Menger, Carl: Die Irrthümer des Historismus in der deutschen Nationalökonomie. Wien, 1884.Wahrlich, nicht ohne ein gewisses Zögern trete ich an wissenschaftlicher Arbeitsleistung", "abstracte Schemen",
"geistige Schwindsucht" u. dgl. m., bewenden, sondern gibt mir, offenbar um die Wucht dieser Argumente zu verstärken, sogar zu verstehen, dass ich, um meiner methodischen An- sichten willen, aus jedem Kreise exacter Forscher "sofort hinausgeworfen" werden würde. Die betreffende Stelle seiner Kritik, welche den Beweis liefert, dass Schmoller nicht ohne Nutzen für seine Schreibweise sich die ersten Sporen seiner wissenschaftlichen Laufbahn in Handwerker- vereinen erworben hat (vgl. Schmoller: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe S. VI), lautet wörtlich: "Der Chemiker darf wagen, von den physikalischen Eigenschaften eines chemischen Gegenstandes zu abstrahiren, aber, wenn er die atmosphärische Luft untersuchte und nach dem Grund- satze Menger'scher Isolirung sagte: ich ziehe dabei nur den Stickstoff in Betracht, weil er vorherrscht, so würde man ihn sofort aus dem Laboratorium hinaus- werfen." Wer auch nur die Elemente der Logik kennt, weiss, dass man unter dem Isolirungsverfahren nur die Isolirung von den einer Erscheinung accidentiellen Momenten ver- steht, und wer mein Buch gelesen hat, weiss, dass ich nirgends auch nur die entfernteste Veranlassung zu der unsinnigen Meinung gebe, dass unter dem Isolirungsverfahren die Iso- lirung von den einer Erscheinung essentiellen Momenten zu verstehen sei. Die Bemerkung Schmoller's ist demnach nicht nur eine unziemliche, ja geradezu an Rohheit streifende, sondern zugleich eine vollständig deplacirte. Ich wage diese Bemerkung, selbst auf die Gefahr hin, dass Schmoller, in einem Momente des Vergessens, dass er gegenwärtig Mit- glied einer der illustersten Gelehrtencorporationen sei, etwa plötzlich seine Aermel emporzustreifen und seine entsetzlichen Argumente "sofort" -- vorzutragen die Miene machen könnte. Dass die Entstellung fremder Ansichten und die äusserste Unziemlichkeit der Ausdrucksweise übrigens von Schmoller nicht nur gegen mich, sondern geradezu gewohnheitsmässig geübt wird, darf ich wohl als bekannt voraussetzen. Schon vor nahezu zehn Jahren sah sich Prof. Treitschke genöthigt, Wahrlich, nicht ohne ein gewisses Zögern trete ich an wissenschaftlicher Arbeitsleistung“, „abstracte Schemen“,
„geistige Schwindsucht“ u. dgl. m., bewenden, sondern gibt mir, offenbar um die Wucht dieser Argumente zu verstärken, sogar zu verstehen, dass ich, um meiner methodischen An- sichten willen, aus jedem Kreise exacter Forscher „sofort hinausgeworfen“ werden würde. Die betreffende Stelle seiner Kritik, welche den Beweis liefert, dass Schmoller nicht ohne Nutzen für seine Schreibweise sich die ersten Sporen seiner wissenschaftlichen Laufbahn in Handwerker- vereinen erworben hat (vgl. Schmoller: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe S. VI), lautet wörtlich: „Der Chemiker darf wagen, von den physikalischen Eigenschaften eines chemischen Gegenstandes zu abstrahiren, aber, wenn er die atmosphärische Luft untersuchte und nach dem Grund- satze Menger’scher Isolirung sagte: ich ziehe dabei nur den Stickstoff in Betracht, weil er vorherrscht, so würde man ihn sofort aus dem Laboratorium hinaus- werfen.