Menger, Carl: Die Irrthümer des Historismus in der deutschen Nationalökonomie. Wien, 1884.richteten Angriffe. Doch es gibt Zustände, gegenüber "Unverdiente Lobsprüche -- sagt Lessing -- in einem offenen Briefe an Schmoller ("Der Socialismus"
und seine Gönner. Berlin 1875, S. 102 ff.) unter Anführung zahlreicher Belegstellen darauf hinzuweisen, dass die Polemik Schmoller's "mit persönlichen Ausfällen reichlich geziert sei" und ihn (Treitschke) nöthige, gegen seine Neigung und Gewohnheit auch seiner Erwiderung einige persönliche Bemerkungen vorauszuschicken". -- Bemerkungen, welche darin gipfeln, "dass Schmoller fast allen seinen Gegnern Worte zuschleudert, welche die Ver- ständigung nicht fördern". Was die Wahrheitsliebe Schmoller's betrifft, so äusserst sich Treitschke gegen denselben folgendermassen: "Ich müsste wie Sie, zehn Bogen füllen, wollte ich nachweisen, wie Sie meine Be- hauptungen hier übertreiben, dort in das Gegentheil ver- wandeln, bald das Bedingte als ein Unbedingtes hinstellen, bald mir gar meine eigenen Gedanken zürnend entgegenhalten, als ob ich sie bestritten hätte, und durch solche dialektische Künste schliesslich ein Bild zu Stande bringen, in dem ich keinen Zug von meiner wirklichen Meinung wieder erkenne." Der Ruhm, den Gipfelpunkt der missbräuchlichen Schreib- weise Schmoller's zu bilden, dürfte indess jedenfalls seiner Kritik meiner "Untersuchungen" zufallen. richteten Angriffe. Doch es gibt Zustände, gegenüber „Unverdiente Lobsprüche — sagt Lessing — in einem offenen Briefe an Schmoller („Der Socialismus“
und seine Gönner. Berlin 1875, S. 102 ff.) unter Anführung zahlreicher Belegstellen darauf hinzuweisen, dass die Polemik Schmoller’s „mit persönlichen Ausfällen reichlich geziert sei“ und ihn (Treitschke) nöthige, gegen seine Neigung und Gewohnheit auch seiner Erwiderung einige persönliche Bemerkungen vorauszuschicken“. — Bemerkungen, welche darin gipfeln, „dass Schmoller fast allen seinen Gegnern Worte zuschleudert, welche die Ver- ständigung nicht fördern“. Was die Wahrheitsliebe Schmoller’s betrifft, so äusserst sich Treitschke gegen denselben folgendermassen: „Ich müsste wie Sie, zehn Bogen füllen, wollte ich nachweisen, wie Sie meine Be- hauptungen hier übertreiben, dort in das Gegentheil ver- wandeln, bald das Bedingte als ein Unbedingtes hinstellen, bald mir gar meine eigenen Gedanken zürnend entgegenhalten, als ob ich sie bestritten hätte, und durch solche dialektische Künste schliesslich ein Bild zu Stande bringen, in dem ich keinen Zug von meiner wirklichen Meinung wieder erkenne.“ Der Ruhm, den Gipfelpunkt der missbräuchlichen Schreib- weise Schmoller’s zu bilden, dürfte indess jedenfalls seiner Kritik meiner „Untersuchungen“ zufallen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0024" n="8"/> richteten Angriffe. Doch es gibt Zustände, gegenüber<lb/> welchen zu schweigen Verrath an der eigenen Sache<lb/> wäre. Nur zu gerne überliesse ich das unerquickliche<lb/> Geschäft, das ich hier zu besorgen habe, einem Andern,<lb/> fände sich bei der Art der Kritik, welche <hi rendition="#g">Schmoller</hi><lb/> auf dem Gebiete unserer Wissenschaft übt, nur so<lb/> leicht dieser Andere. Gerade das, was Sie mir als<lb/> Grund dafür anführen, gegenüber den Angriffen<lb/><hi rendition="#g">Schmoller</hi>’s zu schweigen, muss für mich ein Motiv<lb/> mehr sein, meine Stimme gegen denselben zu erheben.