wäre, alle haben unzählige und die besten Bearbei¬ ter gefunden. Nicht allein diejenigen Theile der Na¬ turwissenschaft, welche schon von den Alten und vom Mittelalter gepflegt wurden, sind geläutert, erwei¬ tert und von hundert und aber hundert scharfsinnigen Entdeckern und fleißigen Sammlern ins Unendliche bereichert und vervollkommnet worden, sondern man hat auch durch ganz neue Entdeckungen ganz neue Wissenschaften begründet, wie z. B. die vom Mag¬ netismus.
Sucht man indeß nach etwas Charakteristischem, was die Naturforschung unsrer Zeit besonders aus¬ zeichnet, so wird man es wohl in folgenden drei Mo¬ menten finden. Zuerst in dem philosophischen Cha¬ rakter, dem sich die Naturkunde je länger je weniger entziehen kann, in der Beziehung, in welche je eine Seite der Naturwissenschaft zu der andern tritt, und in der Zurückführung aller einzelnen Forschungen auf die Entdeckung eines einigen letzten Naturgesetzes. So¬ dann ist nicht zu verkennen, daß die Anthropologie unter allen übrigen Naturwissenschaften diejenige ist, die jetzt im Gegensatz gegen frühere Zeiten als die vorherrschende betrachtet werden darf, und unser Zeit¬ alter deßfalls charakterisirt. Die frühere Naturfor¬ schung ging mehr darauf aus, die äußre Welt, den Kosmos zu studiren, als den Menschen, den Mikro¬ kosmos. Die Alten wußten viel von Astronomie, auch von der Kunde der Elemente, Metalle, Pflanzen und Thiere, doch wenig von Anatomie und noch we¬
waͤre, alle haben unzaͤhlige und die beſten Bearbei¬ ter gefunden. Nicht allein diejenigen Theile der Na¬ turwiſſenſchaft, welche ſchon von den Alten und vom Mittelalter gepflegt wurden, ſind gelaͤutert, erwei¬ tert und von hundert und aber hundert ſcharfſinnigen Entdeckern und fleißigen Sammlern ins Unendliche bereichert und vervollkommnet worden, ſondern man hat auch durch ganz neue Entdeckungen ganz neue Wiſſenſchaften begruͤndet, wie z. B. die vom Mag¬ netismus.
Sucht man indeß nach etwas Charakteriſtiſchem, was die Naturforſchung unſrer Zeit beſonders aus¬ zeichnet, ſo wird man es wohl in folgenden drei Mo¬ menten finden. Zuerſt in dem philoſophiſchen Cha¬ rakter, dem ſich die Naturkunde je laͤnger je weniger entziehen kann, in der Beziehung, in welche je eine Seite der Naturwiſſenſchaft zu der andern tritt, und in der Zuruͤckfuͤhrung aller einzelnen Forſchungen auf die Entdeckung eines einigen letzten Naturgeſetzes. So¬ dann iſt nicht zu verkennen, daß die Anthropologie unter allen uͤbrigen Naturwiſſenſchaften diejenige iſt, die jetzt im Gegenſatz gegen fruͤhere Zeiten als die vorherrſchende betrachtet werden darf, und unſer Zeit¬ alter deßfalls charakteriſirt. Die fruͤhere Naturfor¬ ſchung ging mehr darauf aus, die aͤußre Welt, den Kosmos zu ſtudiren, als den Menſchen, den Mikro¬ kosmos. Die Alten wußten viel von Aſtronomie, auch von der Kunde der Elemente, Metalle, Pflanzen und Thiere, doch wenig von Anatomie und noch we¬
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waͤre, alle haben unzaͤhlige und die beſten Bearbei¬
ter gefunden. Nicht allein diejenigen Theile der Na¬
turwiſſenſchaft, welche ſchon von den Alten und vom
Mittelalter gepflegt wurden, ſind gelaͤutert, erwei¬
tert und von hundert und aber hundert ſcharfſinnigen
Entdeckern und fleißigen Sammlern ins Unendliche
bereichert und vervollkommnet worden, ſondern man
hat auch durch ganz neue Entdeckungen ganz neue
Wiſſenſchaften begruͤndet, wie z. B. die vom Mag¬
netismus.
Sucht man indeß nach etwas Charakteriſtiſchem,
was die Naturforſchung unſrer Zeit beſonders aus¬
zeichnet, ſo wird man es wohl in folgenden drei Mo¬
menten finden. Zuerſt in dem philoſophiſchen Cha¬
rakter, dem ſich die Naturkunde je laͤnger je weniger
entziehen kann, in der Beziehung, in welche je eine
Seite der Naturwiſſenſchaft zu der andern tritt, und
in der Zuruͤckfuͤhrung aller einzelnen Forſchungen auf
die Entdeckung eines einigen letzten Naturgeſetzes. So¬
dann iſt nicht zu verkennen, daß die Anthropologie
unter allen uͤbrigen Naturwiſſenſchaften diejenige iſt,
die jetzt im Gegenſatz gegen fruͤhere Zeiten als die
vorherrſchende betrachtet werden darf, und unſer Zeit¬
alter deßfalls charakteriſirt. Die fruͤhere Naturfor¬
ſchung ging mehr darauf aus, die aͤußre Welt, den
Kosmos zu ſtudiren, als den Menſchen, den Mikro¬
kosmos. Die Alten wußten viel von Aſtronomie, auch
von der Kunde der Elemente, Metalle, Pflanzen
und Thiere, doch wenig von Anatomie und noch we¬
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Menzel, Wolfgang: Die deutsche Literatur. Bd. 2. Stuttgart, 1828, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_literatur02_1828/33>, abgerufen am 21.11.2024.
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