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Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847.

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geschlossen, so entsteht ein Kreisgewölbe. Seine Anwendung
wird es besonders in folgenden Fällen finden. Erstens bei großen
Brücken kann man, um den Untergrund ganz gleichmäßig
zu belasten,
die Bogen ganz kreisförmig einwölben, wie es unter
andern bei der noch aus der Römerzeit herstammenden Brücke ge-
schehen ist, die zu Rom unter dem Namen ponte di quatre Lagi
bekannt ist.

Ferner kann man von ganzen Kreisgewölben bei Fundamenten
der Gebäude Anwendung machen, ganz in derselben Absicht, um den
Untergrund gleichmäßig zu belasten, welches bekanntlich bei Halbkreis-
bogen die auf einzelnen Pfeilern stehen, nicht der Fall ist, indem
alsdann der Untergrund nur auf den Punkten gedrückt wird wo die
einzelnen Pfeiler zu stehen kommen. Man gewinnt aber durch die
erwähnte Kreiswölbung an Festigkeit, man spart das Material in den
Bogenöffnungen und gewinnt außerdem eine größere Festigkeit des
Mauerwerks als bei gerade durchgemauerten Schichten.

Sind die Fundamentmauern sehr hoch, so kann man den un-
teren Halbkreis der Gewölbe von dem oberen noch durch zwischenge-
mauerte kurze Pfeiler trennen, wodurch bei beinahe gleicher Festigkeit
noch mehr Material gespart wird.

6) Das eiförmige Gewölbe. Es leidet eine ähnliche An-
wendung wie der ganze Kreis.

Die Eiform ist eine der festesten welche es giebt, und bei dem
Londoner Tunnel hat sie eine Gewölbestärke von nur 11/2 Fuß rhl.
Die Spitze ist nach oben, als nach der Seite des stärksten Druckes
gerichtet. Nach diesem Beispiele hat man namentlich bei Eisenbahn-
tunneln die Eiform als Gewölbe vielfach mit großem Vortheil in An-
wendung gebracht.

§. 48. Das Spitzbogen- oder altdeutsche, auch gothische Ge-
wölbe genannt. Das eigentliche Kreuzgewölbe.

Seine Bogenform besteht aus zwei sich schneidenden Kreis-
stücken. Tafel VIII. Fig. 188. zeigt den Grundriß, Fig. 189. den
Querdurchschnitt eines solchen Gewölbes. Man sieht hieraus daß es
mit der Kreuzkappe (§. 44.) ein ganz gleiches System hat, nur mit
dem Unterschiede, daß der Bogen kein Halbkreis, sondern ein Spitz-
bogen ist. Hieraus aber erfolgen sehr wesentliche Ergebnisse für
das Ganze.

Der Spitzbogen ist an sich fester als der Halbkreis, weil die
Brechungsfuge dem Scheitel des Gewölbes näher rückt, und bei sehr

geſchloſſen, ſo entſteht ein Kreisgewölbe. Seine Anwendung
wird es beſonders in folgenden Fällen finden. Erſtens bei großen
Brücken kann man, um den Untergrund ganz gleichmäßig
zu belaſten,
die Bogen ganz kreisförmig einwölben, wie es unter
andern bei der noch aus der Römerzeit herſtammenden Brücke ge-
ſchehen iſt, die zu Rom unter dem Namen ponte di quatre Lagi
bekannt iſt.

Ferner kann man von ganzen Kreisgewölben bei Fundamenten
der Gebäude Anwendung machen, ganz in derſelben Abſicht, um den
Untergrund gleichmäßig zu belaſten, welches bekanntlich bei Halbkreis-
bogen die auf einzelnen Pfeilern ſtehen, nicht der Fall iſt, indem
alsdann der Untergrund nur auf den Punkten gedrückt wird wo die
einzelnen Pfeiler zu ſtehen kommen. Man gewinnt aber durch die
erwähnte Kreiswölbung an Feſtigkeit, man ſpart das Material in den
Bogenöffnungen und gewinnt außerdem eine größere Feſtigkeit des
Mauerwerks als bei gerade durchgemauerten Schichten.

Sind die Fundamentmauern ſehr hoch, ſo kann man den un-
teren Halbkreis der Gewölbe von dem oberen noch durch zwiſchenge-
mauerte kurze Pfeiler trennen, wodurch bei beinahe gleicher Feſtigkeit
noch mehr Material geſpart wird.

