Menzel, Wolfgang: Die deutsche Literatur. Bd. 2. Stuttgart, 1828.die Geschichte der Institutionen, der Völker und der Unter die Schriften, worin er das allgemeine Herder's erhabener Genius blieb aber nicht da¬ die Geſchichte der Inſtitutionen, der Voͤlker und der Unter die Schriften, worin er das allgemeine Herder's erhabener Genius blieb aber nicht da¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0170" n="160"/> die Geſchichte der Inſtitutionen, der Voͤlker und der<lb/> ganzen Menſchheit, und zeigte uͤberall die gleiche Rich¬<lb/> tung, das eine Lebensprincip. Alles Einzelne galt<lb/> ihm nur als Glied des Ganzen. Seine zahlreichen<lb/> fragmentariſchen Schriften beſchaͤftigen ſich immer<lb/> mehr, die Verbindung der einzelnen Erſcheinungen im<lb/> menſchlichen Leben zu zeigen, als ihre Beſonderheit.</p><lb/> <p>Unter die Schriften, worin er das allgemeine<lb/> menſchliche ohne Ruͤckſicht auf beſondre Voͤlker zum<lb/> Gegenſtande ſeiner Betrachtung macht, zeichnet ſich<lb/> nach den Ideen hauptſaͤchlich die Metakritik fuͤr Phi¬<lb/> loſophie, die Kalliope fuͤr Äſthetik aus. Engere Kreiſe<lb/> ziehen ſich die Schriften uͤber die Bibel, uͤber Poli¬<lb/> tik, Erziehung und Sitte, womit ſich vorzuͤglich ſeine<lb/> zahlreichen kleinern Aufſaͤtze und Fragmente beſchaͤfti¬<lb/> gen. In der Adraſtea hat er, ein Kind ſeiner Zeit,<lb/> ſich gedrungen gefuͤhlt, der neuern Geſchichte eine<lb/> beſondere Aufmerkſamkeit zu widmen. Alle dieſe Werke<lb/> zeichnen ſich, wie durch die tiefe Wahrheit und Rein¬<lb/> heit der unmittelbaren Anſchauung, ſo vorzuͤglich da¬<lb/> durch aus, daß ſie nie etwas vereinzeltes ſind, nie<lb/> ein unbefriedigtes Gefuͤhl uͤbrig laſſen, ſondern ſich<lb/> ſtets auf eine große harmoniſche Weltanſchauung be¬<lb/> ziehen, und uns im Einzelnen das Ganze erblicken<lb/> laſſen, ſo wie ſie vereint erſt das Ganze bilden.</p><lb/> <p>Herder's erhabener Genius blieb aber nicht da¬<lb/> bei ſtehn, die Entwicklung der Seelenkraͤfte, wie ſie<lb/> in den einzelnen Menſchen liegen, bis zu der Voll¬<lb/> endung der Bluͤthe zu verfolgen, zu der ſie dieſe<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [160/0170]
die Geſchichte der Inſtitutionen, der Voͤlker und der
ganzen Menſchheit, und zeigte uͤberall die gleiche Rich¬
tung, das eine Lebensprincip. Alles Einzelne galt
ihm nur als Glied des Ganzen. Seine zahlreichen
fragmentariſchen Schriften beſchaͤftigen ſich immer
mehr, die Verbindung der einzelnen Erſcheinungen im
menſchlichen Leben zu zeigen, als ihre Beſonderheit.
Unter die Schriften, worin er das allgemeine
menſchliche ohne Ruͤckſicht auf beſondre Voͤlker zum
Gegenſtande ſeiner Betrachtung macht, zeichnet ſich
nach den Ideen hauptſaͤchlich die Metakritik fuͤr Phi¬
loſophie, die Kalliope fuͤr Äſthetik aus. Engere Kreiſe
ziehen ſich die Schriften uͤber die Bibel, uͤber Poli¬
tik, Erziehung und Sitte, womit ſich vorzuͤglich ſeine
zahlreichen kleinern Aufſaͤtze und Fragmente beſchaͤfti¬
gen. In der Adraſtea hat er, ein Kind ſeiner Zeit,
ſich gedrungen gefuͤhlt, der neuern Geſchichte eine
beſondere Aufmerkſamkeit zu widmen. Alle dieſe Werke
zeichnen ſich, wie durch die tiefe Wahrheit und Rein¬
heit der unmittelbaren Anſchauung, ſo vorzuͤglich da¬
durch aus, daß ſie nie etwas vereinzeltes ſind, nie
ein unbefriedigtes Gefuͤhl uͤbrig laſſen, ſondern ſich
ſtets auf eine große harmoniſche Weltanſchauung be¬
ziehen, und uns im Einzelnen das Ganze erblicken
laſſen, ſo wie ſie vereint erſt das Ganze bilden.
Herder's erhabener Genius blieb aber nicht da¬
bei ſtehn, die Entwicklung der Seelenkraͤfte, wie ſie
in den einzelnen Menſchen liegen, bis zu der Voll¬
endung der Bluͤthe zu verfolgen, zu der ſie dieſe
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