Menzel, Wolfgang: Die deutsche Literatur. Bd. 1. Stuttgart, 1828.Offenbarung des höchsten Wesens zugleich an die Eine Religion ist sinnlich, wenn sie an die Offenbarung des hoͤchſten Weſens zugleich an die Eine Religion iſt ſinnlich, wenn ſie an die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0094" n="84"/> Offenbarung des hoͤchſten Weſens zugleich an die<lb/> Sinnen, das Herz und den Verſtand.</p><lb/> <p>Eine Religion iſt <hi rendition="#g">ſinnlich</hi>, wenn ſie an die<lb/> Offenbarung Gottes in der Sinnenwelt glaubt, und<lb/> dieſelbe entweder in Pantheismus der Natur, oder<lb/> in der geiſtigen Verklaͤrung der Natur zur Kunſt im<lb/> Bilderdienſt erkennt. Eine Religion iſt <hi rendition="#g">verſtaͤndig</hi>,<lb/> wenn ſie eine Offenbarung Gottes im Verſtand ſich<lb/> conſtruirt, und das goͤttliche Geſetz logiſch abwaͤgt.<lb/> Eine Religion iſt <hi rendition="#g">gemuͤthlich</hi>, wenn ſie eine Offen¬<lb/> barung Gottes in den Gefuͤhlen annimmt, eine un¬<lb/> mittelbare innre Erleuchtung, eine unſichtbare und<lb/> unbegreifliche Ausgießung des heiligen Geiſtes. Eine<lb/> Religion iſt aber <hi rendition="#g">myſtiſch</hi>, wenn ſie alle dieſe Of¬<lb/> fenbarungen vereinigt und mit allen Organen ihre<lb/> Geſammtwirkung aufnimmt. In dieſer myſtiſchen Of¬<lb/> fenbarung erſcheint die Idee am umfaſſendſten; ob<lb/> auch am reinſten, haͤngt von der Ausbildung ab, der<lb/> auch die Myſtik unterworfen iſt. Die ſinnliche Re¬<lb/> ligion erkennt das Goͤttliche nur in ſinnlichen Vor¬<lb/> ſtellungen, die verſtaͤndige nur in Begriffen, die ge¬<lb/> muͤthliche nur in Gefuͤhlen. In der lebendigen Durch¬<lb/> dringung von ſinnlicher Vorſtellung, Begriff und Ge¬<lb/> fuͤhl zeigt ſich die ganze umfaſſende Idee. Die Bil¬<lb/> der Gottes, die Beſchreibungen Gottes, die Gefuͤhle<lb/> Gottes ſind nur Beſtrebungen, zur Idee Gottes zu<lb/> gelangen. Nur der hat die Idee Gottes, der ihn<lb/> zugleich ſchaut, denkt und empfindet. Die Idee wird<lb/> in dreifacher Emanation zum bildlichen Symbol, zur<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [84/0094]
Offenbarung des hoͤchſten Weſens zugleich an die
Sinnen, das Herz und den Verſtand.
Eine Religion iſt ſinnlich, wenn ſie an die
Offenbarung Gottes in der Sinnenwelt glaubt, und
dieſelbe entweder in Pantheismus der Natur, oder
in der geiſtigen Verklaͤrung der Natur zur Kunſt im
Bilderdienſt erkennt. Eine Religion iſt verſtaͤndig,
wenn ſie eine Offenbarung Gottes im Verſtand ſich
conſtruirt, und das goͤttliche Geſetz logiſch abwaͤgt.
Eine Religion iſt gemuͤthlich, wenn ſie eine Offen¬
barung Gottes in den Gefuͤhlen annimmt, eine un¬
mittelbare innre Erleuchtung, eine unſichtbare und
unbegreifliche Ausgießung des heiligen Geiſtes. Eine
Religion iſt aber myſtiſch, wenn ſie alle dieſe Of¬
fenbarungen vereinigt und mit allen Organen ihre
Geſammtwirkung aufnimmt. In dieſer myſtiſchen Of¬
fenbarung erſcheint die Idee am umfaſſendſten; ob
auch am reinſten, haͤngt von der Ausbildung ab, der
auch die Myſtik unterworfen iſt. Die ſinnliche Re¬
ligion erkennt das Goͤttliche nur in ſinnlichen Vor¬
ſtellungen, die verſtaͤndige nur in Begriffen, die ge¬
muͤthliche nur in Gefuͤhlen. In der lebendigen Durch¬
dringung von ſinnlicher Vorſtellung, Begriff und Ge¬
fuͤhl zeigt ſich die ganze umfaſſende Idee. Die Bil¬
der Gottes, die Beſchreibungen Gottes, die Gefuͤhle
Gottes ſind nur Beſtrebungen, zur Idee Gottes zu
gelangen. Nur der hat die Idee Gottes, der ihn
zugleich ſchaut, denkt und empfindet. Die Idee wird
in dreifacher Emanation zum bildlichen Symbol, zur
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