“ Wer auch nur die Elemente der Logik kennt, weiss, dass man unter dem Isolirungsverfahren nur die Isolirung von den einer Erscheinung accidentiellen Momenten ver- steht, und wer mein Buch gelesen hat, weiss, dass ich nirgends auch nur die entfernteste Veranlassung zu der unsinnigen Meinung gebe, dass unter dem Isolirungsverfahren die Iso- lirung von den einer Erscheinung essentiellen Momenten zu verstehen sei. Die Bemerkung Schmoller’s ist demnach nicht nur eine unziemliche, ja geradezu an Rohheit streifende, sondern zugleich eine vollständig deplacirte. Ich wage diese Bemerkung, selbst auf die Gefahr hin, dass Schmoller, in einem Momente des Vergessens, dass er gegenwärtig Mit- glied einer der illustersten Gelehrtencorporationen sei, etwa plötzlich seine Aermel emporzustreifen und seine entsetzlichen Argumente „sofort“ — vorzutragen die Miene machen könnte. Dass die Entstellung fremder Ansichten und die äusserste Unziemlichkeit der Ausdrucksweise übrigens von Schmoller nicht nur gegen mich, sondern geradezu gewohnheitsmässig geübt wird, darf ich wohl als bekannt voraussetzen. Schon vor nahezu zehn Jahren sah sich Prof. Treitschke genöthigt, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0023" n="7"/> Wahrlich, nicht ohne ein gewisses Zögern trete ich an<lb/> die Bekämpfung dieser Seite seiner gegen mich ge-<lb/><note next="#seg2pn_1_3" xml:id="seg2pn_1_2" prev="#seg2pn_1_1" place="foot" n="*)">wissenschaftlicher Arbeitsleistung“, „abstracte Schemen“,<lb/> „geistige Schwindsucht“ u. dgl. m., bewenden, sondern gibt<lb/> mir, offenbar um die Wucht dieser Argumente zu verstärken,<lb/> sogar zu verstehen, dass ich, um meiner methodischen An-<lb/> sichten willen, aus jedem Kreise exacter Forscher „<hi rendition="#g">sofort<lb/> hinausgeworfen</hi>“ werden würde. Die betreffende Stelle<lb/> seiner Kritik, welche den Beweis liefert, dass <hi rendition="#g">Schmoller</hi><lb/> nicht ohne Nutzen für seine Schreibweise sich die ersten<lb/> Sporen seiner wissenschaftlichen Laufbahn in Handwerker-<lb/> vereinen erworben hat (vgl. <hi rendition="#g">Schmoller:</hi> Zur Geschichte<lb/> der deutschen Kleingewerbe S. VI), lautet wörtlich: „Der<lb/> Chemiker darf wagen, von den physikalischen Eigenschaften<lb/> eines chemischen Gegenstandes zu abstrahiren, aber, wenn er<lb/> die atmosphärische Luft untersuchte und <hi rendition="#g">nach dem Grund-<lb/> satze Menger</hi>’scher <hi rendition="#g">Isolirung</hi> sagte: ich ziehe dabei<lb/> nur den Stickstoff in Betracht, weil er vorherrscht, <hi rendition="#g">so würde<lb/> man ihn sofort aus dem Laboratorium hinaus-<lb/> werfen</hi>.“ Wer auch nur die Elemente der Logik kennt,<lb/> weiss, dass man unter dem Isolirungsverfahren nur die Isolirung<lb/> von den einer Erscheinung <hi rendition="#g">accidentiellen</hi> Momenten ver-<lb/> steht, und wer mein Buch gelesen hat, weiss, dass ich nirgends<lb/> auch nur die entfernteste Veranlassung zu der unsinnigen<lb/> Meinung gebe, dass unter dem Isolirungsverfahren die Iso-<lb/> lirung von den einer Erscheinung <hi rendition="#g">essentiellen</hi> Momenten<lb/> zu verstehen sei. Die Bemerkung <hi rendition="#g">Schmoller</hi>’s ist demnach<lb/> nicht nur eine unziemliche, ja geradezu an Rohheit streifende,<lb/> sondern zugleich eine vollständig deplacirte. Ich wage diese<lb/> Bemerkung, selbst auf die Gefahr hin, dass <hi rendition="#g">Schmoller</hi>,<lb/> in einem Momente des Vergessens, dass er gegenwärtig Mit-<lb/> glied einer der illustersten Gelehrtencorporationen sei, etwa<lb/> plötzlich seine Aermel emporzustreifen und seine entsetzlichen<lb/> Argumente „sofort“ — vorzutragen die Miene machen könnte.