et desipientia inanes similitudines et sympathias rerum describunt atque etiam quandoque affingunt *), sagt Baco von Forschern dieser Art, ein Satz, der auch heute noch und zwar seltsamerweise eben von jenen Bearbeitern unserer Wissenschaft gilt, die sich unablässig die Schüler Baco's nennen, während sie den Geist seiner Methode doch so sehr verkennen.
Wenn zur Rechtfertigung solcher Bestrebungen angeführt wird, dass es die Aufgabe unserer Zeit sei, den Zusammenhang aller Wissenschaften und die Einheit ihrer höchsten Principien festzustellen, so möchten wir den Beruf unserer Zeit zur Lösung dieses Problems denn doch in Frage stellen. Nie werden, so glauben wir, die Forscher auf den verschiedenen Gebieten der Wissenschaft dies gemeinsame Endziel ihrer Bestrebungen ohne Nach- theil aus dem Auge verlieren, mit Erfolg wird jedoch an die Lösung dieser Aufgabe erst dann geschritten werden können, wenn die einzelnen Wissensgebiete auf das Sorgfältigste durchforscht und die ihnen eigen- thümlichen Gesetze gefunden sein werden.
Zu welchen Resultaten uns die obige Methode der Forschung geführt hat und ob es uns gelungen ist, durch den Erfolg darzuthun, dass die Erscheinungen des wirthschaftlichen Lebens sich strenge nach Gesetzen regeln, gleich jenen der Natur, dies zu beurthei- len ist nun Sache unserer Leser. Verwahren möchten wir uns nur gegen die Meinung Jener, welche die Gesetz- mässigkeit der volkswirthschaftlichen Erscheinungen mit dem Hinweise auf die Willensfreiheit des Menschen läugnen, weil hiedurch die Volkswirthschaftslehre als exacte Wissenschaft überhaupt negirt wird.
*) Novum Organ. II. 27.
et desipientia inanes similitudines et sympathias rerum describunt atque etiam quandoque affingunt *), sagt Baco von Forschern dieser Art, ein Satz, der auch heute noch und zwar seltsamerweise eben von jenen Bearbeitern unserer Wissenschaft gilt, die sich unablässig die Schüler Baco’s nennen, während sie den Geist seiner Methode doch so sehr verkennen.
Wenn zur Rechtfertigung solcher Bestrebungen angeführt wird, dass es die Aufgabe unserer Zeit sei, den Zusammenhang aller Wissenschaften und die Einheit ihrer höchsten Principien festzustellen, so möchten wir den Beruf unserer Zeit zur Lösung dieses Problems denn doch in Frage stellen. Nie werden, so glauben wir, die Forscher auf den verschiedenen Gebieten der Wissenschaft dies gemeinsame Endziel ihrer Bestrebungen ohne Nach- theil aus dem Auge verlieren, mit Erfolg wird jedoch an die Lösung dieser Aufgabe erst dann geschritten werden können, wenn die einzelnen Wissensgebiete auf das Sorgfältigste durchforscht und die ihnen eigen- thümlichen Gesetze gefunden sein werden.
Zu welchen Resultaten uns die obige Methode der Forschung geführt hat und ob es uns gelungen ist, durch den Erfolg darzuthun, dass die Erscheinungen des wirthschaftlichen Lebens sich strenge nach Gesetzen regeln, gleich jenen der Natur, dies zu beurthei- len ist nun Sache unserer Leser. Verwahren möchten wir uns nur gegen die Meinung Jener, welche die Gesetz- mässigkeit der volkswirthschaftlichen Erscheinungen mit dem Hinweise auf die Willensfreiheit des Menschen läugnen, weil hiedurch die Volkswirthschaftslehre als exacte Wissenschaft überhaupt negirt wird.
*) Novum Organ. II. 27.
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[VIII/0014]
et desipientia inanes similitudines et sympathias rerum
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von Forschern dieser Art, ein Satz, der auch heute noch
und zwar seltsamerweise eben von jenen Bearbeitern
unserer Wissenschaft gilt, die sich unablässig die Schüler
Baco’s nennen, während sie den Geist seiner Methode
doch so sehr verkennen.
Wenn zur Rechtfertigung solcher Bestrebungen
angeführt wird, dass es die Aufgabe unserer Zeit sei,
den Zusammenhang aller Wissenschaften und die Einheit
ihrer höchsten Principien festzustellen, so möchten wir
den Beruf unserer Zeit zur Lösung dieses Problems denn
doch in Frage stellen. Nie werden, so glauben wir, die
Forscher auf den verschiedenen Gebieten der Wissenschaft
dies gemeinsame Endziel ihrer Bestrebungen ohne Nach-
theil aus dem Auge verlieren, mit Erfolg wird jedoch
an die Lösung dieser Aufgabe erst dann geschritten
werden können, wenn die einzelnen Wissensgebiete auf
das Sorgfältigste durchforscht und die ihnen eigen-
thümlichen Gesetze gefunden sein werden.
Zu welchen Resultaten uns die obige Methode der
Forschung geführt hat und ob es uns gelungen ist, durch
den Erfolg darzuthun, dass die Erscheinungen des
wirthschaftlichen Lebens sich strenge nach Gesetzen
regeln, gleich jenen der Natur, dies zu beurthei-
len ist nun Sache unserer Leser. Verwahren möchten
wir uns nur gegen die Meinung Jener, welche die Gesetz-
mässigkeit der volkswirthschaftlichen Erscheinungen mit
dem Hinweise auf die Willensfreiheit des Menschen
läugnen, weil hiedurch die Volkswirthschaftslehre als
exacte Wissenschaft überhaupt negirt wird.
*) Novum Organ. II. 27.
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Menger, Carl: Grundsätze der Volkswirthschaftslehre. Wien, 1871, S. VIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menger_volkswirtschaftslehre_1871/14>, abgerufen am 21.11.2024.
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