Mendelssohn, Moses: Jerusalem oder über religiöse Macht und Judenthum. Berlin, 1783.Ich verlasse meine spekulativen Betrachtun- 1) Cajus besitzet ein Gut (irgend ein Mittel 2) Die- Gewissensrflicht zu folgen. Was ich vorhin im Gewissen verbunden gewesen, von meinen Gütern zum Besten meiner Nebenmenschen überhaupt hinzugeben, bin ich durch die bey diesem Subjekt ins besondere erregte Erwar- tung, im Gewissen verbunden, ihm zukommen zu lassen. Wodurch aber ist diese Gewissens- pflicht in eine Zwangspflicht übergegangen? Mich dünkt, hierzu gehören unumgänglich die allhier ausgeführten Grundsätze der Abtretung überhaupt, und ins besondere der Entschei- dungsrechte in Collisionsfällen. D 3
Ich verlaſſe meine ſpekulativen Betrachtun- 1) Cajus beſitzet ein Gut (irgend ein Mittel 2) Die- Gewiſſensrflicht zu folgen. Was ich vorhin im Gewiſſen verbunden geweſen, von meinen Guͤtern zum Beſten meiner Nebenmenſchen uͤberhaupt hinzugeben, bin ich durch die bey dieſem Subjekt ins beſondere erregte Erwar- tung, im Gewiſſen verbunden, ihm zukommen zu laſſen. Wodurch aber iſt dieſe Gewiſſens- pflicht in eine Zwangspflicht uͤbergegangen? Mich duͤnkt, hierzu gehoͤren unumgaͤnglich die allhier ausgefuͤhrten Grundſaͤtze der Abtretung uͤberhaupt, und ins beſondere der Entſchei- dungsrechte in Colliſionsfaͤllen. D 3
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Ich verlaſſe meine ſpekulativen Betrachtun-
gen, und komme in mein voriges Geleis zuruͤck;
muß aber vorher die Bedingungen feſtſetzen, un-
ter welchen nach obigen Grundſaͤtzen ein Ver-
trag guͤltig ſey, und gehalten werden muͤſſe.
1) Cajus beſitzet ein Gut (irgend ein Mittel
zur Gluͤckſeligkeit: den Gebrauch ſeiner na-
tuͤrlichen Faͤhigkeiten ſelbſt, oder das Recht
auf die Fruͤchte ſeines Fleißes, und die
damit verbundenen Guͤter der Natur, oder
was ſonſt auf eine gerechte Weiſe ihm zu
eigen geworden; es ſey ſolches ein koͤrper-
liches oder unkoͤrperliches Ding, als naͤm-
lich Gerechtſame, Freyheiten u. d. g.)
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*) Gewiſſensrflicht zu folgen. Was ich vorhin
im Gewiſſen verbunden geweſen, von meinen
Guͤtern zum Beſten meiner Nebenmenſchen
uͤberhaupt hinzugeben, bin ich durch die bey
dieſem Subjekt ins beſondere erregte Erwar-
tung, im Gewiſſen verbunden, ihm zukommen
zu laſſen. Wodurch aber iſt dieſe Gewiſſens-
pflicht in eine Zwangspflicht uͤbergegangen?
Mich duͤnkt, hierzu gehoͤren unumgaͤnglich die
allhier ausgefuͤhrten Grundſaͤtze der Abtretung
uͤberhaupt, und ins beſondere der Entſchei-
dungsrechte in Colliſionsfaͤllen.
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Zitationshilfe: | Mendelssohn, Moses: Jerusalem oder über religiöse Macht und Judenthum. Berlin, 1783, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mendelssohn_jerusalem_1783/59>, abgerufen am 16.02.2025. |