<lb/> Dass die Entstellung fremder Ansichten und die äusserste<lb/> Unziemlichkeit der Ausdrucksweise übrigens von <hi rendition="#g">Schmoller</hi><lb/> nicht nur gegen mich, sondern geradezu gewohnheitsmässig<lb/> geübt wird, darf ich wohl als bekannt voraussetzen. Schon<lb/> vor nahezu zehn Jahren sah sich Prof. <hi rendition="#g">Treitschke</hi> genöthigt,</note><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [7/0023]
Wahrlich, nicht ohne ein gewisses Zögern trete ich an
die Bekämpfung dieser Seite seiner gegen mich ge-
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*) wissenschaftlicher Arbeitsleistung“, „abstracte Schemen“,
„geistige Schwindsucht“ u. dgl. m., bewenden, sondern gibt
mir, offenbar um die Wucht dieser Argumente zu verstärken,
sogar zu verstehen, dass ich, um meiner methodischen An-
sichten willen, aus jedem Kreise exacter Forscher „sofort
hinausgeworfen“ werden würde. Die betreffende Stelle
seiner Kritik, welche den Beweis liefert, dass Schmoller
nicht ohne Nutzen für seine Schreibweise sich die ersten
Sporen seiner wissenschaftlichen Laufbahn in Handwerker-
vereinen erworben hat (vgl. Schmoller: Zur Geschichte
der deutschen Kleingewerbe S. VI), lautet wörtlich: „Der
Chemiker darf wagen, von den physikalischen Eigenschaften
eines chemischen Gegenstandes zu abstrahiren, aber, wenn er
die atmosphärische Luft untersuchte und nach dem Grund-
satze Menger’scher Isolirung sagte: ich ziehe dabei
nur den Stickstoff in Betracht, weil er vorherrscht, so würde
man ihn sofort aus dem Laboratorium hinaus-
werfen.“ Wer auch nur die Elemente der Logik kennt,
weiss, dass man unter dem Isolirungsverfahren nur die Isolirung
von den einer Erscheinung accidentiellen Momenten ver-
steht, und wer mein Buch gelesen hat, weiss, dass ich nirgends
auch nur die entfernteste Veranlassung zu der unsinnigen
Meinung gebe, dass unter dem Isolirungsverfahren die Iso-
lirung von den einer Erscheinung essentiellen Momenten
zu verstehen sei. Die Bemerkung Schmoller’s ist demnach
nicht nur eine unziemliche, ja geradezu an Rohheit streifende,
sondern zugleich eine vollständig deplacirte. Ich wage diese
Bemerkung, selbst auf die Gefahr hin, dass Schmoller,
in einem Momente des Vergessens, dass er gegenwärtig Mit-
glied einer der illustersten Gelehrtencorporationen sei, etwa
plötzlich seine Aermel emporzustreifen und seine entsetzlichen
Argumente „sofort“ — vorzutragen die Miene machen könnte.
Dass die Entstellung fremder Ansichten und die äusserste
Unziemlichkeit der Ausdrucksweise übrigens von Schmoller
nicht nur gegen mich, sondern geradezu gewohnheitsmässig
geübt wird, darf ich wohl als bekannt voraussetzen. Schon
vor nahezu zehn Jahren sah sich Prof. Treitschke genöthigt,
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