Mendelssohn, Moses: Jerusalem oder über religiöse Macht und Judenthum. Berlin, 1783.lich. Indessen mußte sie noch immer selten seyn, Und
lich. Indeſſen mußte ſie noch immer ſelten ſeyn, Und
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0228" n="126"/> lich. Indeſſen mußte ſie noch immer ſelten ſeyn,<lb/> ſo lange der Koͤnig ſelbſt nicht nur von der Na-<lb/> tion war, ſondern auch den Geſetzen des Vater-<lb/> landes gehorchte. Aber nun verfolge man die<lb/> Geſchichte, durch mancherley Schickſale und Ver-<lb/> aͤnderungen, durch manche gute und boͤſe, got-<lb/> tesfuͤrchtige und gottvergeſſene Regierung hin-<lb/> durch, bis auf jene traurigen Zeiten herunter, in<lb/> welchen der Stifter der chriſtlichen Religion den<lb/> vorſichtigen Beſcheid ertheilte: gebet dem <hi rendition="#fr">Kai-<lb/> ſer, was des Kaiſers, und Gotte, was<lb/> Gottes</hi> iſt. Offenbarer Gegenſatz, Colliſion<lb/> der Pflichten! Der Staat ſtund unter fremder<lb/> Bothmaͤßigkeit, empfing ſeine Befehle gleichſam<lb/> von fremden Goͤttern, und die einheimiſche Re-<lb/> ligion mit einem Theile ihres Einfluſſes auf<lb/> das buͤrgerliche Leben, hatte ſich noch erhalten.<lb/> Hier iſt Forderung gegen Forderung, Anſpruch<lb/> gegen Anſpruch. „Wem ſollen wir geben? wem<lb/> „gehorchen?“ — So ertraget denn beide La-<lb/> ſten, fiel der Beſcheid aus, ſo gut ihr koͤnnet;<lb/> dienet zweien Herren in Geduld und Ergeben-<lb/> heit: Gebet dem Kaiſer und gebet auch Gotte!<lb/> Jedem das Seine, nachdem die Einheit des In-<lb/> tereſſe nun zerſtoͤrt iſt!</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [126/0228]
lich. Indeſſen mußte ſie noch immer ſelten ſeyn,
ſo lange der Koͤnig ſelbſt nicht nur von der Na-
tion war, ſondern auch den Geſetzen des Vater-
landes gehorchte. Aber nun verfolge man die
Geſchichte, durch mancherley Schickſale und Ver-
aͤnderungen, durch manche gute und boͤſe, got-
tesfuͤrchtige und gottvergeſſene Regierung hin-
durch, bis auf jene traurigen Zeiten herunter, in
welchen der Stifter der chriſtlichen Religion den
vorſichtigen Beſcheid ertheilte: gebet dem Kai-
ſer, was des Kaiſers, und Gotte, was
Gottes iſt. Offenbarer Gegenſatz, Colliſion
der Pflichten! Der Staat ſtund unter fremder
Bothmaͤßigkeit, empfing ſeine Befehle gleichſam
von fremden Goͤttern, und die einheimiſche Re-
ligion mit einem Theile ihres Einfluſſes auf
das buͤrgerliche Leben, hatte ſich noch erhalten.
Hier iſt Forderung gegen Forderung, Anſpruch
gegen Anſpruch. „Wem ſollen wir geben? wem
„gehorchen?“ — So ertraget denn beide La-
ſten, fiel der Beſcheid aus, ſo gut ihr koͤnnet;
dienet zweien Herren in Geduld und Ergeben-
heit: Gebet dem Kaiſer und gebet auch Gotte!
Jedem das Seine, nachdem die Einheit des In-
tereſſe nun zerſtoͤrt iſt!
Und
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