weg sieht und das Gute überall anerkennt, wo es auch gefunden werden mag. In dieser Duldung kommt Jean Paul dem großen Herder am meisten gleich. Trotz seines unermeßlich reichen Witzes, mißbraucht Jean Paul diese gefährliche Waffe doch niemals, und seine Gewissenhaftigkeit ist deßfalls nicht genug zu rühmen. Er ist der friedfertigste, loyalste unter un¬ sern Dichtern, und doch zugleich derjenige, der das unvergleichlich reichste Arsenal von Witz und Dia¬ lektik für die Polemik besaß. Von ihm, der alles hatte, um in dieser Zeit der wahre advocatus diaboli zu seyn, müssen wir sagen, er war der sanfteste und unschuldigste unter allen unsern Dichtern. Keiner hätte solch ein Teufel seyn können, und keiner war so ein frommer kindlicher Engel, wie er.
Jean Paul's Poesie war zu sehr individuell, als daß sie hätte können nachgeahmt werden. Anklänge hat man zwar überall vernommen, doch nur versuchs¬ weise oder durch irgend eine andre ausgezeichnete Individualität glücklich modificirt. Hoffmann, dessen oben schon gedacht ist, ist ihm vielleicht am ähnlich¬ sten, und doch wieder bedeutend von ihm verschieden. Im Allgemeinen aber ist der Humor durch Jean Paul zu weit größrem Ansehn gelangt, als früher, und wenn man ihn nur selten vorherrschen läßt, so be¬ dient man sich doch seiner häufig als einer eigenthüm¬ lichen poetischen Farbe bei einzelnen Charakteren in Romanen und Dramen. --
weg ſieht und das Gute uͤberall anerkennt, wo es auch gefunden werden mag. In dieſer Duldung kommt Jean Paul dem großen Herder am meiſten gleich. Trotz ſeines unermeßlich reichen Witzes, mißbraucht Jean Paul dieſe gefaͤhrliche Waffe doch niemals, und ſeine Gewiſſenhaftigkeit iſt deßfalls nicht genug zu ruͤhmen. Er iſt der friedfertigſte, loyalſte unter un¬ ſern Dichtern, und doch zugleich derjenige, der das unvergleichlich reichſte Arſenal von Witz und Dia¬ lektik fuͤr die Polemik beſaß. Von ihm, der alles hatte, um in dieſer Zeit der wahre advocatus diaboli zu ſeyn, muͤſſen wir ſagen, er war der ſanfteſte und unſchuldigſte unter allen unſern Dichtern. Keiner haͤtte ſolch ein Teufel ſeyn koͤnnen, und keiner war ſo ein frommer kindlicher Engel, wie er.
Jean Paul's Poeſie war zu ſehr individuell, als daß ſie haͤtte koͤnnen nachgeahmt werden. Anklaͤnge hat man zwar uͤberall vernommen, doch nur verſuchs¬ weiſe oder durch irgend eine andre ausgezeichnete Individualitaͤt gluͤcklich modificirt. Hoffmann, deſſen oben ſchon gedacht iſt, iſt ihm vielleicht am aͤhnlich¬ ſten, und doch wieder bedeutend von ihm verſchieden. Im Allgemeinen aber iſt der Humor durch Jean Paul zu weit groͤßrem Anſehn gelangt, als fruͤher, und wenn man ihn nur ſelten vorherrſchen laͤßt, ſo be¬ dient man ſich doch ſeiner haͤufig als einer eigenthuͤm¬ lichen poetiſchen Farbe bei einzelnen Charakteren in Romanen und Dramen. —
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weg ſieht und das Gute uͤberall anerkennt, wo es
auch gefunden werden mag. In dieſer Duldung kommt
Jean Paul dem großen Herder am meiſten gleich.
Trotz ſeines unermeßlich reichen Witzes, mißbraucht
Jean Paul dieſe gefaͤhrliche Waffe doch niemals, und
ſeine Gewiſſenhaftigkeit iſt deßfalls nicht genug zu
ruͤhmen. Er iſt der friedfertigſte, loyalſte unter un¬
ſern Dichtern, und doch zugleich derjenige, der das
unvergleichlich reichſte Arſenal von Witz und Dia¬
lektik fuͤr die Polemik beſaß. Von ihm, der alles
hatte, um in dieſer Zeit der wahre advocatus diaboli
zu ſeyn, muͤſſen wir ſagen, er war der ſanfteſte und
unſchuldigſte unter allen unſern Dichtern. Keiner
haͤtte ſolch ein Teufel ſeyn koͤnnen, und keiner war
ſo ein frommer kindlicher Engel, wie er.
Jean Paul's Poeſie war zu ſehr individuell, als
daß ſie haͤtte koͤnnen nachgeahmt werden. Anklaͤnge
hat man zwar uͤberall vernommen, doch nur verſuchs¬
weiſe oder durch irgend eine andre ausgezeichnete
Individualitaͤt gluͤcklich modificirt. Hoffmann, deſſen
oben ſchon gedacht iſt, iſt ihm vielleicht am aͤhnlich¬
ſten, und doch wieder bedeutend von ihm verſchieden.
Im Allgemeinen aber iſt der Humor durch Jean Paul
zu weit groͤßrem Anſehn gelangt, als fruͤher, und
wenn man ihn nur ſelten vorherrſchen laͤßt, ſo be¬
dient man ſich doch ſeiner haͤufig als einer eigenthuͤm¬
lichen poetiſchen Farbe bei einzelnen Charakteren in
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Menzel, Wolfgang: Die deutsche Literatur. Bd. 2. Stuttgart, 1828, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_literatur02_1828/252>, abgerufen am 22.11.2024.
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