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Mesmer, Franz Anton: Abhandlung über die Entdeckung des thierischen Magnetismus. Carlsruhe, 1781.

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Allein, diß verlohr sich, in dem Maas, wie ihre
Augen mehr Licht ertragen lernten. Bißher wa-
ren die zur Bewegung des Augs bestimmte Mus-
keln von ihr nicht gebraucht worden. Man muß-
te sie also ihren Gebrauch kennen lernen, damit
sie die Augen nach Gefallen bewegen, Gegen-
stände aufsuchen, erblicken, fest fassen, und ihre
Lage beurtheilen lernte. Die hiebey nöthige un-
zählige Bemühungen, lassen sich nicht beschrei-
ben, und es kostete desto mehr Schwierigkeit, da
sie oft durch melancholische Anfälle, eine Folge
ihrer Krankheit, unterbrochen wurden.

Den 9. Febr. machte Herr Mesmer den ersten
Versuch ihr Figuren und Bewegungen zu zeigen.
Er tratt selbst in einem etwas dunkeln Zimmer vor
sie hin. Jm Anfang erschrack sie über die mensch-
liche Gestalt, die Nase kam ihr lächerlich vor,
und mehrere Tage konnte sie dieselbe nicht ohne
ein lautes Gelächter ansehen. Sie verlangte, ei-
nen Hund, der ihr sehr lieb war, zu sehen, und
diß Thier gefiel ihr besser als der Mensch. Da
sie von keiner Figur den Namen wußte, so zeich-
nete sie den Umriß sehr genau mit dem Finger.
Am schwersten hielt es, ihr zu zeigen, wie sie das
Gesehne befühlen und diese beyde Sinne mit
einander verbinden müßte. Sie hatte gar keinen
Begrif von der Entfernung, alles, es mochte so
weit weg seyn als es wollte, hielt sie für gleich
nahe, und die Gegenstände schienen sich ihr in dem
Maas, zu vergrössern, wie sie sich ihnen näherte.

Die beständige Uebung, die sie anstellen mußte,
ihre Ungeschicklichkeit zu verbessern, und die Men-
ge von Dingen die sie zu lernen hatte, ärgerten
sie oft so sehr, daß sie sich fast wünschte wieder
blind zu seyn, um so mehr, da man, in diesem

Allein, diß verlohr ſich, in dem Maas, wie ihre
Augen mehr Licht ertragen lernten. Bißher wa-
ren die zur Bewegung des Augs beſtimmte Mus-
keln von ihr nicht gebraucht worden. Man muß-
te ſie alſo ihren Gebrauch kennen lernen, damit
ſie die Augen nach Gefallen bewegen, Gegen-
ſtaͤnde aufſuchen, erblicken, feſt faſſen, und ihre
Lage beurtheilen lernte. Die hiebey noͤthige un-
zaͤhlige Bemuͤhungen, laſſen ſich nicht beſchrei-
ben, und es koſtete deſto mehr Schwierigkeit, da
ſie oft durch melancholiſche Anfaͤlle, eine Folge
ihrer Krankheit, unterbrochen wurden.

Den 9. Febr. machte Herr Meſmer den erſten
Verſuch ihr Figuren und Bewegungen zu zeigen.
Er tratt ſelbſt in einem etwas dunkeln Zimmer vor
ſie hin. Jm Anfang erſchrack ſie uͤber die menſch-
liche Geſtalt, die Naſe kam ihr laͤcherlich vor,
und mehrere Tage konnte ſie dieſelbe nicht ohne
ein lautes Gelaͤchter anſehen. Sie verlangte, ei-
nen Hund, der ihr ſehr lieb war, zu ſehen, und
diß Thier gefiel ihr beſſer als der Menſch. Da
ſie von keiner Figur den Namen wußte, ſo zeich-
nete ſie den Umriß ſehr genau mit dem Finger.
Am ſchwerſten hielt es, ihr zu zeigen, wie ſie das
Geſehne befuͤhlen und dieſe beyde Sinne mit
einander verbinden muͤßte. Sie hatte gar keinen
Begrif von der Entfernung, alles, es mochte ſo
weit weg ſeyn als es wollte, hielt ſie fuͤr gleich
nahe, und die Gegenſtaͤnde ſchienen ſich ihr in dem
Maas, zu vergroͤſſern, wie ſie ſich ihnen naͤherte.

Die beſtaͤndige Uebung, die ſie anſtellen mußte,
ihre Ungeſchicklichkeit zu verbeſſern, und die Men-
ge von Dingen die ſie zu lernen hatte, aͤrgerten
ſie oft ſo ſehr, daß ſie ſich faſt wuͤnſchte wieder
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[63/0067] Allein, diß verlohr ſich, in dem Maas, wie ihre Augen mehr Licht ertragen lernten. Bißher wa- ren die zur Bewegung des Augs beſtimmte Mus- keln von ihr nicht gebraucht worden. Man muß- te ſie alſo ihren Gebrauch kennen lernen, damit ſie die Augen nach Gefallen bewegen, Gegen- ſtaͤnde aufſuchen, erblicken, feſt faſſen, und ihre Lage beurtheilen lernte. Die hiebey noͤthige un- zaͤhlige Bemuͤhungen, laſſen ſich nicht beſchrei- ben, und es koſtete deſto mehr Schwierigkeit, da ſie oft durch melancholiſche Anfaͤlle, eine Folge ihrer Krankheit, unterbrochen wurden. Den 9. Febr. machte Herr Meſmer den erſten Verſuch ihr Figuren und Bewegungen zu zeigen. Er tratt ſelbſt in einem etwas dunkeln Zimmer vor ſie hin. Jm Anfang erſchrack ſie uͤber die menſch- liche Geſtalt, die Naſe kam ihr laͤcherlich vor, und mehrere Tage konnte ſie dieſelbe nicht ohne ein lautes Gelaͤchter anſehen. Sie verlangte, ei- nen Hund, der ihr ſehr lieb war, zu ſehen, und diß Thier gefiel ihr beſſer als der Menſch. Da ſie von keiner Figur den Namen wußte, ſo zeich- nete ſie den Umriß ſehr genau mit dem Finger. Am ſchwerſten hielt es, ihr zu zeigen, wie ſie das Geſehne befuͤhlen und dieſe beyde Sinne mit einander verbinden muͤßte. Sie hatte gar keinen Begrif von der Entfernung, alles, es mochte ſo weit weg ſeyn als es wollte, hielt ſie fuͤr gleich nahe, und die Gegenſtaͤnde ſchienen ſich ihr in dem Maas, zu vergroͤſſern, wie ſie ſich ihnen naͤherte. Die beſtaͤndige Uebung, die ſie anſtellen mußte, ihre Ungeſchicklichkeit zu verbeſſern, und die Men- ge von Dingen die ſie zu lernen hatte, aͤrgerten ſie oft ſo ſehr, daß ſie ſich faſt wuͤnſchte wieder blind zu ſeyn, um ſo mehr, da man, in dieſem

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Zitationshilfe: Mesmer, Franz Anton: Abhandlung über die Entdeckung des thierischen Magnetismus. Carlsruhe, 1781, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mesmer_magnetismus_1781/67>, abgerufen am 21.11.2024.