aber auf eine solche Festigkeit bei den Fundamentmauern nicht zu rech- nen ist, so müssen die Gurtbogen nach Umständen einen halben, ei- nen ganzen, bis anderthalb Stein vorspringen, bis der Vorsprung mit der Kellermauer zusammen mindestens so stark ist, als 1/4 der lichten Gurtbogenbreite. Springt der Bogen wie in Fig. 93. aus der Mauer selbst vor, so spart man bei Aufführung der Widerlags- mauern einen Einschnitt xx. und yy., der die Breite des Gurtbo- gens und einen halben Stein zur Tiefe hat.
Dieser Einschnitt wird bis zum Anfange der Hintermauerung ohne Verzahnung, der obere Theil aber bis zur Gleiche des Gewölbes mit einer Verzahnung gemauert, wie in Fig. 93. gezeigt ist.
Hat man nun die Kellermauern bis 6 Zoll über die lichte Höhe des Gurtbogens aufgemauert, so müssen die Lehrbogen für die Gurten aufgestellt werden. Diese werden auf folgende Art angefertigt (Tafel IV. Fig. 88): Man befestigt 2 Bretter GG. und HI. so mit einander wie die Fig. 88. zeigt, macht darauf die beiden Schnur- schläge GG. und HI. genau rechtwinklig auf einander, und trägt die lichte Höhe des Gurtbogens über der Ausgleichung cd. (Fig. 90.) der Pfeiler aa. weniger 1 Zoll als Dicke der Schalung) von H. nach I.; so wie die halbe Weite weniger 1 Zoll auf beiden Seiten von H. nach G. und G. Auf dem Schnurschlage GG. bestimme man die beiden Punkte KK. in gleicher Entfernung von H., und zwar so, daß IK. = IK. gleich der halben Länge GG. werde. Jn diesen Punkten werden Nägel eingeschlagen, eine Schnur KLK' um dieselbe gelegt, welche ausgespannt bis I. reichen muß, und indem man mit einem Bleistift etc. an der fortwährend ausgespannten Schnur herumfährt, beschreibt der Stift die elliptische Linie GILG' für den Lehrbogen, der dann aus doppelt zusammengenagelten Brettern gefertigt wird (vergl. §. 38, 3). Für jeden Gurtbogen sind 2 solche Lehrbogen erforderlich, die dann auf Klötzen bb. (Fig. 89. und 92) an den bezeichneten Orten nebeneinander aufgestellt werden, und zwar 11/2 Zoll enger zusammen, als der Gurtbogen breit werden soll. Hierauf werden quer über die beiden Lehrbogen Schallatten oder -Bretter ge- legt, die aber auf beiden Seiten so weit vorstehen müssen, daß die ganze Verschalung die Breite des Gurtbogens erhält. Man vergesse hierbei nicht unter die Lehrbogen flache Keile unterzulegen, damit man sie beliebig lüften kann. Auch nagelt man gewöhnlich das Brettstück im Scheitel der Lehrbogen fest, um das Umfallen der Lehrbogen zu verhüten. Bevor man die Schlußsteine einlegt zieht man diese Nägel aus, weil dann die Last des Gewölbes den Lehrbogen schon festhält.
Menzel, der praktische Maurer. 13
aber auf eine ſolche Feſtigkeit bei den Fundamentmauern nicht zu rech- nen iſt, ſo müſſen die Gurtbogen nach Umſtänden einen halben, ei- nen ganzen, bis anderthalb Stein vorſpringen, bis der Vorſprung mit der Kellermauer zuſammen mindeſtens ſo ſtark iſt, als ¼ der lichten Gurtbogenbreite. Springt der Bogen wie in Fig. 93. aus der Mauer ſelbſt vor, ſo ſpart man bei Aufführung der Widerlags- mauern einen Einſchnitt xx. und yy., der die Breite des Gurtbo- gens und einen halben Stein zur Tiefe hat.
Dieſer Einſchnitt wird bis zum Anfange der Hintermauerung ohne Verzahnung, der obere Theil aber bis zur Gleiche des Gewölbes mit einer Verzahnung gemauert, wie in Fig. 93. gezeigt iſt.
