Menzel, Wolfgang: Die deutsche Literatur. Bd. 1. Stuttgart, 1828.Einfluß der Schulgelehrsamkeit. Wenden wir uns zu den historischen Bedin¬ Einfluß der Schulgelehrſamkeit. Wenden wir uns zu den hiſtoriſchen Bedin¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0043" n="33"/> </div> <div n="1"> <head>Einfluß der Schulgelehrſamkeit.<lb/></head> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Wenden wir uns zu den <hi rendition="#g">hiſtoriſchen</hi> Bedin¬<lb/> gungen der heutigen Entwicklung unſrer Literatur,<lb/> ſo muß uns zuerſt auffallen, daß alle literariſche Bil¬<lb/> dung urſpruͤnglich an die Kirche geknuͤpft war. Die¬<lb/> ſen Einfluß hat ſich die Literatur auch bis auf den<lb/> heutigen Tag noch nicht voͤllig entzogen. Von der<lb/> Prieſterkaſte kam die Literatur an die Gelehrtenzunft,<lb/> und aller Schulzwang in unſern Schriften ſchreibt<lb/> ſich daher. Das Intereſſe der Zunft und die Disciplin<lb/> der Bildungsanſtalten haben das Gepraͤge der Vergan¬<lb/> genheit immer noch jedem neuen Jahrhundert aufge¬<lb/> druͤckt, wie wohl es ſich allmaͤhlig immer mehr verwiſcht.<lb/> Folgen davon ſind kaſtenmaͤßige Ausſchließlichkeit,<lb/> Vornehmigkeit, Unduldſamkeit, Pedanterie alter Ge¬<lb/> woͤhnung, Stubenweisheit und Entfernung von der<lb/> Natur. Doch hat es auch ſeine ſchoͤne und achtbare<lb/> Seite. Indem alles literariſche Leben von der geiſt¬<lb/> lichen, ſpaͤter gelehrten Kaſte ausging, nahm es alle<lb/> Tugenden und Gebrechen des Zunftgeiſtes in ſich<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [33/0043]
Einfluß der Schulgelehrſamkeit.
Wenden wir uns zu den hiſtoriſchen Bedin¬
gungen der heutigen Entwicklung unſrer Literatur,
ſo muß uns zuerſt auffallen, daß alle literariſche Bil¬
dung urſpruͤnglich an die Kirche geknuͤpft war. Die¬
ſen Einfluß hat ſich die Literatur auch bis auf den
heutigen Tag noch nicht voͤllig entzogen. Von der
Prieſterkaſte kam die Literatur an die Gelehrtenzunft,
und aller Schulzwang in unſern Schriften ſchreibt
ſich daher. Das Intereſſe der Zunft und die Disciplin
der Bildungsanſtalten haben das Gepraͤge der Vergan¬
genheit immer noch jedem neuen Jahrhundert aufge¬
druͤckt, wie wohl es ſich allmaͤhlig immer mehr verwiſcht.
Folgen davon ſind kaſtenmaͤßige Ausſchließlichkeit,
Vornehmigkeit, Unduldſamkeit, Pedanterie alter Ge¬
woͤhnung, Stubenweisheit und Entfernung von der
Natur. Doch hat es auch ſeine ſchoͤne und achtbare
Seite. Indem alles literariſche Leben von der geiſt¬
lichen, ſpaͤter gelehrten Kaſte ausging, nahm es alle
Tugenden und Gebrechen des Zunftgeiſtes in ſich
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