6) Das eiförmige Gewölbe. Es leidet eine ähnliche An-
wendung wie der ganze Kreis.

Die Eiform iſt eine der feſteſten welche es giebt, und bei dem
Londoner Tunnel hat ſie eine Gewölbeſtärke von nur 1½ Fuß rhl.
Die Spitze iſt nach oben, als nach der Seite des ſtärkſten Druckes
gerichtet. Nach dieſem Beiſpiele hat man namentlich bei Eiſenbahn-
tunneln die Eiform als Gewölbe vielfach mit großem Vortheil in An-
wendung gebracht.

§. 48. Das Spitzbogen- oder altdeutſche, auch gothiſche Ge-
wölbe genannt. Das eigentliche Kreuzgewölbe.

Seine Bogenform beſteht aus zwei ſich ſchneidenden Kreis-
ſtücken. Tafel VIII. Fig. 188. zeigt den Grundriß, Fig. 189. den
Querdurchſchnitt eines ſolchen Gewölbes. Man ſieht hieraus daß es
mit der Kreuzkappe (§. 44.) ein ganz gleiches Syſtem hat, nur mit
dem Unterſchiede, daß der Bogen kein Halbkreis, ſondern ein Spitz-
bogen iſt. Hieraus aber erfolgen ſehr weſentliche Ergebniſſe für
das Ganze.

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[212/0222] geſchloſſen, ſo entſteht ein Kreisgewölbe. Seine Anwendung wird es beſonders in folgenden Fällen finden. Erſtens bei großen Brücken kann man, um den Untergrund ganz gleichmäßig zu belaſten, die Bogen ganz kreisförmig einwölben, wie es unter andern bei der noch aus der Römerzeit herſtammenden Brücke ge- ſchehen iſt, die zu Rom unter dem Namen ponte di quatre Lagi bekannt iſt. Ferner kann man von ganzen Kreisgewölben bei Fundamenten der Gebäude Anwendung machen, ganz in derſelben Abſicht, um den Untergrund gleichmäßig zu belaſten, welches bekanntlich bei Halbkreis- bogen die auf einzelnen Pfeilern ſtehen, nicht der Fall iſt, indem alsdann der Untergrund nur auf den Punkten gedrückt wird wo die einzelnen Pfeiler zu ſtehen kommen. Man gewinnt aber durch die erwähnte Kreiswölbung an Feſtigkeit, man ſpart das Material in den Bogenöffnungen und gewinnt außerdem eine größere Feſtigkeit des Mauerwerks als bei gerade durchgemauerten Schichten. Sind die Fundamentmauern ſehr hoch, ſo kann man den un- teren Halbkreis der Gewölbe von dem oberen noch durch zwiſchenge- mauerte kurze Pfeiler trennen, wodurch bei beinahe gleicher Feſtigkeit noch mehr Material geſpart wird. 6) Das eiförmige Gewölbe. Es leidet eine ähnliche An- wendung wie der ganze Kreis. Die Eiform iſt eine der feſteſten welche es giebt, und bei dem Londoner Tunnel hat ſie eine Gewölbeſtärke von nur 1½ Fuß rhl. Die Spitze iſt nach oben, als nach der Seite des ſtärkſten Druckes gerichtet. Nach dieſem Beiſpiele hat man namentlich bei Eiſenbahn- tunneln die Eiform als Gewölbe vielfach mit großem Vortheil in An- wendung gebracht. §. 48. Das Spitzbogen- oder altdeutſche, auch gothiſche Ge- wölbe genannt. Das eigentliche Kreuzgewölbe. Seine Bogenform beſteht aus zwei ſich ſchneidenden Kreis- ſtücken. Tafel VIII. Fig. 188. zeigt den Grundriß, Fig. 189. den Querdurchſchnitt eines ſolchen Gewölbes. Man ſieht hieraus daß es mit der Kreuzkappe (§. 44.) ein ganz gleiches Syſtem hat, nur mit dem Unterſchiede, daß der Bogen kein Halbkreis, ſondern ein Spitz- bogen iſt. Hieraus aber erfolgen ſehr weſentliche Ergebniſſe für das Ganze. Der Spitzbogen iſt an ſich feſter als der Halbkreis, weil die Brechungsfuge dem Scheitel des Gewölbes näher rückt, und bei ſehr

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Zitationshilfe: Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847/222>, abgerufen am 24.11.2024.