundern wir uns, wie man vormals auf einem
ſo ebnen Wege habe ſtraucheln koͤnnen. Wir
bedenken aber den Aufwand nicht, den es ge-
koſtet, dieſen Steig durch die Wildniß ſo
zu ebnen.
Hobbes ſelbſt mußte die unſtatthaften Fol-
gen auf mehr als eine Weiſe empfinden, zu
welchen ſeine uͤbertriebenen Saͤtze unmittelbar
fuͤhren. Sind die Menſchen von Natur an
keine Pflicht gebunden, ſo liegt ihnen auch nicht
einmal die Pflicht ob, ihre Vertraͤge zu halten.
Findet im Stande der Natur keine andre Ver-
bindlichkeit Statt, als die ſich auf Furcht und
Ohnmacht gruͤndet; ſo dauert die Guͤltigkeit der
Ver-
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