Hat man nun die Kellermauern bis 6 Zoll über die lichte Höhe des Gurtbogens aufgemauert, ſo müſſen die Lehrbogen für die Gurten aufgeſtellt werden. Dieſe werden auf folgende Art angefertigt (Tafel IV. Fig. 88): Man befeſtigt 2 Bretter GG. und HI. ſo mit einander wie die Fig. 88. zeigt, macht darauf die beiden Schnur- ſchläge GG. und HI. genau rechtwinklig auf einander, und trägt die lichte Höhe des Gurtbogens über der Ausgleichung cd. (Fig. 90.) der Pfeiler aa. weniger 1 Zoll als Dicke der Schalung) von H. nach I.; ſo wie die halbe Weite weniger 1 Zoll auf beiden Seiten von H. nach G. und G. Auf dem Schnurſchlage GG. beſtimme man die beiden Punkte KK. in gleicher Entfernung von H., und zwar ſo, daß IK. = IK. gleich der halben Länge GG. werde. Jn dieſen Punkten werden Nägel eingeſchlagen, eine Schnur KLK′ um dieſelbe gelegt, welche ausgeſpannt bis I. reichen muß, und indem man mit einem Bleiſtift ꝛc. an der fortwährend ausgeſpannten Schnur herumfährt, beſchreibt der Stift die elliptiſche Linie GILG′ für den Lehrbogen, der dann aus doppelt zuſammengenagelten Brettern gefertigt wird (vergl. §. 38, 3). Für jeden Gurtbogen ſind 2 ſolche Lehrbogen erforderlich, die dann auf Klötzen bb. (Fig. 89. und 92) an den bezeichneten Orten nebeneinander aufgeſtellt werden, und zwar 1½ Zoll enger zuſammen, als der Gurtbogen breit werden ſoll. Hierauf werden quer über die beiden Lehrbogen Schallatten oder -Bretter ge- legt, die aber auf beiden Seiten ſo weit vorſtehen müſſen, daß die ganze Verſchalung die Breite des Gurtbogens erhält. Man vergeſſe hierbei nicht unter die Lehrbogen flache Keile unterzulegen, damit man ſie beliebig lüften kann. Auch nagelt man gewöhnlich das Brettſtück im Scheitel der Lehrbogen feſt, um das Umfallen der Lehrbogen zu verhüten. Bevor man die Schlußſteine einlegt zieht man dieſe Nägel aus, weil dann die Laſt des Gewölbes den Lehrbogen ſchon feſthält.
Menzel, der praktiſche Maurer. 13
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[193/0203]
aber auf eine ſolche Feſtigkeit bei den Fundamentmauern nicht zu rech-
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nen ganzen, bis anderthalb Stein vorſpringen, bis der Vorſprung
mit der Kellermauer zuſammen mindeſtens ſo ſtark iſt, als ¼ der
lichten Gurtbogenbreite. Springt der Bogen wie in Fig. 93. aus
der Mauer ſelbſt vor, ſo ſpart man bei Aufführung der Widerlags-
mauern einen Einſchnitt xx. und yy., der die Breite des Gurtbo-
gens und einen halben Stein zur Tiefe hat.
Dieſer Einſchnitt wird bis zum Anfange der Hintermauerung
ohne Verzahnung, der obere Theil aber bis zur Gleiche des Gewölbes
mit einer Verzahnung gemauert, wie in Fig. 93. gezeigt iſt.
Hat man nun die Kellermauern bis 6 Zoll über die lichte
Höhe des Gurtbogens aufgemauert, ſo müſſen die Lehrbogen für die
Gurten aufgeſtellt werden. Dieſe werden auf folgende Art angefertigt
(Tafel IV. Fig. 88): Man befeſtigt 2 Bretter GG. und HI. ſo mit
einander wie die Fig. 88. zeigt, macht darauf die beiden Schnur-
ſchläge GG. und HI. genau rechtwinklig auf einander, und trägt die lichte
Höhe des Gurtbogens über der Ausgleichung cd. (Fig. 90.) der Pfeiler
aa. weniger 1 Zoll als Dicke der Schalung) von H. nach I.; ſo
wie die halbe Weite weniger 1 Zoll auf beiden Seiten von H. nach
G. und G. Auf dem Schnurſchlage GG. beſtimme man die beiden
Punkte KK. in gleicher Entfernung von H., und zwar ſo, daß IK.
= IK. gleich der halben Länge GG. werde. Jn dieſen Punkten
werden Nägel eingeſchlagen, eine Schnur KLK′ um dieſelbe gelegt,
welche ausgeſpannt bis I. reichen muß, und indem man mit einem
Bleiſtift ꝛc. an der fortwährend ausgeſpannten Schnur herumfährt,
beſchreibt der Stift die elliptiſche Linie GILG′ für den Lehrbogen,
der dann aus doppelt zuſammengenagelten Brettern gefertigt wird
(vergl. §. 38, 3). Für jeden Gurtbogen ſind 2 ſolche Lehrbogen
erforderlich, die dann auf Klötzen bb. (Fig. 89. und 92) an den
bezeichneten Orten nebeneinander aufgeſtellt werden, und zwar 1½
Zoll enger zuſammen, als der Gurtbogen breit werden ſoll. Hierauf
werden quer über die beiden Lehrbogen Schallatten oder -Bretter ge-
legt, die aber auf beiden Seiten ſo weit vorſtehen müſſen, daß die
ganze Verſchalung die Breite des Gurtbogens erhält. Man vergeſſe
hierbei nicht unter die Lehrbogen flache Keile unterzulegen, damit man
ſie beliebig lüften kann. Auch nagelt man gewöhnlich das Brettſtück
im Scheitel der Lehrbogen feſt, um das Umfallen der Lehrbogen zu
verhüten. Bevor man die Schlußſteine einlegt zieht man dieſe Nägel
aus, weil dann die Laſt des Gewölbes den Lehrbogen ſchon feſthält.
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Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847/203>, abgerufen am 16.02.2025.
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