</p><lb/> <p>„Unverdiente Lobsprüche — sagt <hi rendition="#g">Lessing</hi> —<lb/> kann man Jedem gönnen ..... Nur wenn ein so pre-<lb/> cario .... berühmt gewordener Mann sich mit dem stillen<lb/><note xml:id="seg2pn_1_3" prev="#seg2pn_1_2" place="foot" n="*)">in einem offenen Briefe an <hi rendition="#g">Schmoller</hi> („Der Socialismus“<lb/> und seine Gönner. Berlin 1875, S. 102 ff.) unter Anführung<lb/> zahlreicher Belegstellen darauf hinzuweisen, dass die Polemik<lb/><hi rendition="#g">Schmoller</hi>’s „mit persönlichen Ausfällen reichlich geziert<lb/> sei“ und ihn (<hi rendition="#g">Treitschke</hi>) nöthige, gegen seine Neigung<lb/> und Gewohnheit auch seiner Erwiderung einige persönliche<lb/> Bemerkungen vorauszuschicken“. — Bemerkungen, welche<lb/> darin gipfeln, „<hi rendition="#g">dass Schmoller fast allen seinen<lb/> Gegnern Worte zuschleudert, welche die Ver-<lb/> ständigung nicht fördern</hi>“. Was die Wahrheitsliebe<lb/><hi rendition="#g">Schmoller</hi>’s betrifft, so äusserst sich <hi rendition="#g">Treitschke</hi> gegen<lb/> denselben folgendermassen: „Ich müsste wie Sie, zehn<lb/> Bogen füllen, wollte ich nachweisen, wie Sie meine Be-<lb/> hauptungen hier übertreiben, dort in das Gegentheil ver-<lb/> wandeln, bald das Bedingte als ein Unbedingtes hinstellen,<lb/> bald mir gar meine eigenen Gedanken zürnend entgegenhalten,<lb/> als ob ich sie bestritten hätte, und durch solche dialektische<lb/> Künste schliesslich ein Bild zu Stande bringen, <hi rendition="#g">in dem ich<lb/> keinen Zug von meiner wirklichen Meinung<lb/> wieder erkenne</hi>.“<lb/> Der Ruhm, den Gipfelpunkt der missbräuchlichen Schreib-<lb/> weise <hi rendition="#g">Schmoller</hi>’s zu bilden, dürfte indess jedenfalls seiner<lb/> Kritik meiner „Untersuchungen“ zufallen.</note><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [8/0024]
richteten Angriffe. Doch es gibt Zustände, gegenüber
welchen zu schweigen Verrath an der eigenen Sache
wäre. Nur zu gerne überliesse ich das unerquickliche
Geschäft, das ich hier zu besorgen habe, einem Andern,
fände sich bei der Art der Kritik, welche Schmoller
auf dem Gebiete unserer Wissenschaft übt, nur so
leicht dieser Andere. Gerade das, was Sie mir als
Grund dafür anführen, gegenüber den Angriffen
Schmoller’s zu schweigen, muss für mich ein Motiv
mehr sein, meine Stimme gegen denselben zu erheben.
„Unverdiente Lobsprüche — sagt Lessing —
kann man Jedem gönnen ..... Nur wenn ein so pre-
cario .... berühmt gewordener Mann sich mit dem stillen
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*) in einem offenen Briefe an Schmoller („Der Socialismus“
und seine Gönner. Berlin 1875, S. 102 ff.) unter Anführung
zahlreicher Belegstellen darauf hinzuweisen, dass die Polemik
Schmoller’s „mit persönlichen Ausfällen reichlich geziert
sei“ und ihn (Treitschke) nöthige, gegen seine Neigung
und Gewohnheit auch seiner Erwiderung einige persönliche
Bemerkungen vorauszuschicken“. — Bemerkungen, welche
darin gipfeln, „dass Schmoller fast allen seinen
Gegnern Worte zuschleudert, welche die Ver-
ständigung nicht fördern“. Was die Wahrheitsliebe
Schmoller’s betrifft, so äusserst sich Treitschke gegen
denselben folgendermassen: „Ich müsste wie Sie, zehn
Bogen füllen, wollte ich nachweisen, wie Sie meine Be-
hauptungen hier übertreiben, dort in das Gegentheil ver-
wandeln, bald das Bedingte als ein Unbedingtes hinstellen,
bald mir gar meine eigenen Gedanken zürnend entgegenhalten,
als ob ich sie bestritten hätte, und durch solche dialektische
Künste schliesslich ein Bild zu Stande bringen, in dem ich
keinen Zug von meiner wirklichen Meinung
wieder erkenne.“
Der Ruhm, den Gipfelpunkt der missbräuchlichen Schreib-
weise Schmoller’s zu bilden, dürfte indess jedenfalls seiner
Kritik meiner „Untersuchungen“ zufallen.
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