Mendelssohn, Moses: Jerusalem oder über religiöse Macht und Judenthum. Berlin, 1783.von Beleidigung der Majestät Gottes ver- vor-
von Beleidigung der Majeſtaͤt Gottes ver- vor-
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von Beleidigung der Majeſtaͤt Gottes ver-
anlaſſet, und dieſer im buchſtaͤblichen Verſtande
genommen, jene unſtatthafte Meynung von der
Ewigkeit der Hoͤllenſtrafen zur Welt gebracht,
deren fernerer Mißbrauch nicht viel weniger
Menſchen in dieſen Leben wirklich elend gemacht,
als ſie der Theorie nach, in jener Zukunft un-
gluͤckſelig machet. Mein philoſophiſcher Freund
kam mit mir darin uͤberein, daß Gott den Men-
ſchen erſchaffen, zu ſeiner, d. i. des Menſchen
Gluͤckſeligkeit, und daß er ihm Geſetze gege-
ben, zu ſeiner, d. i. des Menſchen Gluͤckſelig-
keit. Wenn die mindeſte Uebertretung dieſer
Geſetze, nach Verhaͤltniß der Majeſtaͤt des Ge-
ſetzgebers beſtraft werden, und alſo ewiges
Elend zur Folge haben ſoll; ſo hat Gott dieſe
Geſetze dem Menſchen zum Verderben gegeben.
Ohne die Geſetze eines ſo unendlich erhabenen
Weſens, wuͤrde der Menſch nicht haben ewig
elend ſeyn duͤrfen. O wenn die Menſchen, ohne
goͤttliche Geſetze, weniger elend ſeyn koͤnnten,
wer zweifelt daran, daß ſie Gott mit dem Feuer
ſeiner Geſetze verſchont haben wuͤrde, da es ſie
ſo unwiderbringlich verzehren muß? — Dieſes
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