Menzel, Wolfgang: Die deutsche Literatur. Bd. 1. Stuttgart, 1828.Alterthum verkündigen, für welche Hesiod und Homer Was das Sprachstudium überhaupt betrifft, so Wer sollte auf einer ältern deutschen Schule er¬ Die Philologie ist für den Unterricht zum Theil 9 *
Alterthum verkuͤndigen, fuͤr welche Heſiod und Homer Was das Sprachſtudium uͤberhaupt betrifft, ſo Wer ſollte auf einer aͤltern deutſchen Schule er¬ Die Philologie iſt fuͤr den Unterricht zum Theil 9 *
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0205" n="195"/> Alterthum verkuͤndigen, fuͤr welche Heſiod und Homer<lb/> nicht ausreichen, ſo fuͤrchtet die aͤltere Partei dadurch<lb/> in den Schatten geſtellt zu werden, und wehrt ſich,<lb/> den ſeligen Voß an der Spitze, mit Hyaͤnengrimm<lb/> um die Leichen und Graͤber des Alterthums. Dieſer<lb/> Kampf der Philologen greift in die eigentliche Ge¬<lb/> ſchichtsforſchung hinuͤber.</p><lb/> <p>Was das Sprachſtudium uͤberhaupt betrifft, ſo<lb/> traͤgt es zwar ſeinen Werth in ſich ſelbſt und iſt<lb/> ohne Zweifel ſehr wohlthaͤtig fuͤr das jugendliche Al¬<lb/> ter, herrſcht aber doch auf unſern gelehrten Anſtalten<lb/> nur allzu einſeitig vor.</p><lb/> <p>Wer ſollte auf einer aͤltern deutſchen Schule er¬<lb/> zogen worden ſeyn, und nicht eine ſtarke Rivalitaͤt<lb/> zwiſchen dem philologiſchen und realiſtiſchen Unter¬<lb/> richt bemerkt haben? In der Regel aber wird man<lb/> finden, daß die Philologen auf ſolchen Schulen ein<lb/> unverhaͤltnißmaͤßiges Übergewicht behaupten, daß na¬<lb/> mentlich, wo Claſſenordnung eingefuͤhrt iſt, in jeder<lb/> Claſſe die Philologie einſeitig vorherrſcht. Einzig<lb/> hieraus erklaͤrt ſich die Einfuͤhrung der Faͤcherord¬<lb/> nung in einzelnen Schulen und die Errichtung beſon¬<lb/> derer Realſchulen. Immer aber ſprechen die Philo¬<lb/> logen ein Vorrecht an, halten ſich fuͤr etwas viel<lb/> Hoͤheres als die Realiſten, und bilden eine ſtolze<lb/> ariſtokratiſche Kaſte.</p><lb/> <p>Die Philologie iſt fuͤr den Unterricht zum Theil<lb/> ſo verderblich geworden, wie die aͤußern Gebraͤuche<lb/> fuͤr den Gottesdienſt. Wie dort die wahre Andacht<lb/> <fw place="bottom" type="sig">9 *<lb/></fw> </p> </div> </body> </text> </TEI> [195/0205]
Alterthum verkuͤndigen, fuͤr welche Heſiod und Homer
nicht ausreichen, ſo fuͤrchtet die aͤltere Partei dadurch
in den Schatten geſtellt zu werden, und wehrt ſich,
den ſeligen Voß an der Spitze, mit Hyaͤnengrimm
um die Leichen und Graͤber des Alterthums. Dieſer
Kampf der Philologen greift in die eigentliche Ge¬
ſchichtsforſchung hinuͤber.
Was das Sprachſtudium uͤberhaupt betrifft, ſo
traͤgt es zwar ſeinen Werth in ſich ſelbſt und iſt
ohne Zweifel ſehr wohlthaͤtig fuͤr das jugendliche Al¬
ter, herrſcht aber doch auf unſern gelehrten Anſtalten
nur allzu einſeitig vor.
Wer ſollte auf einer aͤltern deutſchen Schule er¬
zogen worden ſeyn, und nicht eine ſtarke Rivalitaͤt
zwiſchen dem philologiſchen und realiſtiſchen Unter¬
richt bemerkt haben? In der Regel aber wird man
finden, daß die Philologen auf ſolchen Schulen ein
unverhaͤltnißmaͤßiges Übergewicht behaupten, daß na¬
mentlich, wo Claſſenordnung eingefuͤhrt iſt, in jeder
Claſſe die Philologie einſeitig vorherrſcht. Einzig
hieraus erklaͤrt ſich die Einfuͤhrung der Faͤcherord¬
nung in einzelnen Schulen und die Errichtung beſon¬
derer Realſchulen. Immer aber ſprechen die Philo¬
logen ein Vorrecht an, halten ſich fuͤr etwas viel
Hoͤheres als die Realiſten, und bilden eine ſtolze
ariſtokratiſche Kaſte.
Die Philologie iſt fuͤr den Unterricht zum Theil
ſo verderblich geworden, wie die aͤußern Gebraͤuche
fuͤr den Gottesdienſt. Wie dort die wahre Andacht
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