dert wurde, und demnach auch die Widerlager schwächer werden konn- ten, als wenn man gebrannte Mauersteine oder gar Hausteine zur Wölbung verwendet hätte.
Man hat dergleichen Wölbungen zur Römerzeit sowohl zu Gurt- bogen (wie bei Stadtthoren), als auch zu Kuppeln und andern Ge- wölben benutzt. Die Töpfe haben gewöhnlich die Form eines Cylin- ders, auf einem Ende offen, am andern mit einer Spitze versehen, um in einander geschoben werden zu können. Jhr Durchmesser ist verschieden, die kleinsten sind etwa 3 Zoll Diam. und ihre Länge mit der Spitze etwa 6--7 Zoll. Man hatte auch größere Töpfe von etwa 2 5/6 Fuß lang und etwa 2/3 davon zum Durchmesser, welche zur Hintermauerung der eigentlichen Topfgewölbe angewendet wurden.
Fig. 190. zeigt eine Hälfte des Durchschnittes der mittleren Kuppel in der Kirche St. Vitale zu Ravenna, welche im 6ten Jahr- hundert erbaut ist. Der mittlere Raum, welcher, wie die ganze Kir- che, im Grundrisse die Form eines regelmäßigen Achtecks hat, ist oben mit einem halbkugelförmigen Topfgewölbe von circa 50 Fuß Durch- messer bedeckt, was über die anderen Theile des Gebäudes emporra- gend eine Laterne bildet. Das Gewölbe besteht oben aus zwei, und unten an den Widerlagern aus drei Lagen von Töpfen, die spiralför- mig (wie in Fig. 191.) ineinander gefügt sind. Die einzelnen Töpfe haben 3 Zoll Durchmesser und 6--7 Zoll Länge, sie sind außerhalb schraubenartig gefurcht, und an dem offnen Ende mit einem vorstehen- den Rande versehen. Sowohl die Hintermauerung dieser Kuppel, als auch die senkrechten Widerlager derselben, sind aus aufrecht stehenden Henkeltöpfen gebildet (Fig. 192 A. und B.). Bei A. ist ein solcher Topf in der äußern Ansicht, bei B. im Durchschnitt gezeichnet. Sie haben 8 Zoll Durchmesser und 22 Zoll Länge. Hier sowohl wie in der Kuppel sind die Zwischenräume der Töpfe mit einem Guß von Puzzolane ausgefüllt (§. 16. g.).
Jn der neusten Zeit hat man in Frankreich wieder angefangen, Anwendung von diesen Topfgewölben zu machen, und sie unter andern vorzüglich dazu benutzt, gerade feuerfeste Decken daraus zu bilden; da aber solche scheitrechte Gewölbe, für größere Räume, sich nicht würden frei getragen haben, war man genöthigt, die hohlen Steine oder Töpfe auf eiserne Gerüste zu setzen, die Töpfe wurden mit Gyps vergossen.
Der erste Versuch mit der Erneuerung des Topfbaues wurde in der großen Branntweinshalle (halle a l'eau de vie) gemacht, wo es darauf ankam, über den zur Aufbewahrung des Branntweins bestimm-
dert wurde, und demnach auch die Widerlager ſchwächer werden konn- ten, als wenn man gebrannte Mauerſteine oder gar Hauſteine zur Wölbung verwendet hätte.
Man hat dergleichen Wölbungen zur Römerzeit ſowohl zu Gurt- bogen (wie bei Stadtthoren), als auch zu Kuppeln und andern Ge- wölben benutzt. Die Töpfe haben gewöhnlich die Form eines Cylin- ders, auf einem Ende offen, am andern mit einer Spitze verſehen, um in einander geſchoben werden zu können. Jhr Durchmeſſer iſt verſchieden, die kleinſten ſind etwa 3 Zoll Diam. und ihre Länge mit der Spitze etwa 6—7 Zoll. Man hatte auch größere Töpfe von etwa 2⅚ Fuß lang und etwa ⅔ davon zum Durchmeſſer, welche zur Hintermauerung der eigentlichen Topfgewölbe angewendet wurden.
Fig. 190. zeigt eine Hälfte des Durchſchnittes der mittleren Kuppel in der Kirche St. Vitale zu Ravenna, welche im 6ten Jahr- hundert erbaut iſt. Der mittlere Raum, welcher, wie die ganze Kir- che, im Grundriſſe die Form eines regelmäßigen Achtecks hat, iſt oben mit einem halbkugelförmigen Topfgewölbe von circa 50 Fuß Durch- meſſer bedeckt, was über die anderen Theile des Gebäudes emporra- gend eine Laterne bildet. Das Gewölbe beſteht oben aus zwei, und unten an den Widerlagern aus drei Lagen von Töpfen, die ſpiralför- mig (wie in Fig. 191.) ineinander gefügt ſind. Die einzelnen Töpfe haben 3 Zoll Durchmeſſer und 6—7 Zoll Länge, ſie ſind außerhalb ſchraubenartig gefurcht, und an dem offnen Ende mit einem vorſtehen- den Rande verſehen. Sowohl die Hintermauerung dieſer Kuppel, als auch die ſenkrechten Widerlager derſelben, ſind aus aufrecht ſtehenden Henkeltöpfen gebildet (Fig. 192 A. und B.). Bei A. iſt ein ſolcher Topf in der äußern Anſicht, bei B. im Durchſchnitt gezeichnet. Sie haben 8 Zoll Durchmeſſer und 22 Zoll Länge. Hier ſowohl wie in der Kuppel ſind die Zwiſchenräume der Töpfe mit einem Guß von Puzzolane ausgefüllt (§. 16. g.).
