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Menzel, Wolfgang: Die deutsche Literatur. Bd. 1. Stuttgart, 1828.

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fluß, den diese Dichter in der schönen Literatur sich
behaupten.

Die Naturphilosophie im engern Sinn harmo¬
nirt mit der materiellen Richtung, der wir je mehr
und mehr gefolgt sind. Man hat die Naturkräfte
brauchen gelernt, und die Speculation hat von Jahr
zu Jahr immer größere Fortschritte gemacht. Wer
nur ein Gewerbe treibt, sieht sich zu den Naturwissen¬
schaften hingezogen. Wer den Boden anbaut, will
ihn und seine Produkte mit Hülfe neuer physikali¬
scher Entdeckungen verbessern, und ganz unentbehr¬
lich sind sie für die Fabrikanten, welche jene Pro¬
dukte verarbeiten. Die Chymie ist wieder Alchymie
geworden, sofern sie, obwohl auf eine natürliche Weise,
wieder Gold bringen soll.

Bei weitem das wichtigste Ergebniß der Philo¬
sophie Schelling's scheint aber die parteilose, epische
Weltansicht zu seyn, die sie mit sich bringt, und der
die Laien selbst immer mehr entgegen kommen, seit
so viele Erfahrungen die Leidenschaft abgekühlt und
die endlos verwickelten Widersprüche eine gewisse
Duldung und Indifferenz herbeigeführt haben. Im
System Schelling's findet jede Partei gegenüber der
andern ihren Platz, die Entzweiung wird als eine
natürliche nachgewiesen, ihre Widersprüche werden
auf einen ursprünglichen, nothwendigen Gegensatz zu¬
rückgeführt. Dieses System duldet durchaus nichts
ausschließliches, durchaus keine unbedingte Herrschaft
einer Ansicht, keine unbedingte Verfolgung der an¬

fluß, den dieſe Dichter in der ſchoͤnen Literatur ſich
behaupten.

Die Naturphiloſophie im engern Sinn harmo¬
nirt mit der materiellen Richtung, der wir je mehr
und mehr gefolgt ſind. Man hat die Naturkraͤfte
brauchen gelernt, und die Speculation hat von Jahr
zu Jahr immer groͤßere Fortſchritte gemacht. Wer
nur ein Gewerbe treibt, ſieht ſich zu den Naturwiſſen¬
ſchaften hingezogen. Wer den Boden anbaut, will
ihn und ſeine Produkte mit Huͤlfe neuer phyſikali¬
ſcher Entdeckungen verbeſſern, und ganz unentbehr¬
lich ſind ſie fuͤr die Fabrikanten, welche jene Pro¬
dukte verarbeiten. Die Chymie iſt wieder Alchymie
geworden, ſofern ſie, obwohl auf eine natuͤrliche Weiſe,
wieder Gold bringen ſoll.

Bei weitem das wichtigſte Ergebniß der Philo¬
ſophie Schelling's ſcheint aber die parteiloſe, epiſche
Weltanſicht zu ſeyn, die ſie mit ſich bringt, und der
die Laien ſelbſt immer mehr entgegen kommen, ſeit
ſo viele Erfahrungen die Leidenſchaft abgekuͤhlt und
die endlos verwickelten Widerſpruͤche eine gewiſſe
Duldung und Indifferenz herbeigefuͤhrt haben. Im
Syſtem Schelling's findet jede Partei gegenuͤber der
andern ihren Platz, die Entzweiung wird als eine
natuͤrliche nachgewieſen, ihre Widerſpruͤche werden
auf einen urſpruͤnglichen, nothwendigen Gegenſatz zu¬
ruͤckgefuͤhrt. Dieſes Syſtem duldet durchaus nichts
ausſchließliches, durchaus keine unbedingte Herrſchaft
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[187/0197] fluß, den dieſe Dichter in der ſchoͤnen Literatur ſich behaupten. Die Naturphiloſophie im engern Sinn harmo¬ nirt mit der materiellen Richtung, der wir je mehr und mehr gefolgt ſind. Man hat die Naturkraͤfte brauchen gelernt, und die Speculation hat von Jahr zu Jahr immer groͤßere Fortſchritte gemacht. Wer nur ein Gewerbe treibt, ſieht ſich zu den Naturwiſſen¬ ſchaften hingezogen. Wer den Boden anbaut, will ihn und ſeine Produkte mit Huͤlfe neuer phyſikali¬ ſcher Entdeckungen verbeſſern, und ganz unentbehr¬ lich ſind ſie fuͤr die Fabrikanten, welche jene Pro¬ dukte verarbeiten. Die Chymie iſt wieder Alchymie geworden, ſofern ſie, obwohl auf eine natuͤrliche Weiſe, wieder Gold bringen ſoll. Bei weitem das wichtigſte Ergebniß der Philo¬ ſophie Schelling's ſcheint aber die parteiloſe, epiſche Weltanſicht zu ſeyn, die ſie mit ſich bringt, und der die Laien ſelbſt immer mehr entgegen kommen, ſeit ſo viele Erfahrungen die Leidenſchaft abgekuͤhlt und die endlos verwickelten Widerſpruͤche eine gewiſſe Duldung und Indifferenz herbeigefuͤhrt haben. Im Syſtem Schelling's findet jede Partei gegenuͤber der andern ihren Platz, die Entzweiung wird als eine natuͤrliche nachgewieſen, ihre Widerſpruͤche werden auf einen urſpruͤnglichen, nothwendigen Gegenſatz zu¬ ruͤckgefuͤhrt. Dieſes Syſtem duldet durchaus nichts ausſchließliches, durchaus keine unbedingte Herrſchaft einer Anſicht, keine unbedingte Verfolgung der an¬

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Zitationshilfe: Menzel, Wolfgang: Die deutsche Literatur. Bd. 1. Stuttgart, 1828, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_literatur01_1828/197>, abgerufen am 22.11.2024.