Ein Mehreres über Steinschüttungen und Senkstücke findet man in jedem größeren Werke über Wasserbau.
§. 25. Gründung auf Brunnen oder Pfeiler.
Jn Städten wo man bei Privatbauten keinen Pfahlrost ram- men darf, weil dadurch die Nachbarhäuser leiden würden; oder wenn man sowohl Pfahlrost als liegenden Rost noch zu kostspielig findet, gründet man oft auf eingesenkte Brunnen. Findet sich der feste Baugrund erst in einer beträchtlichen Tiefe, und trifft man schon frü- her auf Grundwasser, welches auszuschöpfen zu kostspielig sein würde, so ist die Gründung auf Brunnen ebenfalls zu empfehlen, wenn der feste Baugrund nicht über 18 bis 20 Fuß tief liegt. Taf. II. Fig. 29. bis 37. zeigt den Grundriß einer solchen Anlage an dem Gie- belende eines Gebäudes. Fig. 29. aa. ist ein Kranz, welcher aus doppelten 11/4 zölligen Brettern mit eisernen Nägeln in der Art zu- sammengenagelt wird, daß die Köpfe derselben, wie aus der Zeichnung ersichtlich, abwechseln.
Wenn das weiche Erdreich 6 -- 7 Fuß an der bestimmten Stelle des Brunnens ausgegraben worden ist, so wird gedachter Kranz wa- gerecht gelegt, und mit den Mauern des Brunnens von gewöhnlichen (besser aber von keilförmig gestrichenen) Steinen in Kalkmörtel der Anfang gemacht. Fig. 30. bei bbb. Jst der Brunnen 5 -- 6 Fuß aufgeführt, und man will zum Senken desselben schreiten, so wird das Mauerwerk nach Fig. 31. mit dünnen Brettern c. und einem Taue d. geschient (wie solches auch im Grundrisse in Fig. 32. zu bemerken ist), um bei dem Senken, wenn solches, wie es öfters der Fall ist, nicht in ganz senkrechter Richtung von Statten geht, das Verschieben und Auseinanderdrängen der Steine zu vermeiden. Nun- mehr wird das Wasser, welches sich im Brunnen gesammelt hat, ausgeschöpft und mit dem Senken der Anfang gemacht. Das unter dem Kranze vorhandene Erdreich wird nach Erforderniß mit einer Hacke oder mit einem Stoßeisen, wie die Brunnenmacher gebrauchen, losgestoßen, oder mit einem Spaten innerhalb des Umkreises des Kranzes 1 bis 11/2 Fuß tief ausgegraben, und der Brunnen sinkt, sobald ihm die Unterstützung genommen, bis auf den noch bestehen- den Boden hinab. Auf diese Art fährt man mit dem Senken so lange fort, bis der Kranz den festen Boden erreicht hat. Hierbei ist aber zu bemerken, daß wenn der geschiente obere Theil so weit hinunter gekommen ist, daß er vom Erdreich umschlossen wird, die Schienen abgenommen, und wieder um den höher aufgemauerten
Ein Mehreres über Steinſchüttungen und Senkſtücke findet man in jedem größeren Werke über Waſſerbau.
§. 25. Gründung auf Brunnen oder Pfeiler.
Jn Städten wo man bei Privatbauten keinen Pfahlroſt ram- men darf, weil dadurch die Nachbarhäuſer leiden würden; oder wenn man ſowohl Pfahlroſt als liegenden Roſt noch zu koſtſpielig findet, gründet man oft auf eingeſenkte Brunnen. Findet ſich der feſte Baugrund erſt in einer beträchtlichen Tiefe, und trifft man ſchon frü- her auf Grundwaſſer, welches auszuſchöpfen zu koſtſpielig ſein würde, ſo iſt die Gründung auf Brunnen ebenfalls zu empfehlen, wenn der feſte Baugrund nicht über 18 bis 20 Fuß tief liegt. Taf. II. Fig. 29. bis 37. zeigt den Grundriß einer ſolchen Anlage an dem Gie- belende eines Gebäudes. Fig. 29. aa. iſt ein Kranz, welcher aus doppelten 1¼ zölligen Brettern mit eiſernen Nägeln in der Art zu- ſammengenagelt wird, daß die Köpfe derſelben, wie aus der Zeichnung erſichtlich, abwechſeln.
