Menzel, Wolfgang: Die deutsche Literatur. Bd. 1. Stuttgart, 1828.selbst verhaßt, und die Protestanten wissen sie von Eine sehr achtbare Partei unter den Katholiken ſelbſt verhaßt, und die Proteſtanten wiſſen ſie von Eine ſehr achtbare Partei unter den Katholiken <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0121" n="111"/> ſelbſt verhaßt, und die Proteſtanten wiſſen ſie von<lb/> ſich abzuhalten. Sie beflecken mehr, als ſie ſchaden,<lb/> und man kann ihre Tiraden, wenn man Luſt hat, als<lb/> Proben deutſcher Preßfreiheit ſogar ſchaͤtzen. Sollte<lb/> jedoch das Jahrhundert wirklich ſo einfaͤltig ſeyn,<lb/> ſich durch ihre Capuzinaden bekehren zu laſſen, ſo<lb/> waͤre es werth, bekehrt zu werden.</p><lb/> <p>Eine ſehr achtbare Partei unter den Katholiken<lb/> iſt jenen Umtrieben des Ultramontanismus durchaus<lb/> fremd, und vertritt zwar die allgemeine Kirche, aber<lb/> nicht die unbedingte Herrſchaft Roms und den Mi߬<lb/> brauch derſelben. Sie will Frieden und Eintracht,<lb/> und deshalb auch Verſoͤhnung der Kirche mit den<lb/> dringendſten Anforderungen des Zeitgeiſtes. Sie folgt<lb/> dem guten Beiſpiel der Proteſtanten in Ruͤckſicht auf<lb/> Bildung und ſucht im Geſchmack Joſephs <hi rendition="#aq">II</hi>. auch im<lb/> Dunkel jener Kirche eine gewiſſe Aufklaͤrung zu ver¬<lb/> breiten. Sie traͤgt zur Verbeßrung der Schulen bei,<lb/> und vermehrt und reinigt die Unterrichts- und Er¬<lb/> bauungsbuͤcher, wobei freilich eine arge Proſa unter¬<lb/> laͤuft. Sogar die Bibel wird in einer aͤußerſt nuͤch¬<lb/> ternen Überſetzung verbreitet, endlich wird Toleranz<lb/> gepredigt und namentlich gegen die Mitbuͤrger deſſel¬<lb/> ben Staates, und der beſtehende Staatsverband wird<lb/> den Feſſeln Roms gegenuͤber in Schutz genommen<lb/> und angeprieſen. Auf dieſe Weiſe neigt ſich die hier<lb/> bezeichnete Partei allerdings zur politiſchen Kirche<lb/> der Proteſtanten, und die Mitglieder dieſer Partei,<lb/> die am weiteſten gehn, treten auch in die Tochter¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [111/0121]
ſelbſt verhaßt, und die Proteſtanten wiſſen ſie von
ſich abzuhalten. Sie beflecken mehr, als ſie ſchaden,
und man kann ihre Tiraden, wenn man Luſt hat, als
Proben deutſcher Preßfreiheit ſogar ſchaͤtzen. Sollte
jedoch das Jahrhundert wirklich ſo einfaͤltig ſeyn,
ſich durch ihre Capuzinaden bekehren zu laſſen, ſo
waͤre es werth, bekehrt zu werden.
Eine ſehr achtbare Partei unter den Katholiken
iſt jenen Umtrieben des Ultramontanismus durchaus
fremd, und vertritt zwar die allgemeine Kirche, aber
nicht die unbedingte Herrſchaft Roms und den Mi߬
brauch derſelben. Sie will Frieden und Eintracht,
und deshalb auch Verſoͤhnung der Kirche mit den
dringendſten Anforderungen des Zeitgeiſtes. Sie folgt
dem guten Beiſpiel der Proteſtanten in Ruͤckſicht auf
Bildung und ſucht im Geſchmack Joſephs II. auch im
Dunkel jener Kirche eine gewiſſe Aufklaͤrung zu ver¬
breiten. Sie traͤgt zur Verbeßrung der Schulen bei,
und vermehrt und reinigt die Unterrichts- und Er¬
bauungsbuͤcher, wobei freilich eine arge Proſa unter¬
laͤuft. Sogar die Bibel wird in einer aͤußerſt nuͤch¬
ternen Überſetzung verbreitet, endlich wird Toleranz
gepredigt und namentlich gegen die Mitbuͤrger deſſel¬
ben Staates, und der beſtehende Staatsverband wird
den Feſſeln Roms gegenuͤber in Schutz genommen
und angeprieſen. Auf dieſe Weiſe neigt ſich die hier
bezeichnete Partei allerdings zur politiſchen Kirche
der Proteſtanten, und die Mitglieder dieſer Partei,
die am weiteſten gehn, treten auch in die Tochter¬
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