Mendelssohn, Moses: Jerusalem oder über religiöse Macht und Judenthum. Berlin, 1783.Weise in der Bedeutung der Worte zurück- Wer du auch seyest, lieber Leser! so be- bun-
Weiſe in der Bedeutung der Worte zuruͤck- Wer du auch ſeyeſt, lieber Leſer! ſo be- bun-
<TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0083" n="77"/> Weiſe in der Bedeutung der Worte zuruͤck-<lb/> bleiben, und wie ſehr muͤſſen die Ideen ver-<lb/> ſchieden ſeyn, die verſchiedene Menſchen, in<lb/> verſchiedenen Zeiten und Jahrhunderten, mit<lb/> denſelben aͤuſſerlichen Zeichen und Worten ver-<lb/> binden?</p><lb/> <p>Wer du auch ſeyeſt, lieber Leſer! ſo be-<lb/> ſchuldige mich hier nicht der Zweifelſucht,<lb/> oder der boͤſen Liſt, dich zum Skepticiſten ma-<lb/> chen zu wollen. Ich bin vielleicht einer von<lb/> denjenigen, die am weiteſten von dieſer Krank-<lb/> heit der Seele entfernt ſind, und ſie an allen<lb/> ihren Nebenmenſchen kuriren zu koͤnnen, am<lb/> ſehnlichſten wuͤnſchen. Aber eben deswegen,<lb/> weil ich dieſe Kur ſo oft an mir ſelbſt verrich-<lb/> tet, und an andern verſucht habe, bin ich ge-<lb/> wahr worden, wie ſchwer ſie ſey, und wie wenig<lb/> man den Erfolg in Haͤnden habe. Mit mei-<lb/> nem beſten Freunde, mit dem ich noch ſo ein-<lb/> hellig zu denken glaubte, konnte ich mich ſehr<lb/> oft uͤber Wahrheiten der Philoſophie und Reli-<lb/> gion nicht vereinigen. Nach langem Streit und<lb/> Wortwechſel ergab ſich zuweilen, daß wir mit<lb/> denſelben Worten, jeder andere Begriffe ver-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">bun-</fw><lb/></p> </body> </text> </TEI> [77/0083]
Weiſe in der Bedeutung der Worte zuruͤck-
bleiben, und wie ſehr muͤſſen die Ideen ver-
ſchieden ſeyn, die verſchiedene Menſchen, in
verſchiedenen Zeiten und Jahrhunderten, mit
denſelben aͤuſſerlichen Zeichen und Worten ver-
binden?
Wer du auch ſeyeſt, lieber Leſer! ſo be-
ſchuldige mich hier nicht der Zweifelſucht,
oder der boͤſen Liſt, dich zum Skepticiſten ma-
chen zu wollen. Ich bin vielleicht einer von
denjenigen, die am weiteſten von dieſer Krank-
heit der Seele entfernt ſind, und ſie an allen
ihren Nebenmenſchen kuriren zu koͤnnen, am
ſehnlichſten wuͤnſchen. Aber eben deswegen,
weil ich dieſe Kur ſo oft an mir ſelbſt verrich-
tet, und an andern verſucht habe, bin ich ge-
wahr worden, wie ſchwer ſie ſey, und wie wenig
man den Erfolg in Haͤnden habe. Mit mei-
nem beſten Freunde, mit dem ich noch ſo ein-
hellig zu denken glaubte, konnte ich mich ſehr
oft uͤber Wahrheiten der Philoſophie und Reli-
gion nicht vereinigen. Nach langem Streit und
Wortwechſel ergab ſich zuweilen, daß wir mit
denſelben Worten, jeder andere Begriffe ver-
bun-
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