Jn der neuſten Zeit hat man in Frankreich wieder angefangen, Anwendung von dieſen Topfgewölben zu machen, und ſie unter andern vorzüglich dazu benutzt, gerade feuerfeſte Decken daraus zu bilden; da aber ſolche ſcheitrechte Gewölbe, für größere Räume, ſich nicht würden frei getragen haben, war man genöthigt, die hohlen Steine oder Töpfe auf eiſerne Gerüſte zu ſetzen, die Töpfe wurden mit Gyps vergoſſen.
Der erſte Verſuch mit der Erneuerung des Topfbaues wurde in der großen Branntweinshalle (halle à l’eau de vie) gemacht, wo es darauf ankam, über den zur Aufbewahrung des Branntweins beſtimm-
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dert wurde, und demnach auch die Widerlager ſchwächer werden konn-
ten, als wenn man gebrannte Mauerſteine oder gar Hauſteine zur
Wölbung verwendet hätte.
Man hat dergleichen Wölbungen zur Römerzeit ſowohl zu Gurt-
bogen (wie bei Stadtthoren), als auch zu Kuppeln und andern Ge-
wölben benutzt. Die Töpfe haben gewöhnlich die Form eines Cylin-
ders, auf einem Ende offen, am andern mit einer Spitze verſehen,
um in einander geſchoben werden zu können. Jhr Durchmeſſer iſt
verſchieden, die kleinſten ſind etwa 3 Zoll Diam. und ihre Länge mit
der Spitze etwa 6—7 Zoll. Man hatte auch größere Töpfe von
etwa 2⅚ Fuß lang und etwa ⅔ davon zum Durchmeſſer, welche zur
Hintermauerung der eigentlichen Topfgewölbe angewendet wurden.
Fig. 190. zeigt eine Hälfte des Durchſchnittes der mittleren
Kuppel in der Kirche St. Vitale zu Ravenna, welche im 6ten Jahr-
hundert erbaut iſt. Der mittlere Raum, welcher, wie die ganze Kir-
che, im Grundriſſe die Form eines regelmäßigen Achtecks hat, iſt oben
mit einem halbkugelförmigen Topfgewölbe von circa 50 Fuß Durch-
meſſer bedeckt, was über die anderen Theile des Gebäudes emporra-
gend eine Laterne bildet. Das Gewölbe beſteht oben aus zwei, und
unten an den Widerlagern aus drei Lagen von Töpfen, die ſpiralför-
mig (wie in Fig. 191.) ineinander gefügt ſind. Die einzelnen Töpfe
haben 3 Zoll Durchmeſſer und 6—7 Zoll Länge, ſie ſind außerhalb
ſchraubenartig gefurcht, und an dem offnen Ende mit einem vorſtehen-
den Rande verſehen. Sowohl die Hintermauerung dieſer Kuppel, als
auch die ſenkrechten Widerlager derſelben, ſind aus aufrecht ſtehenden
Henkeltöpfen gebildet (Fig. 192 A. und B.). Bei A. iſt ein ſolcher
Topf in der äußern Anſicht, bei B. im Durchſchnitt gezeichnet. Sie
haben 8 Zoll Durchmeſſer und 22 Zoll Länge. Hier ſowohl wie in
der Kuppel ſind die Zwiſchenräume der Töpfe mit einem Guß von
Puzzolane ausgefüllt (§. 16. g.).
Jn der neuſten Zeit hat man in Frankreich wieder angefangen,
Anwendung von dieſen Topfgewölben zu machen, und ſie unter andern
vorzüglich dazu benutzt, gerade feuerfeſte Decken daraus zu bilden; da
aber ſolche ſcheitrechte Gewölbe, für größere Räume, ſich nicht würden
frei getragen haben, war man genöthigt, die hohlen Steine oder
Töpfe auf eiſerne Gerüſte zu ſetzen, die Töpfe wurden mit Gyps
vergoſſen.
Der erſte Verſuch mit der Erneuerung des Topfbaues wurde in
der großen Branntweinshalle (halle à l’eau de vie) gemacht, wo es
darauf ankam, über den zur Aufbewahrung des Branntweins beſtimm-
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Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847/229>, abgerufen am 24.11.2024.
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