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Menzel, Wolfgang: Die deutsche Literatur. Bd. 1. Stuttgart, 1828.

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eine immer besser durchgearbeitete Logik. Diese be¬
mächtigte sich sofort der Moral, deren Fragen die
ernsten protestantischen Prediger fast ausschließlich
beschäftigte, und während die Orthodoxen diese Frage
noch nach der Bibel entschieden, suchten die kritischen
Theologen und die Phisosophen sie durch logisches
Abwägen von Pflichten und Rechten zu beantworten,
und eine höchste moralische Weltordnung in mathe¬
matischen Formen festzusetzen.

Nachdem man, je weiter das Mittelalter zurück¬
trat, immer kühner geworden und den Weg der Of¬
fenbarung als eine letzte Fessel gänzlich weggewor¬
fen; nachdem man über die Natur sich durch uner¬
müdetes Studium immer vollkommner aufgeklärt;
nachdem man die Mathematik mit Virtuosität hand¬
haben gelernt und sie auf die Logik angewandt, und
diese wieder auf die Moral, die durch den Prote¬
stantismus wie durch die römische Jurisprudenz wie¬
der praktische Anwendung fand; nachdem die Kunst
in neuen Flor gekommen und ästhetische Fragen über¬
all angeregt worden; nachdem endlich mit der Blü¬
thezeit der Musik, mit der poetischen Sentimentali¬
tät und der Herrnhuterei auch die Gefühle schärfer
analysirt zu werden anfingen, so war eine Combina¬
tion aller der verschiednen Organe, wodurch wir Na¬
tur und Geist, das Zeitliche und Ewige vernehmen,
eine Combination aller bisher eingeschlagnen Wege
zu philosophiren und die Kritik derselben hinläng¬
lich vorbereitet. Eine große Menge scharfsinnige

eine immer beſſer durchgearbeitete Logik. Dieſe be¬
maͤchtigte ſich ſofort der Moral, deren Fragen die
ernſten proteſtantiſchen Prediger faſt ausſchließlich
beſchaͤftigte, und waͤhrend die Orthodoxen dieſe Frage
noch nach der Bibel entſchieden, ſuchten die kritiſchen
Theologen und die Phiſoſophen ſie durch logiſches
Abwaͤgen von Pflichten und Rechten zu beantworten,
und eine hoͤchſte moraliſche Weltordnung in mathe¬
matiſchen Formen feſtzuſetzen.

Nachdem man, je weiter das Mittelalter zuruͤck¬
trat, immer kuͤhner geworden und den Weg der Of¬
fenbarung als eine letzte Feſſel gaͤnzlich weggewor¬
fen; nachdem man uͤber die Natur ſich durch uner¬
muͤdetes Studium immer vollkommner aufgeklaͤrt;
nachdem man die Mathematik mit Virtuoſitaͤt hand¬
haben gelernt und ſie auf die Logik angewandt, und
dieſe wieder auf die Moral, die durch den Prote¬
ſtantismus wie durch die roͤmiſche Jurisprudenz wie¬
der praktiſche Anwendung fand; nachdem die Kunſt
in neuen Flor gekommen und aͤſthetiſche Fragen uͤber¬
all angeregt worden; nachdem endlich mit der Bluͤ¬
thezeit der Muſik, mit der poetiſchen Sentimentali¬
taͤt und der Herrnhuterei auch die Gefuͤhle ſchaͤrfer
analyſirt zu werden anfingen, ſo war eine Combina¬
tion aller der verſchiednen Organe, wodurch wir Na¬
tur und Geiſt, das Zeitliche und Ewige vernehmen,
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[161/0171] eine immer beſſer durchgearbeitete Logik. Dieſe be¬ maͤchtigte ſich ſofort der Moral, deren Fragen die ernſten proteſtantiſchen Prediger faſt ausſchließlich beſchaͤftigte, und waͤhrend die Orthodoxen dieſe Frage noch nach der Bibel entſchieden, ſuchten die kritiſchen Theologen und die Phiſoſophen ſie durch logiſches Abwaͤgen von Pflichten und Rechten zu beantworten, und eine hoͤchſte moraliſche Weltordnung in mathe¬ matiſchen Formen feſtzuſetzen. Nachdem man, je weiter das Mittelalter zuruͤck¬ trat, immer kuͤhner geworden und den Weg der Of¬ fenbarung als eine letzte Feſſel gaͤnzlich weggewor¬ fen; nachdem man uͤber die Natur ſich durch uner¬ muͤdetes Studium immer vollkommner aufgeklaͤrt; nachdem man die Mathematik mit Virtuoſitaͤt hand¬ haben gelernt und ſie auf die Logik angewandt, und dieſe wieder auf die Moral, die durch den Prote¬ ſtantismus wie durch die roͤmiſche Jurisprudenz wie¬ der praktiſche Anwendung fand; nachdem die Kunſt in neuen Flor gekommen und aͤſthetiſche Fragen uͤber¬ all angeregt worden; nachdem endlich mit der Bluͤ¬ thezeit der Muſik, mit der poetiſchen Sentimentali¬ taͤt und der Herrnhuterei auch die Gefuͤhle ſchaͤrfer analyſirt zu werden anfingen, ſo war eine Combina¬ tion aller der verſchiednen Organe, wodurch wir Na¬ tur und Geiſt, das Zeitliche und Ewige vernehmen, eine Combination aller bisher eingeſchlagnen Wege zu philoſophiren und die Kritik derſelben hinlaͤng¬ lich vorbereitet. Eine große Menge ſcharfſinnige

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Zitationshilfe: Menzel, Wolfgang: Die deutsche Literatur. Bd. 1. Stuttgart, 1828, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_literatur01_1828/171>, abgerufen am 23.11.2024.