Wenn das weiche Erdreich 6 — 7 Fuß an der beſtimmten Stelle des Brunnens ausgegraben worden iſt, ſo wird gedachter Kranz wa- gerecht gelegt, und mit den Mauern des Brunnens von gewöhnlichen (beſſer aber von keilförmig geſtrichenen) Steinen in Kalkmörtel der Anfang gemacht. Fig. 30. bei bbb. Jſt der Brunnen 5 — 6 Fuß aufgeführt, und man will zum Senken deſſelben ſchreiten, ſo wird das Mauerwerk nach Fig. 31. mit dünnen Brettern c. und einem Taue d. geſchient (wie ſolches auch im Grundriſſe in Fig. 32. zu bemerken iſt), um bei dem Senken, wenn ſolches, wie es öfters der Fall iſt, nicht in ganz ſenkrechter Richtung von Statten geht, das Verſchieben und Auseinanderdrängen der Steine zu vermeiden. Nun- mehr wird das Waſſer, welches ſich im Brunnen geſammelt hat, ausgeſchöpft und mit dem Senken der Anfang gemacht. Das unter dem Kranze vorhandene Erdreich wird nach Erforderniß mit einer Hacke oder mit einem Stoßeiſen, wie die Brunnenmacher gebrauchen, losgeſtoßen, oder mit einem Spaten innerhalb des Umkreiſes des Kranzes 1 bis 1½ Fuß tief ausgegraben, und der Brunnen ſinkt, ſobald ihm die Unterſtützung genommen, bis auf den noch beſtehen- den Boden hinab. Auf dieſe Art fährt man mit dem Senken ſo lange fort, bis der Kranz den feſten Boden erreicht hat. Hierbei iſt aber zu bemerken, daß wenn der geſchiente obere Theil ſo weit hinunter gekommen iſt, daß er vom Erdreich umſchloſſen wird, die Schienen abgenommen, und wieder um den höher aufgemauerten
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Ein Mehreres über Steinſchüttungen und Senkſtücke findet man
in jedem größeren Werke über Waſſerbau.
§. 25. Gründung auf Brunnen oder Pfeiler.
Jn Städten wo man bei Privatbauten keinen Pfahlroſt ram-
men darf, weil dadurch die Nachbarhäuſer leiden würden; oder wenn
man ſowohl Pfahlroſt als liegenden Roſt noch zu koſtſpielig findet,
gründet man oft auf eingeſenkte Brunnen. Findet ſich der feſte
Baugrund erſt in einer beträchtlichen Tiefe, und trifft man ſchon frü-
her auf Grundwaſſer, welches auszuſchöpfen zu koſtſpielig ſein würde,
ſo iſt die Gründung auf Brunnen ebenfalls zu empfehlen, wenn der
feſte Baugrund nicht über 18 bis 20 Fuß tief liegt. Taf. II. Fig.
29. bis 37. zeigt den Grundriß einer ſolchen Anlage an dem Gie-
belende eines Gebäudes. Fig. 29. aa. iſt ein Kranz, welcher aus
doppelten 1¼ zölligen Brettern mit eiſernen Nägeln in der Art zu-
ſammengenagelt wird, daß die Köpfe derſelben, wie aus der Zeichnung
erſichtlich, abwechſeln.
Wenn das weiche Erdreich 6 — 7 Fuß an der beſtimmten Stelle
des Brunnens ausgegraben worden iſt, ſo wird gedachter Kranz wa-
gerecht gelegt, und mit den Mauern des Brunnens von gewöhnlichen
(beſſer aber von keilförmig geſtrichenen) Steinen in Kalkmörtel der
Anfang gemacht. Fig. 30. bei bbb. Jſt der Brunnen 5 — 6 Fuß
aufgeführt, und man will zum Senken deſſelben ſchreiten, ſo wird
das Mauerwerk nach Fig. 31. mit dünnen Brettern c. und einem
Taue d. geſchient (wie ſolches auch im Grundriſſe in Fig. 32. zu
bemerken iſt), um bei dem Senken, wenn ſolches, wie es öfters der
Fall iſt, nicht in ganz ſenkrechter Richtung von Statten geht, das
Verſchieben und Auseinanderdrängen der Steine zu vermeiden. Nun-
mehr wird das Waſſer, welches ſich im Brunnen geſammelt hat,
ausgeſchöpft und mit dem Senken der Anfang gemacht. Das unter
dem Kranze vorhandene Erdreich wird nach Erforderniß mit einer
Hacke oder mit einem Stoßeiſen, wie die Brunnenmacher gebrauchen,
losgeſtoßen, oder mit einem Spaten innerhalb des Umkreiſes des
Kranzes 1 bis 1½ Fuß tief ausgegraben, und der Brunnen ſinkt,
ſobald ihm die Unterſtützung genommen, bis auf den noch beſtehen-
den Boden hinab. Auf dieſe Art fährt man mit dem Senken ſo
lange fort, bis der Kranz den feſten Boden erreicht hat. Hierbei
iſt aber zu bemerken, daß wenn der geſchiente obere Theil ſo weit
hinunter gekommen iſt, daß er vom Erdreich umſchloſſen wird, die
Schienen abgenommen, und wieder um den höher aufgemauerten
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Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847/110>, abgerufen am 21.11.2024.
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